Regionalliga-Spiel wirkt nach: Steinbach-Coach Alipour ärgert sich, Balingens Akkaya auch

Von Marcel Schlegel

Nach dem 1:0-Sieg in Balingen trat Steinbachs Trainer Adrian Alipour nach. Auch die Fußballer der TSG hatten am Gegner etwas auszusetzen. Dessen ungeachtet bleiben die Hessen das Nonplusultra der Regionalliga Südwest.

Regionalliga-Spiel wirkt nach: Steinbach-Coach Alipour ärgert sich, Balingens Akkaya auch

Nach dem 0:1 der TSG Balingen gegen den TSV Steinbach Haiger beklagte sich der Gästecoach über den sandigen Rasen in der Bizerba-Arena. Für Kaan Akkaya (rechts) waren die Manieren des Gegners „unterste Schublade“.

Adrian Alipour war angefressen. Nicht auf seine Spieler vom TSV Steinbach Haiger. Nein, der Balinger Rasen erzürnte den TSV-Trainer so nachhaltig, dass ihm der Auswärtssieg zunächst einigermaßen gleichgültig zu sein schien. „Dieser Skandalplatz hat in keinster Weise ein Fußballspiel zugelassen“, sagte der 41-Jährige. „Der Platz ist eine bodenlose Frechheit.“ Entsprechend habe seine Elf in der ersten Halbzeit „auch total schlecht gespielt“. Der gebürtige Dortmunder, der aus dem heimischen Sibre-Sportzentrum feinste Rasenqualität gewohnt ist, hatte natürlich nicht Unrecht, zumindest inhaltlich. Denn das Grün in der Bizerba-Arena sah tatsächlich schon bessere Tage, war mit Sand aufgefüllt, holprig und störte regelmäßig den Spielfluss, auf beiden Seiten.

Der Ton macht die Musik

Doch der Ton macht bekanntlich die Musik. Und mit der Tonlage, die der Trainer des mäzenfinanzierten Vollprofiklubs auf der Pressekonferenz vor der Tribüne anschlug, wollte er seinem Ärger wohl bewusst öffentlich Luft machen. Denn Alipour entschied sich am Freitag gegen die souveräne Gelassenheit des Siegers und legte die „bodenlose Frechheit“ stattdessen ein zweites Mal nach, nicht ohne dem Ganzen in der Aussprache noch eine gewisse explizite Wucht mitzugeben.

So lief die Partie – der Spielbericht.

Er erntete von den Zuschauern auf der Tribüne: schelmische Zwischenrufe, die den Profis aus Mittelhessen zusammengefasst Arroganz attestierten und natürlich allerhand kaum zitierfähige Schmährufe.

Tribünen-Pfiffe gegen Alipour

Begleitet von Pfiffen fuhr Alipour mit seiner Quasi-Analyse fort: Spielerische Lösungen seien nicht möglich gewesen, also habe er seine Elf im zweiten Durchgang angewiesen, auf lange und zweite Bälle zu gehen. Das Konzept ging auf: Nach einer Ecke und einem Kopfball hielt Steinbachs Torjäger Enis Bytyqi den Fuß rein – das 0:1 gut 20 Minuten vor Schluss.

Man will sich gar nicht ausmalen, wie miserabel die Laune von Alipour gewesen wäre, hätte der eingewechselte Balinger Daniel Seemann in der 89. Minute nicht den Pfosten des Steinbacher Tores, sondern eben letzteres getroffen und dem TSV neben der Laune auch den Auswärts-„Dreier“ versaut. Denn unverdient wäre auch ein Balinger Punktgewinn nicht gewesen. Die TSG, die nun mit neun Punkten auf Regionalliga-Platz 13 zurückfiel, hatte eine gute erste Hälfte gezeigt, stand aber nach dem Seitenwechsel unter Dauerdruck.

„Ich finde, wir haben eine überragende erste Halbzeit gespielt. Ich kann mich an keine Chance der Steinbacher erinnern“, sagte Balingens Verteidiger Jonas Vogler nach dem Spiel. „In der zweiten Hälfte haben die Steinbacher auf lange Bälle gesetzt. Das Gegentor nach der Ecke war einfach bitter. Im Endeffekt war ein Punkt drin für uns.“

Szene für Szene – der Ticker zum Spiel.

Auch sein Verteidigerkollege Tim Wöhrle fand, dass „wir das ordentlich gemacht haben“. Auch die Steinbacher Druckphase zu Anfang der zweiten Halbzeit habe sein Team gut überstanden. „Das Gegentor war bitter – und am Ende des Tages kann die Partie auch anders laufen.“

Akkaya: „Steinbach feldüberlegen, aber ideenlos“

Kaan Akkaya nun hatte sich Alipours Pressestatement vom Platz aus angehört und stellte fest, dass die Rasen-Ausführungen des Gegner-Trainers am Ende eine Ausrede für eine, wie er fand, glanzlose Leistung des Tabellenführers gewesen sei. „Klar ist das kein toller Platz. Aber beide Mannschaften müssen drauf spielen“, meinte der TSG-Offensive. „Wir hatten im ersten Durchgang die besseren Ansätze und Chancen. Mit etwas Glück gehen wir in Führung.“ Nach der Pause sah er ein „Kampfspiel“, so Akkaya. „Steinbach war feldüberlegen, aber ideenlos. Die haben jeden Ball nach vorne geschlagen. Dass das Spiel nach einem Standard entschieden wird, ist etwas traurig.“

Der TSV Steinbach, so resümierte der Linksfuß, werde im Rennen um die Regionalliga-Meisterschaft sicher ganz oben mitspielen. „Aber charakterlich sind sie unten anzusiedeln. Was da auf dem Platz gesprochen wurde, deren Manieren – unterste Schublade.“