Zollernalbkreis

Regen und Sonnenschein verboten: Ungewöhnliche Aktion für mehr Sicherheit im Verkehr

18.09.2020

Regen und Sonnenschein verboten: Ungewöhnliche Aktion für mehr Sicherheit im Verkehr

© Verkehrsministerium

In Winterlingen ist Regen verboten.

Auf Parkplätzen zwischen Albstadt-Ebingen und Bitz, bei Blättringen und zwischen Burladingen und Hausen, ziehen drei besondere Warnschilder seit kurzem viele Blicke auf sich. Die Schilder weisen auf ein vermeintliches Verbot von Sonnenschein und Regen an diesen Stellen hin.

Was es mit den kuriosen Schildern auf sich hat, verrät das baden-württembergische Verkehrsministerium. Mehr als 100 Schilder wurden im Rahmen der Verkehrssicherheitskampagne „Vorsicht.Rücksicht.Umsicht“ im Land aufgestellt. Die Schilder sind aus Recycling-Material hergestellt, nach Abschluss der Aktion werden sie komplett recycelt und die Pfosten wiederverwendet. Doch zunächst werden die Schilder bis zum Spätherbst Aufmerksamkeit für die Gefahren auf Landstraßen schaffen.

Kein erhobener Zeigefinger

Die Aktion soll bewusst „ohne erhobenen Zeigefinger“ auskommen, so die Intention des Verkehrsministeriums. Stattdessen folge „mit einem Augenzwinkern“ dann der Hinweis auf den Schildern, dass dieses Verbot selbstverständlich unbeachtet bleiben wird – und Verkehrsteilnehmer deshalb aufgerufen sind, ihre Geschwindigkeit den Gegebenheiten anzupassen.

Die Aktion hat gleichwohl einen ernsten Hintergrund: „Die tief stehende Sonne, eine nasse Fahrbahn und Wildwechsel können für Verkehrsteilnehmer zur Gefahr werden, wenn sie ihre Geschwindigkeit nicht reduzieren – insbesondere außerorts“, erläutert ein Ministeriumssprecher.

Geschwindigkeit reduzieren

„Die Geschwindigkeit zu senken kann Leben retten und ist außerorts besonders wichtig“, sagt Verkehrsminister Winfried Hermann. Man appelliere daher an alle Verkehrsteilnehmer: „Achten Sie auf Faktoren wie Nässe, Lichtverhältnisse oder möglichen Wildwechsel und reduzieren Sie Ihre Geschwindigkeit – auch unter die zulässige Höchstgeschwindigkeit.“

Viele Todesfälle außerorts

Tatsächlich ist es statistisch betrachtet so, dass sich bei sogenannten Geschwindigkeitsunfällen außerorts Verkehrsteilnehmer in vielen Fällen innerhalb der zulässigen Höchstgeschwindigkeit befinden, aber die Geschwindigkeit nicht den äußeren Bedingungen anpassen. Außerhalb von Ortschaften ereigneten sich zwar insgesamt nur rund ein Drittel der Verkehrsunfälle, jedoch verunglücken dort dreimal so viele Menschen tödlich wie innerorts, haben die Verkehrsexperten erhoben. Besonders häufig betroffen seien Motorradfahrer – auch ihnen sollen die Schilder das Anpassen der Geschwindigkeit ins Gedächtnis rufen.

Start war Anfang August

Wer nun glaubt, die aktuelle Kampagne sei eine rasche Reaktion des Verkehrsministeriums auf den Unfall von Ministerpräsident Kretschmann auf regennasser Fahrbahn vor rund drei Wochen, der irrt. Vorgestellt worden waren die Schilder und die gesamte Kampagne bereits Anfang August, also vor diesem Schleuderunfall. Bei einem nachfolgenden Unfall an selber Stelle auf der A81 bei Boxberg war ein einjähriges Kind ums Leben gekommen.

Schwerpunkt Landstraße

Die mehrjährige Verkehrssicherheitskampagne „Vorsicht.Rücksicht.Umsicht. ist 2019 gestartet worden. Damals lag der Schwerpunkt auf Unfällen im ruhenden Verkehr. In diesem Jahr wird das Schwerpunktthema „Sichere Landstraße“ in den Mittelpunkt gerückt, da Landstraßen einen Unfallschwerpunkt darstellen. Unter Landstraßen versteht das Verkehrsministerium Straßen aller Art außerhalb geschlossener Ortschaften ohne Bundesautobahnen. Im Jahr 2019 kamen hier 281 von insgesamt 437 im Straßenverkehr getötete Menschen ums Leben.

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