Fußball

Ralf Volkwein vermisst die Härte im TSG-Spiel: „Uns fehlen momentan einfach die Typen“

02.09.2019

Von Marcel Schlegel

Ralf Volkwein vermisst die Härte im TSG-Spiel: „Uns fehlen momentan einfach die Typen“

© Eibner

Marc Pettenkofer absolvierte nach einer langen Verletzungspause sein zweites Regionalliga-Spiel in dieser Saison. Auch ihm wollte über Außen nicht so richtig viel gelingen.

Bisher hatte der TSG Balingen in der laufenden Regionalliga-Saison meist eine Sache zum Erfolg gefehlt: mal das Glück im Abschluss, dann die defensive Stabilität, schließlich die Qualität im Angriff.

Am Samstag, als der sieglose Tabellendrittletzte gegen Aufsteiger FC Gießen mit 0:1 unterlag, ließen die Balinger alle Tugenden vermissen, für die sie ligaweit gefürchtet waren: für Laufbereitschaft, Leidenschaft und Willensstärke, für eine gesunde Portion Härte und für überfallartige Konter.

Zwar gewohnt sachlich, aber gleichwohl schonungslos arbeitete Trainer Ralf Volkwein die sechste Balinger Niederlage im siebten Saisonspiel auf. Volkwein, dessen Team am Freitag (19 Uhr) in Ulm gastiert, verwies darauf, dass seine Elf konditionell geschlaucht sei – das ist das eine.

Doch ließ er auch durchblicken, dass der Truppe aktuell phasenweise auch schlichtweg die Qualität für die vierte Liga abgeht – und logisch, das eine bedingt das andere. Vor allem identifizierte Volkwein ein markantes Defizit: „Uns fehlen momentan einfach die Typen, die wir letztes Jahr noch hatten“, sagte der 46-Jährige. „Das soll kein Alibi sein. Das ist Fakt.“

Volkwein nennt keine Namen

Volkwein nannte dieselben zwar nicht namentlich, dennoch war klar, wen er meinte: Spieler vom Schlage eines Manuel Pflumm, dem früheren Kapitän, nun Spielertrainer in Rangendingen, der auf dem Feld eine ebenso lautstarke wie körperliche Präsenz war und aus der Innenverteidigung heraus ein Spiel eröffnen konnte.

Oder aber Routinier Jörg Schreyeck, Pflumms ehemaliger Mittelsmann im defensiven Zentrum, der seine Gegenspieler 90 Minuten lang unerbittlich anlief, mal hier am Trikot zupfte, mal dort sein Bein reinstellte und schließlich das taktische Foul zog, noch bevor es gefährlich wurde – und eben wie Pflumm auch mal seine Mitspieler zurechtstutzte, wenn ihm etwas nicht passte. „Uns fehlen die Zweikämpfer“, meinte Volkwein.

Das Selbstbewusstsein

Und es kann nur ein Gedankenspiel bleiben, dennoch: Kaum vorstellbar, dass die Balinger sich mit Pflumm und Schreyeck oder mit einem Stefan Vogler, der im Angriff etliche Bälle festmachte und so für Entlastung sorgte, sich zum Beispiel drei Gegentore in der Nachspielzeit eingefangen hätten – wie zum Saisonbeginn in den Spielen in Frankfurt oder gegen Hoffenheim 2, die die TSG kurz vor Schluss beide mit 1:2 verlor. Da kam den Balingern schon das Selbstbewusstsein abhanden, das ihnen noch immer fehlt.

Patrick Lauble kommt als Joker

Die magere Punkteausbeute verunsichere seine Mannschaft zusehends, sodass neben den schweren Beinen auch der Kopf zumache, sagte Volkwein. Zur Wahrheit des Balinger Fehlstarts gehört auch, dass aktive Stützen noch nicht an die Form der beiden Vorjahre anknüpfen können, vor allem, weil ihnen aufgrund von Verletzungspausen die Frische fehlt. Patrick Lauble kam am Samstag als Joker ins Spiel, er hatte nach dreiwöchiger Verletzungspause vor dem Gießen-Spiel nur eine Trainingseinheit absolviert.

Marc Pettenkofer, der wie kein Zweiter für den Balinger Konterfußball steht, gab über die Außenbahn zwar Gas, aber auch ihm versprang der Ball nach langer Verletzungspause meist einmal zu oft.

Auch der Kapitän, Nils Schuon, sei körperlich, so sagte Volkwein, „in einem Loch“. Schuon konnte wegen Knieproblemen nur Teile der Vorbereitung mitmachen, musste aber zuletzt – mangels adäquater Alternativen – sechs Spiele in drei Wochen über 90 Minuten gehen. „Den Willen kann ich meinen Jungs nicht absprechen, aber der Körper gibt momentan nicht mehr her“, meinte der TSG-Coach. „Da kommt dann einfach kein Aufbäumen mehr.“

Zwei Langzeitverletzte

Die Personallage der TSG Balingen entspannt sich zwar etwas. Allerdings fehlen noch bis zur Rückrunde Linksverteidiger Adrian Müller, der vergangene Saison bis zu seiner Verletzung (Wadenbeinbruch) von 27 möglichen 23 Spiele bestritt, und Pablo Gil (Knorpeltransplantation), der immerhin 23 Mal in der Spielzeit 2018/19 für die TSG auflief. Bei Innenverteidiger Fabian Fecker wurde vor rund drei Wochen ein Knorpelschaden diagnostiziert – trotzdem spielte er zunächst weiter. Im Pokal gegen den TSV Berg (3:2-Sieg nach Verlängerung) und zuletzt im

Rückkehr der Routiniers? Eher unwahrscheinlich

Regionalliga-Spiel gegen Gießen stand er allerdings nicht im Kader. Was tun also? Abteilungsleiter Uwe Haußmann hatte zuletzt durch die Blume offenbart, dass er Stefan Vogler oder Jörg Schreyeck am liebsten reaktivieren würde.

Vogler beendete seine Karriere wegen Knieproblemen, eine Rückkehr in den Fußball ist unwahrscheinlich. Und Schreyeck? Der sagte gegenüber unserer Zeitung, dass er mit Ralf Volkwein in Kontakt sei. Er könne sich eine Funktion im Verein vorstellen, „welcher Art auch immer“, so Schreyeck. „Mehr aber auch nicht.“ Heißt: Die Balinger brauchen Zeit, um zu alter Stärke zurückzukehren und die Trendwende einzuleiten. Zeit, die die Schwaben kaum mehr haben.

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