Raimund Kiauka und Gerhard Renz sehen den Albstadt-Bike-Marathon bestens aufgestellt

Von Marcus Arndt

Der „Bike“ zieht auch nach 25 Jahren noch die Massen in seinen Bann. Natürlich sind die Teilnehmerzahlen auch in der (Rad-) Sportstart rückläufig. „Was auch dem demografischen Wandel geschuldet ist“, wissen die Verantwortlichen um die Gründe. Erstmals sind 2020 auch die E-Biker gefordert.

Raimund Kiauka und Gerhard Renz sehen den Albstadt-Bike-Marathon bestens aufgestellt

Raimund Kiauka (links) und Gerhard Renz stecken mit dem Organisationskomitee schon mittendrin in den Vorbereitungen für den Bike-Marathon.

Welches Fazit ziehen Sie nach 25 Jahren „Bike“ in Albstadt?

Gerhard Renz: In der Radsport-Veranstaltungswelt – auch außerhalb Deutschlands – zählen wir bereits zu den Dinosauriern. Wir sehen uns allerdings nicht so. Ebenso sinkt der Stern des „Bike“ noch lange nicht. Davon bin ich überzeugt. Wir fühlen uns nach wie vor quick und lebendig – und auch nach 25 Jahren am Puls der Zeit. Auch in den kommenden Jahren sehe ich uns sehr gut aufgestellt – und der Fortbestand der Traditionsveranstaltung ist gesichert. Vielleicht kein Vierteljahrhundert mehr, aber wer weiß das schon . . .

Raimund Kiauka: Die Stärken des „Bike“ sind nach wie vor da. Wir sprechen eine Breite von Sportlern an, welche Jahr für Jahr wiederkommen. Auch nach dieser langen Zeit begeistert unsere Veranstaltung auf und neben der Strecke. Natürlich sind auch wir diese 25 Jahre älter geworden: die Helfer, die Fahrer. Viele sind seit den Anfängen dabei, sind emotional mit dem „Bike“ verbunden. Das findet man in dieser Form fast nirgends mehr. Andere Veranstaltungen hatten oder haben Schwierigkeiten. Wir sind nach wie vor – auch aufgrund der engen Zusammenarbeit mit der Stadt Albstadt – sehr gut aufgestellt.

Und es rücken in allen Bereichen Radsport-Begeisterte nach. . .

Renz: Das ist richtig: Es bleibt nicht bei denen stehen, welche seit den Anfängen dabei sind. Wir haben das Glück, dass im Umfeld junge Menschen nachrücken und bereit sind zu helfen. Obwohl das Teilnehmerfeld immer älter wird, haben wir doch viele junge Starter. Es ist für einen Sportler in Albstadt weiterhin eine zwingende Instanz, beim „Bike“ mitzuradeln. Dieser Anspruch ist bei vielen Athleten nach wie vor da. Das registrieren wir mit großer Freude – keine Frage.

Ist der Erfolg des „Bike“ in den kommenden Jahren noch zu toppen oder zumindest zu konservieren?

Renz: Das muss man differenziert sehen. Was heißt „zu toppen“? Was die Qualität des Events betrifft, ist es unser großes Ziel, diese zu halten. Wir sind ständig auf ähnlichen Veranstaltungen unterwegs und versuchen neue Impulse zu bekommen. Aber hier müssen wir sehr genau abwägen: Was tut uns gut – was passt zu uns?

Kiauka: Diese Abwägungsprozesse im Organisationskomitee sind in diesem Bereich sehr gewissenhaft und mögliche Veränderungen werden äußerst kontrovers, aber zielführend diskutiert. Erstaunlicherweise finden wir immer einen Konsens.

Ein kurzer Themenwechsel, weg von Ihrem Kerngeschäft „Bike“. Ende Juni werden die Weltmeisterschaften im Cross-Country im „Bullentäle“ ausgetragen. In wie weit tangiert das Mega-Event Ihre Veranstaltung?

Renz: Die WM ist für uns ein Impulsgeber. Wir hoffen natürlich, dass wir von diesem Hype etwas mitnehmen können. Aber dennoch müssen wir es differenziert betrachten. Der „Bike“ ist weniger die Arena, wo man Brot und Spiele feiert. Wir sind eine Breitensportveranstaltung. Wir möchten ambitionierten Sportlern die Möglichkeiten geben, auf einer tollen Strecke mit einer imposanten Kulisse sich und auch andere zu bewegen. Ich denke, das macht den „Bike“ aus.

Kiauka: Der „Bike“ hat sicherlich maßgeblich an der Entwicklung zur (Rad-) Sportstadt beitragen. Aber Cross-Country war nie unser Thema, sondern immer der Marathon. Da sind wir spezialisiert und wollen auch bei der 26. Auflage liefern. Mit der Weltmeisterschaft haben wir daher nicht so viele Berührungspunkte.

Renz (ergänzend): Man kann schon sagen, dass der „Bike“ das Fundament der Radsport-Begeisterung in Albstadt ist.

Wie laufen die Vorbereitungen für das Rennen am 11. Juli?

Kiauka: Wir sind gut aufgestellt – sind schon mittendrin. Die Anmeldung ist offen, läuft der Jahreszeit entsprechend. Auch die ersten Sitzungen haben wir bereits hinter uns und eine markante Veränderung beschlossen. Erstmals werden wir ein E-Bike-Rennen veranstalten.

Renz: Im Ablauf ändert sich sonst nichts. Es gibt keine Stellschrauben, die wir nachziehen können. Das System funktioniert, die Qualität stimmt und Fahrer und Zuschauer sind zufrieden.

Ist denn ein selektiver Kurs mit über 2000 Höhenmetern überhaupt noch zeitgemäß?

Renz: Nein, aber es ist immer eine Abwägungsfrage. Zeitgemäß wäre sicherlich, wenn wir fünf oder mehr Streckenlängen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden anbieten würden. Das wäre sicherlich dazu geeignet, die Quantität der Veranstaltung aufzuwerten. Aber wir haben uns dazu entschieden, weiter an unserem Konzept festzuhalten, weil wir der Überzeugung sind, dass dieses mit den Erfolg des „Bike“ ausmacht. Wir wollten unser Alleinstellungsmerkmal, dass alle auf einer Strecke fahren, beibehalten. Ich denke, dass darin auch die Qualität unserer Veranstaltung mitbegründet ist. Wir setzen auch weiterhin nicht auf Quantität, sondern wollen einen top organisierten Event anbieten, der von Teilnehmern und Zuschauern mitgetragen wird.

Kiauka: Wir haben natürlich schon öfter angedacht, eine Kurzstrecke einzubauen. Aber wie gesagt, wir wollen dieses Alleinstellungsmerkmal nicht aufgeben. Für die „reinen“ Mountainbiker wollen wir diese Form beibehalten. Diese messen ihre Zeiten, bereiten sich akribisch vor, um diese zu verbessern. Natürlich ist diese Strecke mit 83 Kilometern und 2000 Höhenmetern selektiv, aber das soll auch so sein.

Thema E-Bike. Die 26. Auflage bleibt nicht „elektrofrei“ . . .

Renz: Ganz bewusst haben wir uns entschieden, diesmal ein E-MTB Fun Race auszutragen. Den Löwenanteil im Fahrradhandel machen mittlerweile E-Bikes aus. Wir wollen dieser großen Bewegung ein Forum bieten – zumindest ein Stück weit. Es gilt dabei für uns, an vielen Stellschrauben zu drehen. In diesem Bereich betreten wir ein Stück weit Neuland – und müssen noch ein paar Detailfragen klären.

Kiauka: Entscheidend für uns war, dass E-Bike-Rennen durch die UCI einen sportlichen Charakter bekommen haben. Auch bei den Weltmeisterschaften in „Bullentäle“ wird im Juni um Medaillen gefahren. Da wollten wir uns diesem Trend nicht komplett verschließen. Ich denke, dass wir mit dem Start der E-Biker an der Onstmettinger Sprungschanze mit einem Kurzrennen eine sehr gute Lösung gefunden haben. Dadurch haben wir die Möglichkeit, zwei von einander getrennte Rennen zu veranstalten, die sich auch adäquat betreuen lassen. Wir wollen es einfach einmal aufnehmen und schauen, ob sich die Sache entwickelt.

Der „Bike“ besitzt seit Jahrzehnten Stadtfest-Charakter. Wie ist dieses Phänomen zu erklären?

Kiauka: Ganz einfach: Die Stadt Albstadt hat kein klassisches Stadtfest mehr. Diese Lücke schließen wir ein Stück weit. Viele besuchen das Fest nach dem Rennen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie einen Bezug zum Mountainbike-Sport haben oder nicht. Viele kommen von außerhalb, um mal wieder in die Heimat zu kommen und Freunde und Bekannte zu treffen. Auch das Fest ist Teil des „Bike“.

Renz: Ganz offensichtlich gelingt es uns, die Leute anzusprechen. Wir bieten Ihnen – auf und neben der Rennstrecke – das, was sie wollen. Es gehört immer alles zusammen, wir schaffen es offensichtlich, die Seele der Leute so anzusprechen, dass sie sagen: „Da wollen wir dabei sein.“ Es ist weit mehr als nur ein Radrennen und ein Stadtfest . . .

Nach wie vor stemmt der SC Onstmettingen die Mammut-Veranstaltung in Eigenregie. Entgegen dem gesellschaftlichen Trend . . .

Renz: Wir machen auch als Ski-Club die Erfahrung, dass es schwierig ist, dauerhaft Menschen in ein Amt zu bringen. Dennoch haben wir eine hohe Kontinuität – auch weil wir es schaffen, Leute für einen Event wie den „Bike“ zu gewinnen.

Kiauka: Das Wir-Gefühl ist dabei ganz entscheidend. Unsere Helfer sind einfach da, sind Teil dieser Traditionsveranstaltung und das seit vielen Jahren. Das ist vielen wichtig und wird von uns mit dem Helfer-Shirt hervorgehoben. Auch durch diese kleine Geste stärken wir das Gemeinschaftsgefühl. Allein durch die Optik kommen die Leute oft ins Gespräch, tauschen sich nicht nur vor und nach der Veranstaltung aus. Wir gewinnen Synergieeffekte, wohl wissend, dass es Jahr für Jahr eine Herausforderung ist, eine Mammut-Veranstaltung wie den „Bike“ im Ehrenamt zu organisieren und durchzuführen.

Neuland fürVeranstalter

Der „Bike“ geht mit der Zeit – und bei der 26. Auflage nimmt der SC Onstmettingen, der gemeinsam mit der Stadt Albstadt das Stollenreifenspektakel veranstaltet, ein E-Bike-Rennen ins Programm auf. „Damit betreten wir absolutes Neuland“, gesteht Gerhard Renz ein. Entscheidend für die Verantwortlichen: Es soll sportlich reizvoll sein, darf das Mountainbike-Rennen aber nicht beeinträchtigen. Deshalb starten die E-Biker an der Sprungschanze in Onstmettingen, absolvieren nur die Hälfte der Distanz von 83 Kilometern. Ganz bewusst entschied sich das Organisationskomitee für den technisch anspruchsvolleren Teil der Strecke, der zudem mit kernigen Anstiegen gespickt ist, sodass mit dem Akku gehaushaltet werden muss. Für die „normalen Mountainbiker“ (O-Ton Renz) ändert sich nichts, Strecke und Ablauf bleiben beim Alten.