Balingen

Räte stimmen der Erhöhung zu: Balinger Eltern müssen neue Mensa-Essenspreise schlucken

14.07.2020

Von Nicole Leukhardt

Räte stimmen der Erhöhung zu: Balinger Eltern müssen neue Mensa-Essenspreise schlucken

© Klaus Irion

Die Balinger Verwaltung investiert viel Geld in die Schulmensen. Die Essenspreise jedoch gibt sie an die Eltern weiter.

„Lieber einmal Prügel kassieren als zweimal“ – diesem Ratschlag von Gemeinderat Ermilio Verrengia sind die Mitglieder des Verwaltungsausschusses am Mittwoch gefolgt, als es um die neuen Preise fürs Essen an den Schulmensen ging. Vor allem die Eltern von Grundschülern müssen nun tiefer in die Tasche greifen.

Die angesprochenen Prügel kassieren die Räte noch nicht einmal zurecht, denn dass der Preis fürs Grundschulmenü im kommenden Schuljahr von 2,95 Euro auf 3,70 Euro hochschnellt, liegt am Anbieter Aramark. Dieser habe sich, so erklärte Oberbürgermeister Helmut Reitemann es den Räten, zwar nicht verrechnet. „Sie haben einfach einmal kalkuliert.“

Harry Jenter, Leiter des Amts für Familie, Bildung und Vereine, konnte erklären, wie es zu der Preissteigerung kommt. Die Längenfeldmensa sei im Jahr 2008 die Erste gewesen, für die man einen Caterer gesucht habe. Ein Vollwertmenü, ein vegetarisches Menü, einen Salatteller und eine Suppenterrine habe man damals ausgeschrieben.

Schätzung statt Kalkulation

Das Essen war gut angekommen, die Frommerner Grundschule hatte allerdings nach einem Jahr angefragt, ob es für Grundschüler eine kleinere Portion gebe. „Aramark hat das, wie so vieles, unbürokratisch möglich gemacht“, erklärte Jenter. Doch statt einer Kalkulation habe die Firma schlicht den Preis des günstigsten Essens gewählt, 2,95 Euro.

„Nun hat der Anbieter das Grundschulmenü einmal ordentlich kalkuliert und kommt nun auf die höheren Preise“, schilderte Jenter. Auch bei den übrigen Essen müssen die Preise angepasst werden, hier fällt der Unterschied jedoch gering aus: Reguläre Schüler-Essen werden zehn Cent teurer, Eltern und Lehrer zahlen 40 Cent mehr.

„Es kann ja nicht so schlimm sein“

Und genau an diesem Betrag wollte CDU-Rat Günther Meinhold gerne drehen. „Ich finde eine Erhöhung des Grundschulmenüs um 25 Prozent einfach zuviel“, argumentierte er. Dass die Firma Aramark den Abmangel bisher nicht bemerkt habe, deute doch darauf hin, „dass es nicht so schlimm sein kann“, so Meinhold. Sein Vorschlag daher: Eine gestaffelte Erhöhung, verteilt auf zwei Jahre, zunächst nur auf 3,40 Euro. „Dafür könnte das Eltern- und Lehreressen auf 5,70 Euro, also um 70 Cent erhöht werden“, schlug er vor.

Und sorgte mit seinem Zahlenspiel sofort dafür, dass Amtsleiter Harry Jenter den Rechner zückte. Bei 24.000 Essen in der Grundschule pro Jahr würde die Erhöhung des Eltern- und Lehreressens die neukalkulierten Mehrkosten nicht auffangen. „Diese Essen machen etwa ein Zehntel aus“, so Jenter.

Stadt steckt viel Geld in die Mensen

Man dürfe bei der Rechnerei nicht vergessen, dass die Stadt rund 300.000 Euro jährlich in die Schulkantinen investiert. „Wir übernehmen die Kosten für die Einrichtung, verlangen beim Essen aber den Preis, der auch uns in Rechnung gestellt wird“, so der OB.

Für eine preisliche Staffelung auf zwei Jahre sprach sich auch Marlies Kempka (SPD) aus. „Wenn eine Familie drei oder mehr Grundschüler hat, ist die Erhöhung schon ein Batzen“, argumentierte sie. „Essen braucht Wertschätzung“, widersprach dagegen Sevgi Turan-Rosteck (Grüne). Und schließlich bestehe für sozial schwache Familien ja auch die Möglichkeit über das Bildungs- und Teilhabepaket bezuschusst zu werden.

Preiserhöhung auf einen Rutsch

Die Räte entschlossen sich am Ende mehrheitlich dafür, die Erhöhung auf einen Rutsch durchzuziehen. Meinholds Antrag, die Staffelung in zwei Stufen zu bewerkstelligen, wurde mit vier Ja- und neun Neinstimmen abgelehnt. Der Verwaltungsvorschlag wurde mit zehn Jastimmen, einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen angenommen.

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