Albstadt

Q-Fieber in Tailfingen: Albstädter dürfen vorerst kein Blut spenden

21.08.2019

Von Gudrun Stoll, Von Pascal Tonnemacher

Q-Fieber in Tailfingen: Albstädter dürfen vorerst kein Blut spenden

© DRK

Diese Frauen dürften, wenn sie in Tailfingen wohnen würden oder dort in der letzten Zeit länger waren, nicht Blut spenden. (Symbolfoto)

Nachdem das Gesundheitsamt einen Q-Fieber-Ausbruch im Raum Albstadt-Tailfingen gemeldet hat, sagt der Blutspendedienst des DRK einen Blutspendetermin in Tailfingen ab. Betroffen von dem Spendeverbot sind alle Albstädter.

Der in Tailfingen lokalisierte Ausbruch von Q-Fieber zieht weiter seine Kreise: Das Rote Kreuz hat einen für den 11. September geplanten Blutspendetermin in Tailfingen abgesagt.

Diese Entscheidung betrifft aber nicht nur Tailfinger: „Aktuell dürfen Spendewillige, die sich in Albstadt und Teilorten in den letzten vier Wochen längere Zeit aufgehalten haben, kein Blut spenden“, sagt Stefanie Fritzsche vom DRK-Blutspendedienst auf Anfrage. Dieses Verbot gelte vorerst vier Wochen lang.

Frageliste soll Verdachtsfälle filtern

Weitere Blutspendetermine, wie der am 27. August in Hechingen-Stetten oder am 4. September in Balingen, seien nicht betroffen. Bei diesen Terminen werden die Blutspendewilligen jedoch danach befragt, ob sie in den letzten vier Wochen in Tailfingen waren oder dort beispielsweise arbeiten.

„Mit dieser Frageliste sollen etwaige Verdachtsfälle zurückgestellt werden“, sagt DRK-Sprecher Dietmar Dieter. Auch diese Blutspendewilligen dürfen dann nicht spenden, auch wenn sie nicht aus Tailfingen oder Albstadt stammen oder Symptome bei sich festgestellt haben.

Das Gesundheitsamt hat die Häufung der Fälle nach eigenen Angaben an den Blutspendedienst in Ulm gemeldet. Denn bei Q-Fiebererkrankten ist eine Blutspende erst wieder zwei Jahre nach dokumentierter Ausheilung zulässig.

Q-Fieber in Tailfingen: Albstädter dürfen vorerst kein Blut spenden

© DRK

Ob das gespendete Blut mit den Erregern des Q-Fiebers infiziert ist, kann erst bei den Standarduntersuchungen in einem Labor wie diesem festgestellt werden. (Symbolfoto)

Spendet ein Infizierter dennoch Blut, könne das bei den späteren Standarduntersuchungen festgestellt werden, sagt Dieter. Konserven mit gespendetem infizierten Blut müssten laut DRK dann aber vernichtet und können nicht aufbereitet werden.

Absage ist eine Sicherheitsmaßnahme

„Da ergibt eine Spende auch keinen Sinn. Aus diesem Grund wurde der Blutspendetermin in Tailfingen abgesagt“, sagt DRK-Sprecher Dietmar Dieter. „Sicherheit geht vor.“

Nach derzeitigem Planungsstand des DRK findet der nächste Blutspendetermin in Tailfingen am 20. November statt. Möglicherweise, so Dieter, werde der Termin im September auch zwischenzeitlich noch nachgeholt, wenn Entwarnung gegeben werden kann.

Gesundheitsamt empfiehlt einen Test

Bewohner in Tailfingen, die in den letzten Tagen an Fieber und respiratorischen Symptomen erkrankt sind, sollten sich wie berichtet mit ihrem Arzt in Verbindung setzen und sich auf Q-Fieber testen lassen. Besonders gefährdet sind Schwangere und Personen mit Vorliegen einer Immunschwäche oder Herzdefekten. Diesem Personenkreis wird auch ohne Vorliegen von Krankheitszeichen eine Untersuchung auf Q-Fieber empfohlen.

Zahl der Verdachtsfälle klettert auf 55

In der Zwischenzeit hat sich die Zahl der Verdachtsfälle nochmals erhöht. Mit Stand vom 15. August hatte das Gesundheitsamt 27 Erkrankungen gemeldet. Die Zahl hat sich mittlerweile - Stand 21. August - auf 55 Verdachtsfälle erhöht. Wie die Pressestelle des Landratsamtes im Balingen mitteilt, werde die Zahl unverzüglich aktualisiert, sobald dem Gesundheitsamt weitere Fälle gemeldet werden.

Krankheitsherd ist Tailfingen

Gibt es auch gemeldete Krankheitsfälle von Personen, die nicht in Tailfingen wohnen? Das Landratsamt beantwortet die Frage mit einem klaren Ja.

„Es gibt auch Personen, die außerhalb von Tailfingen wohnen und sich angesteckt haben“, informiert Pressesprecherin Julia Pfaff.

Diesen Fällen werde derzeit nachgegangen und bei den bis jetzt überprüften Betroffenen habe sich gezeigt, dass sich diese im Raum Tailfingen aufhielten, sei es durch Freizeitaktivitäten wie Wandern oder Joggen, sei es durch einen Einkaufsbummel. In dieser Gruppe finden sich auch Personen, die in Tailfingen arbeiten.

Bürger sind sensibilisiert

Bei den Erkrankungen, die jetzt erst bekannt geworden sind, handelt es sich laut Behörde um keine neuen Infektionen sondern um Nachmeldungen. Als Grund nennt die Pressestelle die Sensibilisierung der Bevölkerung durch die Berichte in den Medien. Daher ist auch nicht auszuschließen, dass die Liste noch länger wird, denn die Infektion mit Q-Fieber kann noch über Monate anhand der im Blut vorhandenen Antikörper nachgewiesen werden.

Zahl in üblichem Rahmen

Handelt es sich um eine größere und Besorgnis erregende Ansteckungswelle? Das Landratsamt beschwichtigt Befürchtungen: „Die Zahl der ansteckungsverdächtigen Personen ist bei Q-Fieber im üblichen Rahmen und nicht außergewöhnlich“, informiert die Pressesprecherin.

Gefahr der Ansteckung ist gebannt

Ist die Gefahr der Ansteckung mittlerweile eingedämmt – die Lämmer sind ja auf der Welt? Auch auf diese Frage gibt es eine klare Antwort: Ja, die Gefahr der Ansteckung sei zwischenzeitlich gebannt. Es gab seit Anfang Juli Regenfälle, dadurch wurde die Staubentwicklung verhindert und die Erreger von der Erdoberfläche entfernt. Zum Hintergrund: In Deutschland sind vor allem Schafe Träger des Erregers. Erkrankte Tiere scheiden das Bakterium vor allem bei der Geburt von Lämmern aus. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt zumeist durch das Einatmen von kontaminiertem Staub.

Gibt es Konsequenzen?

Kann es seitens des Amtes noch Konsequenzen geben bezüglich geplanter Veranstaltungen wie dem Schäferfest auf dem Raichberg, das traditionell Ende September stattfindet? Veranstalter des Schäferfestes ist die Stadt Albstadt. Mit den Verantwortlichen der Stadt bestehe intensiver Kontakt, teilt das Landratsamt mit. Dass Landratsamt und Kommune in enger Abstimmung stehen, bestätigt auch Albstadts Pressesprecherin Sarah Braun. Konkrete Entscheidungen seien aber noch nicht getroffen - bis zur Veranstaltung in Onstmettingen sind es noch sechs Wochen. Amtliche Maßnahmen wird das Landratsamt jedenfalls nicht ergreifen. Der Grund: Q-Fieber ist keine anzeigepflichtige Tierseuche.

Während das Q-Fieber derzeit in aller Munde ist, sucht das Veterinäramt weiterhin nach der Herkunft des Erregers. Wie berichtet, gibt es im Zollernalbkreis 221 Schafhalter mit 17.300 Tieren, darunter 70 registrierte Schäfer.

Die Suche geht weiter

Hinzu kommen Wanderschäfer, die mit ihrer Herde über die Weiden der Schwäbische Alb ziehen. Das Veterinäramt hat laut Behörde schon mit zahlreichen Schäfern Kontakt aufgenommen und nachgefragt,ob sie im Juli im Raum Tailfingen unterwegs waren und ungeimpfte Tiere Lämmer auf die Welt gebracht haben. Der Herd sei nach wie vor nicht gefunden, so lautete der Sachstand am späten Mittwochnachmittag im Presseamt des Zollernalbkreises.

Der Kreis ist weit gefasst

Nicht allein Schafweiden im Raum Tailfingen sind ins Visier der Behörden gerückt. Da Schafherden über weite Strecken ziehen und auch die Windrichtung in dem betreffenden Zeitraum eine große Rolle spielt, werde großräumig um Tailfingen herum gesucht, also bis nach Margrethausen, Pfeffingen, Onstmettingen, Bitz und darüber hinaus, heißt es auf der Pressestelle.

Weitere Informationen finden sich auf dem Q-Fieber-Merkblatt des Gesundheitsamtes (PDF-Download).

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