Oberes Schlichemtal

Protest bis zum Verhandlungstisch

13.03.2015

von Rosalinde Conzelmann

Auch wenn sie rechtlich keine Chance gegen die Abbaupläne von Holcim haben, wollen sie ihren Plettenberg retten und Aufklärungsarbeit leisten: Die neu gegründete Bürgerinitiative „pro-Plettenberg“.

Protest bis zum Verhandlungstisch

© Privat

Diese Männer und Frauen haben die „BI pro Plettenberg“ ins Leben gerufen (von rechts) Martin Stussak, Stefan Häring, Dietmar Walter, Tobias Koch, Stefan Schulz, Ruth Egelkamp, Bernd Walter, Severin Krauth, Roland Eppler, Thorsten Wettki. Es fehlt Harald Weinmann

Am Dienstag ist der Startschuss für die neue Bürgerinitiative gefallen, die unter dem Namen „BI pro-Plettenberg“ Aufklärungs- und Informationsarbeit leisten will. Hintergrund ist, wie schon mehrfach berichtet, der geplante Kalksteinabbau des Unternehmens Holcim Süddeutschland auf dem Plettenberg (siehe „Eine Chronologie“). Nach mehreren Treffen haben elf Bürgerinnen und Bürger aus den Gemeinden des Oberen Schlichemtals den schon seit Januar angekündigten Schritt gewagt und eine Bürgerinitiative gegründet.

In der Gründungsversammlung haben die zehn Männer und eine Frau ihre Ziele zu Papier gebracht, die sie uns in einer Pressemittelung zukommen ließen. In dem Zehn-Punkte-Plan heißt es:

„1. Wir lehnen die Pläne von Holcim in punkto Müllverbrennung und weitere Landschaftszerstörung kategorisch ab, sofern es zu diesen Plänen kein Kompromissangebot gibt.

2. Wir lehnen eine Veränderung der Silhouette des Plettenbergs und eine Zerstörung des Naturschutzgebietes auf dem Plettenberg ebenso entschieden ab.

3. Wir sagen Nein zum Gesteinsabbau, wenn durch die Ableitung von Oberflächenwasser aus den Steinbrüchen die Wasserqualität und der Hochwasserschutz leiden.

4. Wir sagen Nein zum Betrieb der Materialseilbahn, solange keine ausreichende Betriebssicherheit vorliegt.

5. Wir sagen Nein zur Müllverbrennung, wenn nur die laschen EU-Vorschriften eingehalten werden müssen.

6. Wir sagen Ja zu einem gemäßigten Kalkgestein- und Schiefergestein-Abbau, sofern von der Konzernmutter belastbare Garantien und Beweise für ordentliche Rekultivierung vorliegen.

7. Wir sagen Ja zur Müllverbrennung, wenn garantiert ist, dass bestmögliche Filtertechnik und ein verträglicher Brennstoffmix verwendet wird, so wie es in der Schweiz selbstverständlich ist.

8. Wir sagen Ja zur Zementherstellung in Dotternhausen, wenn die Belastungen der Bevölkerung durch Schadstoffe, Lärm, Verkehr und Sprengerschütterung weiter reduziert werden.

9. Wir sagen Ja zu den Arbeitsplätzen bei Holcim, wenn die Gesundheit der Bevölkerung insbesondere der Holcimmitarbeiter, durch Schadstoffe und radioaktive Strahlen durch Uran nicht gefährdet ist.

10. Wir werden informieren und protestieren, bis wir an den Verhandlungstisch eingeladen werden!“

„Wir dürfen nicht noch mehr Zeit verlieren“, sagt Martin Stussak, einer der Gründungsmitglieder. Jetzt gehe es um eine umfassende Aufkärungs- und Informationspolitik. Die Initiative wolle alle Facetten des Ölschiefer- und Kalksteinabbaues beleuchten und hinterfragen.

„Wir brauchen gesunde Arbeitsplätze“, betont der Schömberger, der als Grund für sein Engagement Heimatliebe nennt. „Wir wollen unsere Natur und den Plettenberg für unsere Kinder erhalten“, sagt er. Zudem treibe ihn die Angst um unsere Umwelt um. Deshalb hat die BI bei den „Plettenberg-Gemeinden“ nachgefragt, wie deren Wasserqualität ist.

Die Antworten stünden noch aus. Die BI will jetzt an die breite Öffentlichkeit gehen und neue Mitglieder gewinnen. „Es ist eine Informationsveranstaltung geplant, den Termin werden wir noch bekanntgeben“, informiert Martin Stussak. Allerdings bittet er dafür auf der Internetseite der BI um Anmeldung, um die Teilnehmerzahl einschätzen zu können. „Dort können sich uns Interessierte auch anschließen“, ergänzt er.

 

Eine Chronologie

15. Januar: Das Unternehmen Holcim Süddeutschland informiert öffentlich über seine Abbaupläne auf dem Plettenberg im Werkforum in Dotternhausen. Die Zuhörer erfahren, dass zu den bestehenden 40 Hektar genehmigter Abbaufläche weitere 20 Hektar dazu kommen sollen. Betroffen ist der südliche Plettenberg. Das Kalkgestein soll bis 50 Meter vor die Steilkante in Richtung Ratshausen abgetragen werden. Abbaubeginn wäre 2018.

21. Januar: Diese Bekanntgabe löst in den Gemeinden rund um den Plettenberg Entsetzen aus. Widerstand regt sich, der sich auch in Leserbriefen artikuliert. Am 21. Januar gibt es ein erstes Treffen einer Interessengruppe. Die Bürger wenden sich an Holcim mit der Bitte, die Informationsveranstaltung zu wiederholen. Holcim lehnt ab. Die Internetseite „Pro-Plettenberg“ ist im Netz.

4. Februar: Der Dotternhausener Gemeinderat befasst sich mit dem Thema und unterstützt die Forderung der Interessengruppe nach einer erneuten Infoveranstaltung. Bürgermeisterin Monique Adrian verspricht mit dem Zementwerk Kontakt aufzunehmen und sich für eine Infoveranstaltung, eventuell unter dem Motto „Unser Plettenberg“, einzusetzen.

10. März: Aus der Interessengruppe gründet sich die Bürgerinitiative „pro-Plettenberg“

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