Fußball

Profis gegen Amateure: Für die TSG Balingen kommen Geisterspiele nicht infrage

20.04.2020

Von Marcel Schlegel

Profis gegen Amateure: Für die TSG Balingen kommen Geisterspiele nicht infrage

© Moschkon

TSG-Geschäftsführer Jan Lindenmair ist im Falle eines Abbruchs für die Annullierung der Regionalliga-Saison.

„Wir brauchen die Zuschauereinnahmen aus den Heimspielen, um überleben zu können. Deshalb sind wir gegen Geisterspiele“, sagt Balingens Geschäftsführer Jan Lindenmair, der an der Online-Schalte mit seinen Kollegen der 17 weiteren Regionalliga-Südwest-Klubs teilnahm.

Zwar wünsche man sich, dass die Saison regulär zu Ende gespielt wird, weil diese die fairste Variante wäre, so der Stuttgarter. Doch sollte eine baldige Fortsetzung der Saison aufgrund der politischen und gesundheitsschützenden Maßnahmen zur Corona-Pandemie nicht möglich sein, plädiere man für einen Saisonabbruch oder genauer: für die Annullierung. Je nach Szenario hielte die TSG sich entweder kampflos in der Klasse oder würde absteigen, weil sie als derzeitige Tabellenvorletzte auf einem Abstiegsplatz rangiert.

Entscheidung „oben forciert“

Unterdessen glaubt Lindenmair nicht daran, dass sich der Verband an der Meinungsmehrheit der Vereine orientieren wird, die deutlich gegen Geisterspiele ausfällt. Er erwarte stattdessen, dass die Entscheidung der Regionalliga GbR von oben forciert werde und bestenfalls einheitlich für alle fünf Viertliga-Staffeln gelte. Es bräuchte einen DFB-Beschluss, der in Abstimmung mit der 3. Liga getroffen werden müsste, so Lindenmair.

Dort ist das Stimmungsbild übrigens so gespalten wie in der Regionalliga selbst: Erst meldeten sich fünf Teams zu Wort, die die Saison um jeden Preis zu Ende spielen wollen. Sie ernteten dann den öffentlichen Konter von acht Drittligisten, die den Saisonabbruch fordern. Man müsse die Tabelle einfrieren, den Aufstieg durchführen, den Abstieg indes aussetzen. Das zeigt: Auch die Motive gleichen sich in 3. und 4. Liga; jeder Verein präferiert jenes Szenario, von dem er selbst profitiert.

Zweigeteilte Liga

Für die Regionalliga Südwest heißt das: Für eine publikumslose Fortsetzung sprechen sich insbesondere die finanziell potenten und sportlich gut positionierten Profivereine wie etwa Tabellenführer 1. FC Saarbrücken und dessen Verfolger SV Elversberg, FC Homburg, SSV Ulm, aber auch die Kickers Offenbach und die TSG 1899 Hoffenheim 2 aus (wir hatten hier ursprünglich und fälschlicherweise auch den TSV Steinbach-Haiger aufgelistet, der sich aber gegen Geisterspiele positioniert, d. Red.). Also vor allem die Klubs, die noch um den Aufstieg spielen oder im Falle der tatsächlichen Einführung der zweigleisigen 3. Liga aufrücken könnten. Die U23-Teams vom FSV Mainz 05 und SC Freiburg enthielten sich in der Umfrage respektive wären mit beiden Varianten einverstanden. Die eher semiprofessionell organisierten Vereine, zu denen auch die Balinger Amateure zählen, sind gegen Geisterspiele, weil sie ihre Einnahmen größtenteils aus verkauften Tickets erzielen. „Am Ende ist es auch eine Entscheidung für oder gegen semiprofessionelle Amateurvereine in dieser Spielklasse“, findet Lindenmair. „Eine Entscheidung Profis gegen Amateure.“

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