Albstadt

Pro & Contra: Muss Albstadts Gemeinderat Weltcup-Mehrkosten kritiklos schlucken?

10.05.2021

Von Marcus Arndt, Von Holger Much

Pro & Contra: Muss Albstadts Gemeinderat Weltcup-Mehrkosten kritiklos schlucken?

© Sören Herl

Blick ins zuschauerleere Bullentäle: Hier fand am Wochenende der UCI-Weltcup mit einem Hygienekonzept statt.

Durch die Erweiterung des Hygienekonzepts für das Weltcup-Wochenende in Albstadt sind der Stadt Mehrkosten entstanden. Darüber ist nicht nur unter ZAK-Lesern eine lebhafte Debatte entbrannt.

ZAK-Sportchef Marcus Arndt und ZAK-Redakteur Holger Much schildern ihre Sichtweise zu diesem Thema in einem Pro & Contra.

Pro, von ZAK-Sportchef Marcus Arndt

Alternativlos war die Austragung des Mountainbike-Weltcup im „Bullentäle“ am Wochenende. Nach monatelangem Shutdown entlädt sich nicht erst seit dem ersten Startschuss der globalen Rennserie der Volkszorn gegenüber der Albstädter Verwaltung.

Diese muss sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht transparent genug zu kommunizieren – und auch die ebenso kurzfristige wie kostenintensive, aber eben notwendige Erweiterung des Hygienekonzepts durch die Hintertür war nicht wirklich clever.

Bei aller Kritik an den Protagonisten neben der Strecke darf allerdings nicht vergessen werden, dass ein Beschluss des Albstädter Gemeinderats umgesetzt wurde. Nach der WM-Absage im vergangenen Jahr wurde fraktionsübergreifend eine Fortsetzung der Rennen unterhalb des Bols zumindest in Frage gestellt – aber letztendlich das Gegenteil beschlossen. Seitens des Weltverbandes Union Cycliste Internationale erhielt Albstadt dann auch wenig überraschend den Zuschlag für 2021 und 2022.

Dass in Pandemie-Zeiten nicht mit zehntausenden Zuschauern und Werbeeinnahmen im mittleren sechsstelligen Bereich kalkuliert werden durfte, war im Vorfeld klar – und dass Profisport, welcher einen Sonderstatus genießt, schwer zu vermitteln ist, ebenso.

Natürlich kann nun seitens der Volksvertreter über mögliche finanzielle Zuwendungen der UCI an die Stadt Albstadt diskutiert werden. Aber ist das zielführend? Nein! Vielmehr wird die Verantwortung weitergeschoben. Vielleicht wäre es Zeit für das Albstädter Gremium, zu seiner Entscheidung mit allen Konsequenzen zu stehe. Denn nicht erst seit 2021 ist das Stollenreifenspektakel ein wohl kalkuliertes Zuschussgeschäft.

Contra, von ZAK-Redakteur Holger Much

Den Weltcup auch vor dem Hintergrund hoher Inzidenzen und verschärfter Hygienekonzepte stattfinden zulassen, war in sofern die richtige Entscheidung, weil es eben die einzig sinnvolle Entscheidung war.

Das Bikespektakel hopp-schnapp von jetzt auf nachher abzusagen, das hätte die Stadt Albstadt definitiv noch mehr Geld gekostet als die Summen, die sie nun zusätzlich für das vom Gesundheitsamt angewiesene, intensivierte Testen hat ausgeben müssen. Doch wie soll es weiter gehen? 2022 steht in den Startlöchern.

Daher sind die Kritikpunkte, die manche Mitglieder des Albstädter Gemeinderates nun an die Verwaltung einerseits, letztlich aber an das Gesamtgefüge der UCI-Veranstaltung in Albstadt richten, durchaus nachvollziehbar. Und sie wurden durchaus differenziert vorgebracht.

Denn hier wurde keinesfalls ganz allgemein gegen das Stattfinden des UCI-Weltcups argumentiert. Dafür hatte sich das Gremium seinerzeit eben, wie es Freie-Wähler-Gemeinderat Uli Metzger bewusst formulierte, gemeinsam im Gremium ausgesprochen. Natürlich, so Metzger weiter, ohne damals davon ausgehen zu können, dass die Situation rund um die Pandemie im Mai 2021 noch schlimmer sein würde als zur Zeit der Beschlussfassung.

Dass nun jedoch noch deutlich mehr Kosten auf die Stadt zukommen als eh schon, das darf, finde ich, durchaus kritisch auf den Tisch gebracht werden, ebenso die Frage, ob es, gerade in solchen Ausnahmezeiten wie zu einer Pandemie, denn wirklich so alternativlos ist, dass die Stadt Albstadt als Veranstalter sämtliche durch die Pandemie zusätzlich entstehenden Kosten allein tragen muss. Solche Punkte sollten Stadtverwaltung und Gemeinderat künftig sehr genau im Auge behalten.

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