Bisingen

Politischer Aschermittwoch der CDU in Bisingen: Frauen-Power und Spott über die „NRW-Männer“

27.02.2020

von Hardy Kromer

Politischer Aschermittwoch der CDU in Bisingen: Frauen-Power und Spott über die „NRW-Männer“

© Hardy Kromer

Politischer Aschermittwoch der CDU in Bisingen mit Susanne Eisenmann (Mitte) und Annette Widmann-Mauz (rechts).

Zwei starke Frauen aus dem Ländle schenken den „Männern aus NRW“ beim Politischen Aschermittwoch in Bisingen wenig Aufmerksamkeit und werben für die CDU als Partei des Zusammenhalts.

Volle Hohenzollernhalle beim Politischen Aschermittwoch der CDU in Bisingen: Rund 350 Parteigänger erlebten freilich keine kraftmeierische Männer-Rhetorik, sondern zwei Frauen, die ohne Gepolter auf den Punkt brachten, was ihre Partei in diesen unruhigen Zeiten tun muss: „sich wieder um die Sorgen der Menschen kümmern“ (Staatsministerin Annette Widmann-Mauz), „Haltung zeigen“, „Maß und Mitte wahren“, „wieder erkennbar als CDU nach außen treten“ (Kultusministerin Susanne Eisenmann).

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Eine Killertäler Peitsche als „disziplinierendes Instrument gegen testosterongesteuerte Männer“ soll Susanne Eisenmann (2. v. r.) in die Villa Reitzenstein führen. Das Geschenk überreichten der stellvertretende Burladinger CDU-Stadtverbandschef Josef Pfister, Staatsministerin Annette Widmann-Mauz (2. v. l.) und die Bisinger CDU-Chefin Anne Heller (links).

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Rund 350 Gäste aus ganz Hohenzollern und dem Kreis Tübingen kamen zum Politischen Aschermittwoch der CDU nach Bisingen.

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Kultusministerin Susanne Eisenmann will die CDU 2021 wieder zur stärksten Partei machen und Ministerpräsidentin werden.

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Schmissige Musik bot das Seniorenorchester des Blasmusik-Kreisverbandes Zollernalb.

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Unter den Gästen: die Landräte Pauli und Walter, Rottenburgs OB Stephan Neher und der Bisinger Ehrenbürger Heinrich Haasis.

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Die prominente Gastrednerin aus Stuttgart, die im März 2021 als Spitzenkandidatin der CDU den Grünen Winfried Kretschmann als Ministerpräsidentin ablösen will, brachte ihre Kritik am aktuellen Erscheinungsbild der CDU noch auf einen anderen Punkt: „Wenn wir uns selber nicht mögen, wer soll uns dann mögen?“

(Fast) Kein Kommentar zur Bewerberlage in Berlin

Das war erkennbar gegen alle Christdemokraten gerichtet, die sich nach Thüringen-Chaos und Hamburg-Pleite vornehmlich in gegenseitiger Zerfleischung üben. Susanne Eisenmann war anzumerken, dass sie auf dem Weg zum erhofften Einzug in die Villa Reitzenstein nichts mehr fürchtet als Querschüsse aus Berlin.

So vermied sie denn auch jeden Kommentar zur Bewerberlage um Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur, spöttelte gar leise, als sie bei der Ausstattung der Schulen in Nordrhein-Westfalen war: „NRW, das ist dieses Land, wo so viele Männer herkommen, die für den Bundesvorsitz kandidieren.“

Widmann-Mauz: Nicht mit den Rezepten der 90er-Jahre

Auch ihre Vorrednerin Widmann-Mauz sprach nicht über Merz, Laschet und Röttgen, konzedierte immerhin: „Wir haben jetzt drei starke Bewerber, auch wenn sie alle aus NRW kommen“ – um dann aber hinzuzufügen: „Drei Männer. Ich bin froh, dass wir in Baden-Württemberg eine Frau haben“ – Susanne Eisenmann eben.

Was ihre Haltung zum Männerrennen in Berlin angeht, hielt sich Annette Widmann-Mauz nicht minder bedeckt als Eisenmann. Als die Merkel-Vertraute freilich betonte, dass die aktuellen Herausforderungen „nicht mit den Rezepten der 80er- und 90er-Jahre“ beantwortet werden dürften, konnte – wer wollte – schon Distanz zu Friedrich Merz heraushören.

„Höcke und Co.: Das sind Faschisten“

Apropos Distanz: Dass die CDU weder mit der AfD noch mit „ganz links“ paktieren dürfe, betonten beide Rednerinnen gleichermaßen. Annette Widmann-Mauz nannte den Rechtsextremismus „die größte Herausforderung für unsere Demokratie“, ließ keinen Zweifel daran, dass die Hassreden der AfD den Tätern von Halle und Hanau die Vorlagen liefern und betonte: „Höcke und Co. – das sind Faschisten.“

An die Adresse der Linken fügte sie jedoch hinzu: „Wir vergessen auch die Mauertoten nicht.“ Ähnlich Eisenmann: „Die AfD ist für gar nichts irgendein Partner.“ Gegenüber der Linkspartei gebe es aber auch nichts „nachzujustieren“: „Sollen wir etwa nachschauen, ob es die Mauer wirklich gegeben hat?

Die CDU, so Eisenmanns Credo, werde gebraucht, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken – gegen die Ränder auf beiden Seiten.

In Stuttgart „der falsche Verkehrsminister“

Weite Teile ihrer Rede widmete die Kultusministerin und Landes-Spitzenkandidatin der CDU freilich der Landespolitik. Und da wollte auch mit dem Koalitionspartner (und mutmaßlichen Hauptgegner) Grüne so manches Hühnchen gerupft sein.

Es gelte, Mobilität zu ermöglichen und nicht zu verbieten. „Aber dafür haben wir den falschen Verkehrsminister.“ Gegen den hatte schon Widmann-Mauz vorgelegt: 2000 Züge seien im vergangenen Jahr auf der Strecke von der Zollernalb nach Stuttgart ausgefallen, ein weiteres Drittel sei zu spät gekommen: „Da hört man nichts von Winfried Hermann, der sonst immer so für die Schiene ist.“

Auch Winfried Kretschmann bekam eine Attacke von Susanne Eisenmann ab: „Wir brauchen Bewegung und nicht ein ,Bitte-nicht-stören‘-Schild, nur weil es dem Ministerpräsidenten grad gefällt.“ Innovation sei gefragt, Optimismus nötig. Man dürfe „nicht immer nur die Risiken sehen“.

Unter dem Beifall des Publikums rühmte Annette Widmann-Mauz Susanne Eisenmann als „durchsetzungsstarke“ Kandidatin. Als „disziplinierendes Instrument gegen testosterongesteuerte Männer“ überreichte sie der Stuttgarterin zusammen mit dem stellvertretenden Burladinger CDU-Stadtverbandschef Josef Pfister eine Killertäler Peitsche.

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