Handball

Personalsorgen plagen „Gallier“ kontinuierlich: Wichtige Trendwende vor der EM-Pause

30.12.2021

Von Marcus Arndt

Personalsorgen plagen „Gallier“ kontinuierlich: Wichtige Trendwende vor der EM-Pause

© Herl

Im letzten Heimspiel des Jahres holten die „Gallier“ überraschend einen Zähler gegen Vizemeister Flensburg-Handewitt. Sekunden vor der Schlusssirene netzte Vladan Lipovina zum 23:23-Endstand.

Der Balinger Handball-Bundesligist überwintert auf Rang 17. Nach dem Remis in Minden bleibt der HBW in Schlagdistanz zum hinteren Tabellenmittelfeld. Neuer Optimismus macht sich breit.

Zwei Zähler packte das Team von Jens Bürkle gegenüber der Vorsaison drauf, als sich die Schwaben Ende Dezember mit sieben Punkten an 17. Stelle einreihten. Auch zwölf Monate später stehen die Schwaben unter dem Strich.

„Aller Ehren wert“

Branchenkenner wissen: Die Liga ist gegenüber der vergangenen Spielzeit noch einmal stärker, fährt auch in der unteren Hälfte des Klassements mit mehr PS. Mit bescheidenen finanziellen Mitteln präsentierten sich die „Gallier“ konkurrenzfähig, verschafften sich durch drei Remis in Folge eine solide Ausgangsposition für die (Rest-)Rückrunde, die am 9. Februar beginnt. In Minden drehten die Balinger in der Schlussminute einen Zwei-Tore-Rückstand. Eine neue Qualität des Aufsteigers von 2019.

Der führte in der finalen Partie des Jahres mit plus Vier, fiel aber nach dem Seitenwechsel sukzessive zurück. „Wir haben eigentlich nicht schlecht gespielt“, blickt der HBW-Trainer zurück, „hatten ein paar gute Abschlüsse, die wir nicht machen. Und dann kommen ein, zwei Ungeduldige dazu. Und dann kippt das Spiel. Auf einmal war Minden wieder da. Das zeigt schon auch, dass sie Qualität besitzen. Hinten raus waren beide Abwehrreihen stark. Was wir uns da nach dem 17:20-Rückstand noch in der Verteidigung erkämpft haben, das war schon aller Ehren wert.“

Liga nochmals stärker

Nach dem späten Lipovina-Ausgleich zum 23:23 blieben die Kreisstädter im dritten Spiel in Serie ungeschlagen, holten wie gegen den Vizemeister aus Flensburg (Endstand: 23:23) und in Berlin (26:26) einen Zähler. Neun Pluspunkte hat der HBW zum Start in die zweite Halbserie auf dem Konto, ebenso viele wie Stuttgart – einen weniger als Neuling N-Lübbecke (10:24/ein Spiel weniger).

„Die Hinrunde war schon geprägt von einem ganz schönen Durchkämpfen und Durchwursteln“, gesteht der erfahrene Übungsleiter ein, „weil wir sehr viele Ausfälle zu beklagen hatten. ‚Luki‘ hat bis jetzt kein Spiel mit voller Power gemacht, ‚Manni‘ und Oddur haben überhaupt noch kein Spiel in dieser Runde gemacht. Das sind alles Leistungsträger, die extrem wichtig sind für uns“, hebt Bürkle hervor, „dafür sind wir mit neun Punkten eigentlich noch ganz vernünftig dabei. Aber man sieht schon, was wir im Vorfeld ja auch prognostiziert hatten, dass die Liga noch einmal besser geworden ist. Die Absteiger sind weg, die Reihenfolge der Vorsaison – mit Minden und uns am Ende – ist sehr ähnlich.“

Bürkle sieht das Positive

Die Aufsteiger hätten ein sehr hohes Niveau, fährt der 41-Jährige fort, „ganz besonders Hamburg.“ Ein heißer Ritt für seine Mannschaft, prognostiziert Bürkle, der den HBW dennoch als konkurrenzfähig erachtet. Auch gegen die Branchengrößen. „Wenn wir in der Lage sind, an einem guten Tag auch gegen eine europäische Top-Mannschaft etwas zu holen, sieht man, wie stark die Liga ist“, sagt der ehemalige Erstliga-Kreisläufer, „das Flensburg-Spiel war wirklich gut, weil wir im Detail viele Dinge wirklich gut gemacht haben.“

Auch der Auftritt zum Ende der Hinrunde in Berlin sei sehr überzeugend gewesen, meint der Balinger Coach. Er fügt hinzu: „Ich glaube, dass auch die ersten zwei Saisonspiele, in Kiel und gegen Minden, gut waren. Da sind wir eigentlich gut reingekommen. In der Folge hatten wir dann schon auch mit der Qualität dieser Liga zu kämpfen, so ehrlich muss man sein.“

Negativhöhepunkt gegen die Hessen

Dennoch gewann der HBW gegen die Bergischen Löwen und die Recken. „Es war ein Topspiel gegen den BHC von uns“, urteilt Bürkle, „dass wir Hannover daheim ziehen, ist keine Selbstverständlichkeit. Wir hatten schon viele gute Dinge.“ Aber eben auch ganz bittere Momente. Als Negativhöhepunkt würde er den ersten Durchgang gegen Melsungen bezeichnen, sagt der Sportwissenschaftler über das 6:19, „das hat uns die Grenzen deutlich aufgezeigt.“

„Das Spiel hat schon sehr wehgetan“, so Bürkle weiter. „Dann gab es noch ein, zwei Begegnungen, wo wir es nicht geschafft haben, auf unser kämpferisches Top-Niveau zu kommen. Da hätten wir im einen oder anderen Spiel schon auch Punkte holen können. Ich denke da gerade an Stuttgart, wo es wirklich möglich war, aber wir in letzter Sekunde den Ball dann noch verschießen. Dann gab es Spiele, wo wir, wenn wir einen Tick besser gewesen wären, trotzdem noch an Punkte kommen können. Hamburg war da sehr niederschmetternd, wo wir bis kurz vor Schluss auf ein Tor dran waren.“

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