Pannen beim bundesweiten Warntag: Auch im Zollernalbkreis kamen Meldungen nicht auf Handys an

Von Michael Würz und Lea Irion

Um 11 Uhr sollten heute – die noch verbliebenen – Sirenen im Zollernalbkreis heulen. Vor allem aber sollte die Bevölkerung heute probeweise über die Warn-App Nina gewarnt werden. Doch genau das hat offenbar nicht funktioniert.

Pannen beim bundesweiten Warntag: Auch im Zollernalbkreis kamen Meldungen nicht auf Handys an

Er wundert sich ebenfalls: Alwin Koch, Leiter der Rettungsleitstelle in Balingen. Eigentlich hätte das baden-württembergische Innenministerium um 11 Uhr die Warn-App auslösen müssen.

Verwundert ist man darüber auch in der Integrierten Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst in Balingen. Die aber hatte auf die Auslösung der Warn-App am bundesweiten Warntag gar keinen Einfluss. Informationen unserer Zeitung zufolge war man dort davon ausgegangen, dass die Alarm-Meldung vom Innenministerium Baden-Württemberg auf die Smartphones der Nutzer verschickt werden. Dort allerdings kam sie nicht an, meldeten unzählige ZAK-Leser.

Probleme in ganz Deutschland

Was war geschehen? Carsten Dehner, Pressesprecher des Innenministeriums, teilte am Nachmittag auf ZAK-Anfrage mit: „Das Auslösekonzept des Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sah eine zentrale Auslösung durch die Nationale Warnzentrale in Bonn vor. Durch zahlreiche Einzelauslösungen wurde das System überlastet, was zu einer verzögerten Auslieferung führte. Das ist eine wichtige Erkenntnis, die wir beim weiteren Ausbau des Modularen Warnsystems berücksichtigen werden.“ Insgesamt ist die Nina-App auf 7,7 Millionen Geräten in Deutschland installiert.

Auf Twitter gab es Berichte aus anderen Bundesländern, wonach die Warnmeldungen erst um kurz nach 11.30 Uhr auf den Handys ankamen. Im Zollernalbkreis hingegen scheint die Warnmeldung zunächst gar nicht ausgespielt worden zu sein. Hingegen fand ein Kollege in der ZAK-Redaktion in der Nina-App eine Entwarn-Meldung vor, sie kam um 11.40 Uhr an, löste aber ebenfalls keine Push-Nachricht auf dem Gerät aus. Die zuvor geplante Warnmeldung um 11 Uhr fand sich bei ihm ebenfalls nicht.

Andere hingegen meldeten, dass sie die Warnmeldung mit etwa halbstündiger Verspätung erhalten haben – aber nicht benachrichtigt wurden. Erst beim manuellen Öffnen der App hätten sie die Meldung gelesen. Auch im Landratsamt war man bereits gegen gegen 12 Uhr mit der Aufarbeitung der offenkundigen Panne beschäftigt. Später merkte Pressesprecherin Marisa Hahn an: „Leider kam es heute zu einer Überlastung der App, die von der Nationalen Warnzentrale aktiviert wurde. Bei regionalen Ereignissen in den vergangenen Jahren hat die App zuverlässig funktioniert.“

Kritiker der App bemängeln seit Längerem, dass die Apps abgebaute Sirenen nur unzureichend ersetzten. Sie plädieren etwa für zuverlässigere SMS-Warnungen, wie sie beispielsweise in den USA zum Einsatz kommen. Außerdem kritisieren sie, dass – wer ein neues Smartphone bekommt – die App jedes Mal neu installieren muss, was nicht unbedingt geschehe. Eine flächendeckende Warnung der Bevölkerung sei damit kaum möglich.

Verwirrung auch um Sirenen

Auch hier gibt es Kritik, someldete ein ZAK-Leser: „In Streichen funktionierte nur der Feueralarm, aber keine Bevölkerungswarnung und keine Entwarnung. Von daher war das ganze Spektakel der reinste Reinfall und überflüssig. Wenn nur ein Ton angespielt wird, und nicht wie versprochen alle, wie soll sich die Bevölkerung dann auf die gewisse Situation einstellen?“ Auch in Pfeffingen ertönte eine Sirene – obwohl es dort laut Feuerwehr gar keine geben sollte.

Ein Statement des Kreisbrandmeisters Stefan Hermann bringt es auf den Punkt: „Der erste bundesweite Warntag hat gezeigt, dass die einzelnen Warnprozesse noch enger abgestimmt werden müssen, um in Krisensituationen alle Bürger auf unterschiedlichen Kanälen so schnell wie möglich zu erreichen“, so Hermann, und fügt an: „Eine Vielzahl an Bürgern haben uns zurückgemeldet, dass sie gar keine Warnung erhalten haben. Hier muss nachjustiert werden.“