Ostdorfer Kai Aufrecht und Partnerin Lucie Pfeiffer bauen sich autarkes Leben am Gardasee auf

Von Thomas Haug

Der Ostdorfer Kai Aufrecht und seine Lebensgefährtin Lucie Pfeiffer aus Kornwestheim sind Anfang des Jahres nach Italien ausgewandert. Am Westufer des Gardasees, in den Bergen über der kleinen Gemeinde Tignale, haben sie sich ein abgelegenes Haus mit vier Hektar Wald und Wiesen erworben und möchten dort ein möglichst autarkes Leben führen. Das Grundstück hat noch keinen Wasseranschluss. Dafür gibt es Strom und Internet.

Ostdorfer Kai Aufrecht und Partnerin Lucie Pfeiffer bauen sich autarkes Leben am Gardasee auf

Kai Aufrecht und Lucie Pfeiffer genießen die Sonne auf dem Dach ihres neuen Heimes am Gardasee.

Kennengelernt hat sich das Paar in Frankreich. Das sei mittlerweile schon 10 Jahre her, sagt Lucie Pfeiffer. Damals hätten beide in Konstanz studiert, er Projektmanagement und Bauingenieurwesen, sie Sportwissenschaften und Sporttherapie. Unabhängig voneinander seien sie als Ski- und Snowboardtrainer mit dem TV Konstanz nach La Plagne gefahren und wären sich so durch ihre Leidenschaft zum Sport das erste Mal begegnet. Nach dem Studium zogen die beiden nach Überlingen am Bodensee.

Paar lebte drei Jahre in der Schweiz

Da ihnen dort die Berge zu weit weg gewesen seien, gingen sie für drei Jahre in die Schweiz in den Skiort Crans-Montana. Dort sei es auch sehr schön gewesen, sind sie sich einig, doch für ihr Vorhaben dauerte ihnen der Winter zu lange. „Wir haben einfach geschaut, wo es am besten, für das was wir geplant haben, passen könnte“, erklärt Pfeiffer.

Kleines Budget, kleine Auswahl

Berge zum Biken, ein See zum Windsurfen, ein bezahlbares Haus mit Wald und Wiese und ein mildes Klima, das sich für ein mehr oder weniger autarkes Leben eignet, seien ihre Kriterien gewesen. Auf verschiedenen Internet-Plattformen haben sie sich Objekte in Frankreich und Italien angeschaut. „Da unser Budget nicht allzu groß war, hielt sich die Auswahl in Grenzen“, so Aufrecht.

Traumobjekt am Gardasee gefunden

Vergangenen Sommer hätten sie sich dann das eine Objekt, welches all ihre Wünsche erfüllt habe, vor Ort begutachtet und direkt gekauft. Der Umzug habe sich aufgrund der ständig ändernden Corona-Regelungen etwas schwierig gestaltet. „Wir hatten immer nur sehr kurze Zeitfenster, um umzuziehen. Im Januar hatten wir nur zwei Tage, um zweimal mit einem Transporter an den Gardasee zu fahren“, sagt die 32-Jährige.

Schnee erschwerte den Einzug

Auch spielte das Wetter nicht mit, es habe soviel Schnee gelegen, wie die letzten 50 Jahre nicht. Mit Schneeketten seien sie gerade so bis zur Auffahrt des Hauses gekommen. Die letzten 150 Meter hätten sie alle ihre Sachen mit dem Schlitten hochziehen müssen. „Da wir am nächsten Tag nochmal in die Schweiz mussten, um den Transporter zu beladen, und das mit dem Schlitten sehr langsam vonstatten ging, haben wir bis um 5 Uhr morgens die Sachen zum Haus hochgezogen und sind dann sofort wieder losgefahren“, erzählt Lucie Pfeiffer.

Kein Wasseranschluss

„Im Moment sind wir auf der Suche nach einer Wasserader auf unserem Grundstück“, sagt Kai Aufrecht, denn fließendes Wasser gebe es nicht. Bisher müssten sie ihr Wasser mithilfe von Tonnen an einer öffentlichen Trinkwasserquelle holen. Im Frühling sollen bereits die ersten Ziegen einziehen. Dann wollen sie auch die ersten Nahrungsmittel, wie Gemüse, anbauen. Im Garten solle noch ein Holzbackhäuschen entstehen. Das Holz für dessen Befeuerung und für die Heizöfen im Haus würden sie im eigenen Wald holen. Ein kleiner Luxus sei die 3KW-Stromleitung, sowie der Zugang zum Internet.

Ferienwohnung als Zubrot

Ein kleines Zubrot möchte sich das Paar mit der Vermietung einer Ferienwohnung und ein bis zwei Stellplätze für Camper verdienen. Die Ferienwohnung sei eigentlich schon bereit zum Vermieten, doch „da einzelne Regularien, wie die Größe der Fenster, noch nicht exakt passen, sind noch Nachbesserungen nötig. Alleine die Genehmigungsphase dafür dauert bei den italienischen Behörden mindestens ein Jahr“, weiß der gelernte Zimmerer und Bauingenieur Aufrecht. Daher dürften die ersten Gäste frühestens in einem Jahr begrüßt werden.

Auch für das Unterhaltungsprogramm der Besucher solle dann gesorgt werden. Neben Wander- und Mountainbiketouren möchte Lucie Pfeiffer auch Yogastunden, Pilates und Personal Training anbieten, und vielleicht solle es irgendwann Eselreiten für Kinder geben.

Schon gut eingelebt

Schon nach zwei Monaten in der neuen Heimat hätten sie sich bereits ein bisschen den Gewohnheiten des Landes angepasst, erzählen sie. „Wir machen es so, wie die Italiener sagen: piano, piano – immer schön langsam!“ In den Sozialen Medien, wie Facebook und Instagram, kann man den zwei Auswanderern unter dem Stichwort „Piempdue“ folgen. Piemp sei abgeleitet von ihrem Straßennamen Via Piemp, und „due“ sei die Hausnummer zwei, so Aufrecht.