Open Airs in Engstlatt: Besucher und Veranstalter wehren sich gegen Vorwürfe

Von Michael Würz

Wie sicher sind die Open-Air-Konzerte in Engstlatt? Verstoßen sie etwa gegen Corona-Verordnungen? Der Bericht einer anderen Tageszeitung in der Region wirft diese Frage auf. Die Empörung ist groß – vor allem aber über die Art der Berichterstattung. Besucher der Konzerte können die aufgeworfenen Zweifel nicht nachvollziehen, auch der Veranstalter wehrt sich nachdrücklich.

Open Airs in Engstlatt: Besucher und Veranstalter wehren sich gegen Vorwürfe

Gruppen dürfen beim Open Air in Engstlatt an einem gemeinsamen Tisch sitzen – und dort die Maske ablegen. Das ist erlaubt.

Und das ausgerechnet ihm: An jede Kleinigkeit hatte Elischa Dommer im Vorfeld gedacht. Für den Chef des Balinger Unternehmens „Show + Media Design“, das die Konzertreihe veranstaltet, ist klar: Sicherheit hat in Corona-Zeiten oberste Priorität. Dass dieses Thema bei Veranstaltern ganz oben auf der Tagesordnung steht – das weiß man auch in den Ordnungsämtern der Region nur zu gut. Denn: Ob Open-Air-Konzert, Albstädter Eventwiese oder die Hauptversammlung des eigenen Vereins: Wer bei der Hygiene schlampert, läuft Gefahr, im schlimmsten Fall für einen Corona-Ausbruch im Kreis verantwortlich gemacht zu werden.

Abstände wie in der Gastronomie

Dommer also arbeitet ein Sicherheitskonzept aus, das er mit Polizei und Feuerwehr bespricht, das obligatorische Veranstaltungskonzept und das umfassende Hygienekonzept, das sicherstellen soll, dass die Konzerte in Einklang mit den geltenden Corona-Verordnungen zu bringen sind. „Wir haben beispielsweise ausschließlich Sitzplätze“, erklärt Dommer. Zwischen den Bierbänken gebe es ausreichend Abstand – so wie es auch für die Gastronomie vorgeschrieben ist. Gruppen, die zum Konzert kommen, werden gemeinsam aufs Gelände gelassen und dürfen zusammensitzen. Auch das habe aber Grenzen, versichert Dommer, der die maximale Besucheranzahl pro großer Biertischgarnitur auf 16 beschränkt.

Selbst der Gang zur Toilette ist geregelt

Doch was, wenn es an einem Abend gar nicht so viele Gruppen gibt? Auch diesen Fall habe man bedacht, erklärt Dommer: „Wir haben offiziell 444 Sitzplätze. Zusätzlich gibt es aber noch 80 weitere Sitzplätze als Ausgleichsplätze. Die kommen zum Einsatz, falls es viele kleine Gruppen sind und wir die Leute auf Abstand setzen müssen oder aber sich keine größeren Gruppen finden lassen.“ Darüber hinaus stellt Dommer ein ganzes Regelwerk auf, an das sich die Besucher halten müssen: Der Gang zur Toilette (nur mit Mund-Nase-Schutz) ist darin beispielsweise ebenso beschrieben wie der sichere Ablauf der Bewirtung. Das Hygienekonzept liegt auch dem Balinger Ordnungsamt vor, bestätigt dessen stellvertretender Leiter Michael Weitzl im Gespräch mit unserer Zeitung. Grundsätzlich sei die Sache klar, sagt Weitzl: Wer eine Veranstaltung durchführt, muss dafür sorgen, dass die Corona-Verordnungen umgesetzt werden. Das Ordnungsamt jedenfalls bestätigt: An Dommers Konzept gibt es nichts auszusetzen.

„Unser Konzept hat bislang geradezu perfekt funktioniert“

Was aber, wenn Besucher sich nicht an die mühsam ausgearbeiteten Regeln des Veranstalters halten? Dann, sagt Dommer, gebe es nichts zu diskutieren. Und wird deutlich: „Wer nicht spurt, wird des Geländes verwiesen.“ Davon sei man in Engstlatt jedoch weit entfernt, ganz im Gegenteil sagt Dommer: „Unser Konzept hat bislang geradezu perfekt funktioniert.“ In wenigen Einzelfällen, etwa als ein Gast kurz aufgestanden ist, um Fotos vor der Bühne zu schießen, habe man sofort reagiert, versichert der Veranstalter.

Ein Onlinekommentar als Aufhänger

Umso weniger kann er die Schlagzeile verstehen, die dieser Tage in der Onlineausgabe der anderen Tageszeitung erscheint: „Verstieß Konzert gegen Corona-Verordnung?“ Denn, so stellt die Zeitung fest: „Auf den Bildern wird geklatscht, die Besucher sitzen auf den Bierbänken eng nebeneinander und außer der Kellnerin trägt niemand einen Mund-Nasen-Schutz.“ Aus der zwischenzeitlich überarbeiteten Version des Artikels geht hervor: Die Berichterstattung beruht offenbar auf dem Onlinekommentar eines einzelnen Lesers, der – offenkundig falsch informiert – davon ausgegangen war, dass nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den ganzen Abend Maske tragen müssen. Zwar lässt die Zeitung auch Dommer zu Wort kommen, mit dem konkreten (und durchaus schweren) Vorwurf des Lesers konfrontiert sie ihn jedoch nicht. „Ich wurde nur gefragt, welche Regeln wir haben, über den Inhalt der Kritik wurde ich nicht aufgeklärt.“ Diese aus der Welt zu schaffen, sagt Dommer, wäre für ihn ein Leichtes gewesen: „Laut dem genehmigten Hygienekonzept dürfen Masken am Sitzplatz abgelegt werden.“

Zeitung überarbeitet Artikel und Schlagzeile

Die Berichterstattung empört nicht nur Elischa Dommer, sondern auch zahlreiche Leser der Zeitung: „Ich war mit meiner Familie auch beim ersten Konzert und wir alle waren total begeistert“, schreibt einer auf Facebook. „Es gab ein zu 100% stimmiges Hygienekonzept, das auch perfekt umgesetzt wurde.“ Eine andere Leserin merkt an: „Man muss sich eigentlich nur mal die Infos auf der Veranstaltungswebsite anschauen, um zu sehen, dass alles den Vorgaben entsprechend geregelt ist. Und ja, es wurde geklatscht – ist das verboten? Wieso bringt man so einen Beitrag, wenn es gar keine Story gibt?“ So geht es weiter und weiter, nicht nur im Netz, auch bei Dommer steht das Telefon nicht mehr still. Plötzlich dann ändert die Zeitung ihre Schlagzeile, zitiert prominent Veranstalter Dommer: „Konzert war corona-konform“.

Und das, versichert Dommer, werde auch bei den nächsten Veranstaltungen so bleiben.