Fußball

Ohne Leistungsträger nach Kassel: TSG Balingen gastiert beim Aufsteiger aus Hessen

06.05.2021

Von Marcel Schlegel

Ohne Leistungsträger nach Kassel: TSG Balingen gastiert beim Aufsteiger aus Hessen

© Herl

Das 0:4 gegen Tabellen-Schlusslicht Eintracht Stadtallendorf wollen Cedric Guarino und seine Balinger Teamkameraden möglichst schnell vergessen machen.

Die TSG Balingen geht durch eine schwere Phase. Zu allem Überfluss hat vor dem Samstagsspiel bei Hessen Kassel nun auch noch Tim Wöhrle eine bittere Diagnose erhalten.

Eines kann man den Verantwortlichen der TSG Balingen in dieser schweren Phase der Saison nicht vorwerfen: dass sie etwas schönreden würden. Nach dem 0:4 vom Dienstag gegen Regionalliga-Schlusslicht Eintracht Stadtallendorf sprach Trainer Martin Braun von einer Leistung, die „unter dem Niveau der Mannschaft“ gewesen sei. Der spielende „Co“ Lukas Foelsch, mit Pettenkofer, Guarino, Vochatzer, Wöhrle und Eisele einer der wenigen stabilen Spieler der letzten Wochen, meinte: „Wir machen vieles falsch, legen dem Gegner Tore auf, rennen uns selber über den Haufen.“

Und verwies dann auf die Entscheidung der Funktionäre, den Aufstieg in die Regionalliga Südwest auszusetzen, was in nur zwei statt der angedachten sechs Absteiger mündete – und der TSG, die am Samstag (14 Uhr) bei Hessen Kassel erwartet wird, vorzeitig den faktischen Klassenerhalt bescherte. „Wir können heilfroh über diese Entscheidung sein“, so Foelsch.

Balinger Saison schon 42 Spiele lang

Ein paar Fakten zur besagten schwierigen Situation: Von den vergangenen zehn Spielen hat die TSG nur eines gewonnen und sieben verloren; zuletzt gab’s vier Niederlagen in Folge und das unter anderem gegen den Drittletzten Schott Mainz (1:2) und den Letzten; das 0:4 gegen Stadtallendorf war die höchste Saisonniederlage, die aktuelle Platzierung an 15. Stelle ist die schlechteste in dieser Saison; die TSG, die noch am 16. Spieltag Regionalliga-Vierte war, stellt jetzt das drittschwächste Team der Rückrunde.

Der Co-Kapitän im Interview: Sascha Eisele spricht über die aktuell schwere Phase der TSG Balingen in der Regionalliga Südwest.

Besserung, nicht in Sicht: Dies zum einen, weil die Personaldecke vorerst dünn bleibt und Braun auf etliche Leistungsträger verzichten muss, die schlichtweg nicht zu ersetzen sind, wie sich am Dienstag abermals zeigte. Bitter: Der Verdacht auf Kreuzbandriss bei Tim Wöhrle bestätigte sich. Der Innenverteidiger fällt mindestens ein halbes Jahr aus, wahrscheinlich länger. Doppelt bitter ist das, weil die TSG-Amateure schon auf dem Zahnfleisch gehen und nach absolvierten 42 Saisonspielen (inkl. Pokal) ein Mammutprogramm in den Beinen haben, das auf Amateure eben andere Auswirkungen hat als auf Profis.

Denkbar ungünstig liegt da der Spielplan mit drei Englischen Wochen in Folge und Gegnern wie Ulm, Homburg, Elversberg oder den Stuttgarter Kickers im WFV-Halbfinale (18. Mai). Gegner also, gegen die selbst eine TSG in Bestform ordentlich zu kämpfen hätte.

TSG setzt sich nun kleine Ziele

Da scheint das Samstagsspiel beim Tabellen-13. in Kassel noch das kleinere Problem zu sein. „Wir müssen kleine Erfolge einfahren“, sagt Foelsch. „Wir müssen in Etappen denken: ein gewonnener Zweikampf, ein Tor, ein Punkt – und dann kommt auch wieder ein Sieg.“

Markanterweise beschrieb die Balinger Lage zuletzt am besten ein Außenstehender, Stadtallendorfs Trainer Dragan Sicaja. „Ich weiß, in welcher Situation mein Kollege Martin Braun steckt“, sagte Sicaja, dessen Team 27 von 35 Spielen verloren hat und längst abgestiegen ist. „Amateurvereine wie wir sind abhängig von einigen Spielern. Fallen die aus, fehlen dir die entscheidenden Prozent und dann kassierst du unnötige Gegentore. Wir haben gefühlt hunderte von diesen kassiert“, meinte das Eintracht-Urgestein und blickte zu Braun: „Euch fehlt zum Beispiel Matthias Schmitz.“

Der Kapitän fehlt der TSG seit zwölf Spielen. Nach seiner Knie-OP ist der Innenverteidiger zwar wieder im Teamtraining, ein oder zwei Wochen wird es aber noch gehen. Braun, der Entwicklungen bislang nie mit Spielernamen koppelte, sprang darauf an, ergänzte noch den Namen Tim Wöhrle und meinte: „Ich habe das so zuletzt vermieden zu sagen. Aber seit Matze ausfällt, haben wir erst ein Spiel gewonnen. Wir können solche Spieler nicht auf Dauer ersetzen.“

Weiterhin zahlreiche Ausfälle

Am Samstag in Kassel werden Martin Braun sicher Matthias Schmitz (Aufbautraining), Tim Wöhrle (Kreuzbandriss), Luca Kölsch (Reha nach Kreuzbandriss), Jonas Fritschi (Rotsperre), Daniel Seemann (Adduktoren) und Tom Schiffel (Aufbautraining) fehlen. Unsicher sind die Einsätze von Marc Pettenkofer (muskuläre Probleme), Leander Vochatzer (Sprunggelenk) und Adrian Müller (Oberschenkel). Zuvor waren in dieser Runde u. a. schon Sascha Eisele, Marco Gaiser oder Carlos Konz lange Zeit ausgefallen.

Diesen Artikel teilen: