Albstadt

Offshore in Onstmettingen: Was den Mechaniker-Pfarrer mit dem Künstler Heintschel verbindet

15.10.2020

Von Dagmar Stuhrmann

Offshore in Onstmettingen: Was den Mechaniker-Pfarrer mit dem Künstler Heintschel verbindet

© Dagmar Stuhrmann

Fritz Brenner freut sich, dass die Heintschel-Ausstellung im Kasten verlängert wird.

Die Offshore-Reihe des Albstädter Kunstmuseums besteht aus verschiedenen Einzelprojekten. Eines davon: Sehenswerte Radierungen, die im Onstmettinger Kasten zu sehen sind. Dass die Werke des 1998 verstorbenen Stuttgarter Künstlers ausgerechnet im Hahn-Museum eine zeitweilige Heimat gefunden haben, ist kein Zufall. Denn: Der Mechaniker-Pfarrer und der Künstler interessierten sich beide für das Thema Zeit.

Weil Albstadts Kulturtempel wegen Bauarbeiten für längere Zeit geschlossen ist, ist das Kunstmuseum auf Wanderschaft gegangen. Zahlreiche Einzelprojekte haben den Kunstinteressierten den Corona-Sommer 2020 versüßt. Und die Offshore-Reihe ist noch nicht vorbei, auch wenn sie sich langsam dem Ende zuneigt. Die Heintschel-Ausstellung im Onstmettinger Philipp-Matthäus-Hahn-Museum beispielsweise geht sogar über den 25. Oktober hinaus in die Verlängerung. „Die Radierungen Hermann Heintschels sind noch bis zum 31. Januar im Kasten zu sehen“, sagt Fritz Brenner, der Vorsitzende des Museumsfördervereins.

Der Welt mathematisch-physikalischer Formen verschrieben

Hermann Heintschel – 1931 in Neustadt/Böhmen geboren und 1998 in Stuttgart gestorben – hat sich in seinen Werken der Welt mathematisch-physikalischer Formen verschrieben, die ihm die wichtigsten Bausteine für seine Kunst liefert. Zwischen 1952 und 1965 arbeitete er zunächst als Werkzeugmacher, später als freiberuflicher Konstrukteur. Mitte der 1960er Jahre wandte er sich verstärkt der bildenden Kunst zu, konstruierte und baute sich hierfür sogar eine eigene Siebdruckanlage und seine Radierpresse selbst.

Erfüllt von kühl-klarer Geistigkeit

„Durch das Zeichnen mit der Radiernadel auf die Kupferplatte erreichte Heintschel höchste Präzision in der Strichführung, wie er sie für die konstruktive Art seiner Radierungen anstrebte“, heißt es im Programmheft zur Offshore-Reihe. „Mit der Technik der Aquatinta bettete er seine Zeichnung in transparente Farbräume, die erfüllt sind von einer kühl-klaren Geistigkeit.“

Heintschel: „Das Bewusste ist messbar“

Von Hermann Heitschel ist das folgende Zitat überliefert: „Das Bewusste ist messbar – maßlos aber der Bereich des Unbewussten. Mein Interesse an Maßstäben und gleichmäßigen Feldern ist groß. Es werden Flächen und Räume gemessen, aber auch die Zeit – unbestechlich und gleichmäßig.“

Offenkundiger Bezug zu einem Technikmuseum

Dass insgesamt 29 seiner Bilder gerade im Philipp-Matthäus-Hahn-Museum eine zeitweilige Heimat gefunden haben, ist kein Zufall: Mit Hahn, der von 1764 bis 1770 in Onstmettingen tätig war, verbindet Hermann Heintschel eine Seelenverwandtschaft, die durch die Ausstellung seiner Werke zwischen den Uhren und Waagen unmittelbar erfahrbar wird. Viele seiner Werke tragen den Titel „Zeit der Quadrate“. Der Bezug zum Hahn-Museum ist offenkundig: „Auch Philipp Matthäus Hahn hatte mit Zeit zu tun“, sagt Fritz Brenner. „Er hat ja unter anderem eine astronomische Uhr gebaut.“

Posthumer Dialog über 200 Jahre hinweg

Das Philipp-Matthäus-Hahn-Museum widmet sich der Geschichte der Konstruktion von Uhren und Waagen in der Tradition des Mechaniker-Pfarrers Hahn. Durch die Werke von Hermann Heintschel in dieser Umgebung entsteht ein postumer Dialog über 200 Jahre hinweg.

Öffnungszeiten und Führungen

Das Philipp-Matthäus-Hahn-Museum im Onstmettinger Kasten hat jeweils samstags, sonntags und an Feiertagen nachmittags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Termine für Sonderführungen können unter Telefon 07432 22265 vereinbart werden.

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