Ökologie und Naherholung: Die renaturierte Schlichem bei Dautmergen ist ein echtes Juwel

Von Daniel Seeburger

Die Renaturierung der Schlichem in Dautmergen ist offiziell abgeschlossen. Was da in den vergangenen sechseinhalb Jahren geschehen ist, kann sich durchaus sehen lassen.

Ökologie und Naherholung: Die renaturierte Schlichem bei Dautmergen ist ein echtes Juwel

Die Steinquader sind ein Platz, um sich direkt an der Schlichem erholen zu können.

Donnerstag, kurz vor 13 Uhr am Ortseingang von Dautmergen in Richtung Dormettingen. Die Schlichem schlängelt sich durch das Bachbett gemütlich in Richtung Ortsmitte. Im Wasser schwimmen zahlreiche Fische, ein aufgeschreckter Fischreiher fliegt davon. Das Flüsschen ist hier, vor den Toren der kleinen Gemeinde ein wahres Idyll. Das war nicht immer so. Seit der Renaturierung allerdings gibt es einen echten Mehrwert – nicht nur ökologisch sondern auch im Hinblick auf die Naherholung.

Hohe Zuschüsse

Billig war die Maßnahme nicht. Die Gemeinde konnte allerdings rund 83 Prozent der Kosten mittels Zuschüssen bezahlen. Insgesamt kostete die Renaturierung 677.377 Euro, aus der Fachförderung flossen 526.700 Euro nach Dautmergen, 40.000 Euro gab es aus dem Ausgleichstock. Die Gemeinde selbst musste 111.000 Euro beisteuern.

Am Mittwochabend präsentierte Bürgermeister Hans Joachim Lippus den Dautmerger Gemeinderäten die Schlussabrechnung.

Rund ein Kilometer Schlichem wurde renaturiert

In den vergangenen Jahren wurde rund ein Kilometer Schlichem entlang des Schlichemwanderwegs bis hin zu einem neu angelegten Waldweg in Richtung Schömberg renaturiert. Ein wichtiger Bestandteil: Ein Altarm der Schlichem wurde wieder reaktiviert. Damit hat die Gemeinde eine Rückhalte- und Staumöglichkeit geschaffen. Das Wasser, so Lippus, trete bei starkem Regen in den Altarm ein.

Hochwassergefahr wird geringer

„Das dürfte sich auch positiv auf die Hochwassersituation auswirken“, erklärte der Dautmerger Bürgermeister. Denn das Flussbett sei zum Teil breiter gemacht worden. Dadurch habe man neuen Raum für das Wasser geschaffen, so Lippus. Er sieht den Hochwasserschutz als einen willkommenen Synergieeffekt, der sich aus der Renaturierung ergibt.

An einem ortsnahen Teil der Schlichem wurden Halbkreise aus wuchtigen Steinquadern gebaut. An dieser Stelle sei früher ein Plansch- und Badeplatz für die Dautmerger Kinder gewesen. Wenn die Schlichem mehr Wasser führt als im Augenblick, ist das Flüsschen an dieser Stelle begehbar. Hier wurde auch ein Ruhebereich für Spaziergänger oder Wanderer geschaffen.

Zahlreiche neue Tierarten

Auch die Fauna hat durch die Renaturierung dazugewonnen. Neben Reiher und Rostgänsen haben sich hier auch viele verschiedene Fischarten angesiedelt. Wenn die Schlichem wenig Wasser führt, bieten extra angelegte, so genannte Störsteine den Fischen die Möglichkeit, sich zurückzuziehen. Hans Joachim Lippus spricht von einer wichtigen ökologischen Verbesserung.

Was den Bürgermeister besonders freut: „Die Dautmerger stehen hinter der Maßnahme“, durch die die Schlichem erlebbar und einsehbar geworden sei. „Man erkennt das Flüsschen wieder“, sagt er – und zwar trotz der zahlreichen Büsche und Bäume, die gewässernah angepflanzt worden sind. Diese dienen der Randsicherung und sorgen dafür, dass die Hänge am Flüsschen stabil bleiben.

Man habe mit rund 40 Anliegern über Grundstücke verhandeln müssen, so Lippus. „Alle haben mitgemacht“, freut sich der Bürgermeister, „ich habe nur positives Feedback bekommen.“

Positive Auswirkungen auf den Tourismus

Auch die Auswirkung auf den Tourismus dürfe nicht unterschätzt werden, erklärt Lippus. Denn auf Dautmerger Gemarkung verläuft der Schlichemwanderweg größtenteils direkt an dem kleinen Fluss. „Meiner Ansicht nach ist das eine der schönsten Strecken des Wegs“, erklärt der Bürgermeister.

Für die Pflege des renaturierten Flußabschnitts ist zukünftig die Gemeinde selbst verantwortlich. Ein Subunternehmer ist für die Gemeinde tätig, der die Arbeit macht. Dazu gehört unter anderem das Mähen der Hänge, das zwei Mal im Jahr auf der Agenda steht.