Notlage: Die Retter der Bergwacht sind im Einsatz, wo sonst niemand mehr helfen kann

Von Stephanie Apelt

Ist ein Unfallort schwer zu erreichen, kommt die DRK-Bergwacht Zollernalb ins Spiel. So wie im Fall der verirrten Wanderer zwischen Jungingen und Onstmettingen.

Notlage: Die Retter der Bergwacht sind im Einsatz, wo sonst niemand mehr helfen kann

Die ehrenamtlichen Helfer nicht nur der Bergwacht Zollernalb stehen 365 Tage im Jahr bereit. Ein Dankeschön nach einer Rettung ist allerdings eher selten.

Dort, wo andere Einsatzkräfte nicht helfen können, sind sie zur Stelle: die Mitglieder der Bergwacht Zollernalb. Erst am Wochenende retten sie zwei Wanderer im Alter von 88 und 58 Jahren, die sich im Gelände zwischen Onstmettinger Nägelehaus und Junginger Himberg völlig verausgabt hatten und gestürzt waren (wir berichteten).

Unglücke enden auch tödlich

Wenige Tage zuvor hatte es einen Einsatz am Zoller gegeben. Ein völlig erschöpfter Mann war mehrere Meter weit abgestürzt. Das war innerhalb von nur drei Wochen bereits die zweite Alarmierung im Bereich Zimmern und Zoller. Ob mitten im Wald oder am Felsen: Die 15 Bergwachtler Zollernalb leisteten im Jahr 2017 insgesamt 40 Mal verunglückten Wanderern oder Fahrradfahrern (vor allem Mountainbikern) Hilfe. Vier Tote wurden geborgen. 2018 lag die Zahl der Alarmierungen bei 22 (mit einer Totenbergung).

Im Schnitt 20 Alarmierungen

In diesem Jahr rückten die Bergwacht bereits 18 Mal aus (mit drei Totenbergungen). „Im Mittel liegen wir bei 20 Alarmierungen“, sagt Edwin Blessing, Bereitschaftsleiter der Bergwacht Zollernalb – die ganz richtig DRK-Bergwacht Zollernalb heißt, da sie kein eigenständiger Verein, sondern dem Deutschen Roten Kreuz im Landkreis Zollernalb angeschlossen ist.

Menschen überschätzen sich vielfach

Oft sei es einfach Selbstüberschätzung oder zu hohe Risikobereitschaft, die dazu führt, dass Menschen in der Natur in Not geraten. Viele sind körperlich nicht fit. Es fehlt an Flüssigkeit. Schlechte Ausrüstung kommt hinzu. Mit falschem Schuhwerk gerät man schnell ins Rutschen. „Kommt dann noch die Angst hinzu, hört das klare Denken auf.“ Wer völlig erschöpft ist, stolpert über Wurzeln und Steine, verknackst sich den Fuß, stürzt.

Notfallmedizin gehört auch dazu

Die Bergwacht kommt immer dann zum Einsatz, wenn der Unfallort nur schwer zu erreichen ist. Dafür sind die rein ehrenamtlichen Einsatzkräfte eigens ausgebildet. Neben Notfallmedizin und theoretische Grundlagen (wie gehe ich zum Beispiel mit Kompass und Karte um), werden immer wieder die beiden großen Aufgabengebiete Bergrettung im Sommer und Winter geübt. Als dritte Aufgabe kümmert sich die Bergwacht um den Naturschutz.

Im Winter sogar mit dem Schneemobil

Zwei geländegängige Fahrzeuge stehen der Bergwacht Zollernalb zur Verfügung, für den Winter obendrein ein Schneemobil. Häufig werden Bergwacht, DRK-Rettungskräfte und Feuerwehr gleichzeitig alarmiert, die Zusammenarbeit klappe hervorragend, betont DRK-Kreisbereitschaftsleiter Dietmar Dieter.

Die Bergwachten Zollernalb und Rottweil arbeiten Hand in Hand, wie bei dem Einsatz am Wochenende. Gut eineinhalb Stunden hat es am Samstagabend gedauert, bis die verirrten Wanderer gefunden waren. Das Problem bei dem Einsatz: Die Wanderer schafften es zwar, einen Notruf über Handy abzusetzen, doch sie wussten nicht, wo sie waren. Eine Handy- Ortung war nicht möglich. Die Zeit drängte: Eine Gewitterfront zog auf.

Herzblut und Idealismus

Schließlich schaffte es der dritte Wanderer aus der Gruppe zurück zum Fahrzeug, er konnte den Einsatzkräften dann zumindest die Richtung weisen, „auch wenn aus den geschätzten 500 Metern dann gut dreieinhalb Kilometer wurden“, so Blessing.

Die beiden verletzten Wanderer wurden talabwärts nach Jungingen gebracht, von dort mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen. In dem Fall kann die Bergwacht über die Krankenkasse abrechnen.

Steht sie bei einem Mountainbike-Rennen zur Sicherheit an der Strecke und es passiert nichts, gibt es auch kein Geld. „Da ist schon viel Idealismus dabei“, sagt Blessing, „viel Herzblut“.