Rosenfeld

Notbetreuung macht erfinderisch: Das Leidringer Kindergartenteam entwickelt ein Brettspiel

05.02.2021

Von Rosalinde Conzelmann

Notbetreuung macht erfinderisch: Das Leidringer Kindergartenteam entwickelt ein Brettspiel

© Rosalinde Conzelmann

Die Kinder, die derzeit in der Notbetreuung im Kindergarten sind, haben bei der Entwicklung der Spiele, mitgeholfen.

In Zeiten der Notbetreuung sind Kindergartenleiterin Cindy Welte und ihre Kolleginnen besonders kreativ: Das Team des evangelischen Kindergartens in Leidringen entwickelt mit den Kleinen „Johanns Spielwerkstatt“, ein Brettspiel aus kreativen Keller-Materialien. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern auch eine Unterstützung für die Eltern, deren Kinder zuhause sind.

Die Notbetreuung stellt die Gemeinden, die Eltern und die Erzieher vor große Herausforderungen. Im evangelischen Johann-Georg-Blocher-Kindergarten in Leidringen sind von den 35 Kindern seit dem zweiten Lockdown im Dezember täglich zwischen 15 und 17 da.

Das sechsköpfige Erzieherinnenteam um Chefin Cindy Welte betreut jeweils sieben bis acht Kinder in einer Gruppe. „Wir halten uns streng an die Coronaregeln“, sagt Welte. Es gibt keine Vermischung der Gruppen. Wer sein Kind in die Notbetreuung bringen möchte, muss eine Bescheinigung vom Arbeitgeber vorlegen. „Wir nehmen die Lage sehr ernst und haben Respekt vor Corona, verbreiten aber keine Panik“, betont Welte.

Das ist unsere Aufgabe

Cindy Welte, Steffi Link, Eva Schatz, Regine Luippold, Helga Huonker, Anja Härter und die Auszubildende Maria Kaufmann sind froh, dass sie weiterhin für „ihre“ Kinder da sein dürfen und die Eltern nicht im Stich lassen. „Wir alle arbeiten wie bisher, eher sogar mehr, und nutzen diese Zeit sehr intensiv“, sagt Cindy Welte. „Das ist ja unsere Aufgabe“, sagt die Sozialpädagogin, die von ihrem Beruf als Herzensangelegenheit spricht.

Eine Herzensangelegenheit ist es dem Team auch, dass in dieser schwierigen Zeit nicht nur die Buben und Mädchen, die weiter in den Kindergarten kommen, einen schönen Kindi-Alltag erleben, sondern auch ihre Spielkameraden, die daheim sind, weiter dazugehören. Um das zu erreichen, sind die Erzieherinnen sehr kreativ.

Ein Eimer, der mit Liebe gemacht ist

Seit dem Lockdown bringen sie jeden Mittwoch einen gefüllten ausgedienten Ein-Kilo-Joghurt-Eimer zu den Familien heim. „Diese Eimer sind mit Liebe gemacht“, sagt Welte lachend. Über die Kita-App, die alle Eltern haben, gibt es Anleitungen für die Bastelideen, die das Schatzkästchen enthält. Und für die Mamas und Papas ist auch manchmal ein kleines Geschenk dabei.

Das neueste Projekt ist vor drei Wochen gestartet: Das Team hat gemeinsam mit den Kindern ein Brettspiel für die ganze Familie entwickelt – und das ohne Teamsitzungen und direkten Kontakt zueinander. Über den Computer, Whatsapp und schriftliche Nachrichten laufen seit drei Wochen die Drähte heiß. „Denn Spielen ist Lernen“, betont Welte.

Spielen ist Lernen

Steffi Link, Maria Kaufmann und Cindy Welte haben die Grundidee für das Brettspiel entwickelt, ihre Kollegin Eva Schatz brachte die Variante „Fri, Fra, Frederick“ in Anlehnung an das Bilderbuch ein. Der Spielplan ist immer der gleiche, bislang sind fünf verschiedene Versionen, die auch untereinander kombiniert werden können, fertig.

Den Erzieherinnen war es ganz wichtig, dass alle mitspielen können, deshalb gibt es mehrere Versionen für die Kleinen und die Großen. Die Spiele werden natürlich im Kindergarten getestet und die Vorschläge angehört. Über die Kita-App gehen die Spielpläne samt einfacher Beschreibung dann direkt zu den Eltern, die sie mit ihren Kindern daheim spielen können.

„Johanns Spielwerkstatt“

„Wir erhalten nur positive Rückmeldungen, auch unser Träger ist begeistert“, erzählt Welte. Die Leidringer Spielesammlung hat auch schon einen Namen, angelehnt an den Namensgeber der Einrichtung: „Johanns Spielewerkstatt“.

Im Kindergarten spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle. Auch beim Spiele-Projekt ist das Team diesem Grundsatz treu geblieben. „Unser Materiallager im Keller ist riesig, wir konnten aus dem Vollen schöpfen“, sagt Welte. So sind zum Beispiel die Spielsteine bunte, uralte Mosaikfliesen. Das Team näht und bastelt alles selber, wie etwa die kleine Filzmaus oder die Stoffsäcke, von denen jedes Kind zwei bekommen hat.

Es gibt ein Youtube-Video

„Beim Basteln machen die Kinder natürlich mit“, erzählt Welte, die vom „Fri, Fra, Frederick“ ein Video gedreht hat uns es auf Youtube eingestellt hat. Aufgrund der positiven Reaktionen würde das Team „Johanns Spielwerkstatt“ gerne auch anderen zur Verfügung stellen. Cindy Welte hat schon das Unternehmen Ravensburger kontaktiert. „Das kostet aber was“, sagt sie, ist aber zuversichtlich, dass es eine Lösung geben wird.

Die Chefin lobt ihr Team

Die Kindergartenchefin ist stolz auf ihr Team: „Jeder gibt 150 Prozent.“ Alle würden versuchen, sich nicht auf das Negative zu konzentrieren. „Aber wenn man etwas mit Herzblut macht, blickt man eh auf das Positive“, ist Cindy Welte überzeugt.

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