Noch offene alte Wunden in Dotternhausen: Wahlen der Vizebürgermeister enden im Streit

Von Klaus Irion

Wortgefechte und Schlichtungsversuche, Beifall und Buhrufe aus dem Zuhörerraum, mehrfaches Unentschieden bei den Wahlen zu den ehrenamtlichen Bürgermeisterstellvertretern: Was sich am Mittwochabend in der konstituierenden Sitzung des Dotternhausener Gemeinderats abgespielt hat, lässt für die kommenden fünf Jahre (noch) nichts Gutes erahnen.

Noch offene alte Wunden in Dotternhausen: Wahlen der Vizebürgermeister enden im Streit

Das Ende einer denkwürdigen konstituierenden Sitzung des Dotternhausener Gemeinderats: Gemeinderätin Simone Menne zieht mit dem Rücken zur Lostrommel den Namen des zweiten stellvertretenden Bürgermeisters. Zuvor hatten zwei Wahlgänge jeweils mit einem Patt geendet. Das Amt „gewonnen“ hat Georg Freiherr Cotta von Cottendorf.

Wer gedacht hatte, angesichts der wohl längeren Erkrankung der Dotternhausener Bürgermeisterin Monique Adrian würden die zehn neuen Gemeinderäte die Plettenberg-Gräben der vergangenen Jahre wenigstens ein Stück weit zuschütten, der sah sich im Ratssaal schnell getäuscht. Immerhin: Wolfgang Wochner von der neuen, fünfköpfigen Liste „Bürger für Bürger“ wünschte Adrian eine baldige Genesung.

Sitzungsverschiebung nicht möglich

Otto Scherer, ebenfalls „Bürger für Bürger“, der als ältester Gewählter in Adrians Stellvertretung die Sitzungsleitung übernehmen musste, hatte zuvor lediglich darauf verwiesen, dass die Sitzung trotz der Erkrankung der Bürgermeisterin nicht habe verschoben werden können, „weil wichtige Vergaben anstehen“.

Doch ehe das neugewählte Gremium zur Sacharbeit übergehen konnte, galt es, den ersten und den zweiten stellvertretenden Bürgermeister zu wählen. Eingangs der Sitzung hatten die Ratsneulinge Scherer (in einer kurzen Rede) und Wochner (in einem eindringlichen Plädoyer), die Räte aufgefordert, „gemeinsam zum Wohle der Gemeinde Dotternhausen nach vorne zu schauen“. Diesen Appell aber im Falle von Wochner auch mit der Bitte verbunden, seinen Fraktionskollegen und Stimmenkönig Karl Haller zum ersten Bürgermeisterstellvertreter zu wählen. Schließlich sei es ein ungeschriebenes Gesetz, dass derjenige, der innerhalb der stärksten Fraktion die meisten Wählerstimmen erhalten habe, dieses Amt bekleide.

Diskussion um Karl Hallers Kandidatur

Dass am Ende Wochner selbst dieses Ehrenamt übertragen wurde, war zumindest für Außenstehende zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar. Mit Elisabeth Menholz schickten die beiden Listen Verantwortung+Fortschritt+Lebensqualität (VFL, drei Sitze) und Unabhängige, bürgernahe Wählervereinigung (UBW, zwei Sitze) eine Gegenkandidatin zu Haller ins Rennen. Die bisherige erste Bürgermeisterstellvertreterin Ilse Ringwald hatte dies damit begründet, „dass Karl Haller vor zweieinhalb Jahren, also in der schwierigsten Phase, die das Gremium zu überstehen hatte, den Gemeinderat vorzeitig verlassen hat“.

Offizielle Rüge für einen Zuhörer

Da half dem Kandidaten Haller auch die Rechtfertigung nicht, er sei zu jener Zeit „einfach mit den Kräften am Ende gewesen“. Der erste Wahlgang endete mit einem Fünf-zu-Fünf-Patt. Haller zog daraufhin „zum Wohle der Gemeinde“ seine Kandidatur zurück. Menholz kandidierte bei der Neuwahl erneut, dieses Mal jedoch gegen den „Bürger-für-Bürger“-Kandidaten Georg Freiherr Cotta von Cottendorf. Und musste sich von einem Zuhörer sagen lassen, sie habe doch keine Ahnung von der Gemeindeordnung. Menholz bestand darauf, dass der Schimpfende offiziell gerügt werde, was Sitzungsleiter Scherer dann auch tat.

Wolfgang Wochner macht das Rennen

Es kam, wie es kommen musste, erneut endete die Abstimmung mit einem Unentschieden. Nun zog auch von Cotta „zum Wohle der Gemeinde zurück“ und machte den Weg frei für Wolfgang Wochner. Und siehe da: Ein Losentscheid blieb Menholz und Wochner erspart. Letzterer wurde mit 6:4-Stimmen zu Adrians Stellvertreter gekürt.

Georg von Cotta gewinnt Losentscheid

Bei der Wahl zum zweiten Stellvertreter musste dann aber doch die Lostrommel herhalten. Nach zwei Wahlgängen hatten die beiden Kandidaten von Cotta und Axel Simonis (UBW) jeweils fünf Stimmen. Simone Menne (UBW) gab die Glücksfee – und zog rücklings den Stimmzettel von Cottas aus der Lostrommel.