„Nichts und niemand ist vergessen“: Volkstrauertag im Zollernalbkreis auch in Coronazeiten

Von Renate Deregowski/Volker Bitzer/PM

Volkstrauer im Coronajahr 2020: Die Gemeinden im Zollernalbkreis gedachten der Kriegstoten in unterschiedlicher Art und Weise – mit und ohne Öffentlichkeit.

„Nichts und niemand ist vergessen“: Volkstrauertag im Zollernalbkreis auch in Coronazeiten

Desinfektionsmittelspender und weitgehend ohne Öffentlichkeit: der Volkstrauertag ist im Jahr 2020 ein ganz besonderer.

„Nichts und niemand ist vergessen“: Die Inschrift des Mahnmals auf dem KZ-Friedhof in Dautmergen bildete das Leitthema der diesjährigen Gedenkfeier zum Volkstrauertag auf dem KZ-Friedhof zwischen Schömberg und Dautmergen.

Zahlreiche Besucher waren vor Ort

Pfarrer Dr. Johannes Holdt und sein evangelischer Kollege Stefan Kröger freuten sich, dass auch im so „merkwürdigen Coronajahr“ die Veranstaltung stattfinden konnte.

Zwar hatte die Stadtkapelle Schömberg, die die Feier umrahmen sollte, kurzfristig abgesagt, doch fanden sich zahlreiche Besucher ein, um der rund 2000 Unschuldigen zu gedenken, die im Lager des Unternehmens Wüste für das Vorhaben der Nationalsozialisten ihr Leben lassen mussten.

Alltag der Opfer wurde lebendig

Immo Opfermann las Namen Verstorbener zwischen dem 24. und 30. Oktober 1944 vor. Es waren Polen, die den Warschauer Widerstand mitgemacht hatten, und Juden, die aus Wilna nach Dautmergen deportiert wurden.

Er ließ außerdem denn Alltag aus dem „Matsch-KZ“ lebendig werden, als er aus dem Erinnerungsbuch des norwegischen Widerstandkämpfers Helge Norseth vorlies, Am „Ground Zero des menschlichen Schreckens“, wie Kröger es formulierte, sei Erinnern eine Verantwortung, damit solches Unrecht nicht noch einmal geschehe.

Gedenkfeiern in Albstadt

Volkstrauertag in Corona-Zeiten – ein schweres Unterfangen. So sagten die meisten Kommunen und auch Albstädter Stadtteile eine Gedenkfeier mit Bürgerbeteiligung ab. Nicht so in Lautlingen und Burgfelden.

Unter strengen Corona-Regeln gedachte man den Opfern von Kriegen und Gewalt. Rund 40 Gäste, darunter auch Vertreter der Bundeswehr, kamen nach St. Johannes in Lautlingen, verteilten sich, freilich maskiert, mit meist deutlich mehr als Zweimeter-Abstand im Kirchenschiff.

Eingebettet in den Gottesdienst mit Diakon Michael Weimer erinnerte Ortsvorsteher Heiko Peter Melle, 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, an die Gräuel dieser Schreckenszeit und anderer Kriege.

Aus der Geschichte Nichts gelernt?

Gerade in heutiger Zeit mit gewaltbereiten Extremisten, Kreuz- und Querdenkern frage man sich, ob Menschen nichts aus der Geschichte gelernt hätten.

„Die Menschheit kann sich selbst der ärgste Feind sein, aber auch zu Freundschaft mit sich selbst finden“ hofft Heiko Peter Melle. Und ergänzte mit der nachdenklichen Botschaft, ob gerade in diesem Kontext die Corona-Pandemie auch eine Riesenchance sein möge

Keine Öffentlichkeit in Meßstetten

In Meßstetten wurde dieses Jahr, um keine Mitbürger zu gefährden, auf öffentliche Gedenkfeiern zum Volkstrauertag verzichtet. Stattdessen haben kleine Delegationen im Hauptort und den Stadtteilen unter Ausschluss der Öffentlichkeit an den Ehrengedenkstätten Kränze zum Gedenken an die vielen Opfer niedergelegt.