Neue Ideen und Konzepte: Das Haus Bittenhalde in Tieringen sucht Wege aus der Corona-Krise

Von Benjamin Rebstock

Seit November ist die evangelische Tagungsstätte Haus Bittenhalde in Tieringen geschlossen. Für Leiterin Claudia Haasis ein nur schwer zu ertragender Zustand. Um das Haus wieder mit Leben zu füllen, schwebt ihr eine Corona-Testphase vor. Die Zwangspause nutzt sie, um sich neue Ideen und Konzepte zu überlegen.

Neue Ideen und Konzepte: Das Haus Bittenhalde in Tieringen sucht Wege aus der Corona-Krise

Ulrike Ackermann vom Haus Bittenhalde in Tieringen backt für Wohnungslose Plätzchen.

„Eigentlich lebt unser Haus von Begegnungen und menschlicher Nähe“, sagt Claudia Haasis, die seit mehr als drei Jahren die evangelische Tagungsstätte Haus Bittenhalde leitet.

Doch diese Begegnungen darf es seit November des vergangenen Jahres wegen des zweiten Lockdowns nicht mehr geben. Aufgrund der Corona-Pandemie ist das Beherbergen von Gästen sowie das Ausrichten von Seminaren und Tagungen strengstens untersagt.

Statt reges Treiben herrscht seit mehren Monaten ungewohnte Stille in dem versteckt liegenden Gebäude am Ortsrand von Tieringen.

Verluste in Höhe von zirka 150.000 Euro

Für Claudia Haasis ein kaum zu ertragender Zustand. Denn dem Haus Bittenhalde fehlt momentan eine kurz- bis mittelfristige Perspektive.

„Wir haben wegen Corona so gut wie keine Einnahmen mehr, doch die Fixkosten bleiben“, klagt sie.

Finanzielle Hilfen von Seiten der Regierung gebe es fast keine. „Anders als private Unternehmen haben wir keinen Anspruch auf Überbrückungshilfen“, sagt die Leiterin.

Entsprechend eng sei es derzeit - und die drei Träger des Hauses, die Kirchenbezirke Balingen, Tuttlingen und Sulz, müssen derzeit für die Verluste aufkommen. Haasis beziffert die Verluste im vergangenen Jahr abzüglich der Verbandsumlage der Träger auf zirka 150.000 Euro.

Um den Mitarbeitern und Gästen wieder eine Perspektive zu geben, will Haasis Taten sprechen lassen.

Tagungsstätte soll unter Testbedingungen öffnen dürfen

Ihr schwebt eine „Testphase speziell für Häuser mit Beherbergungsbetrieb“ vor. Bei diesem Modellversuch soll es unter bestimmten Auflagen möglich sein, den normalen Alltag – zumindest teilweise – wieder zu ermöglichen: Tagungen, Fortbildungen, Seminare und Übernachtungen sollen so wieder stattfinden dürfen.

Die Idee, so Haasis, habe sie den Trägern schon vorgelegt. Momentan warte sie auf deren Einverständnis. Anschließend sollen die Pläne mit dem Landratsamt abgestimmt werden.

Die Leiterin des Haus Bittenhalde stellt sich auf eine lange Durststrecke ein. „Auch wenn wir unseren Betrieb wieder aufnehmen dürfen, werden Tagungen, Seminare und der Übernachtungsbetrieb schleppend anlaufen“, vermutet sie.

Denn aus eigener Erfahrung weiß sie: „Seminare oder Tagungen werden normalerweise ein Jahr im Voraus gebucht“.

Trotz der momentanen Rückschläge haben Haasis und ihr Team noch nicht aufgegeben und Anfang des Jahres das neue Jahresprogramm mit Freizeiten und Seminaren geplant.

Nach dem Lockdown liegt der Fokus auf Präsenzveranstaltungen

Fest steht: Nach dem Lockdown setzt das Haus Bittenhalde vermehrt auf Präsenzveranstaltungen. Denn die Tagungsstätte lebe von Begegnungen und der Gemeinschaft, „das sind die Erkennungszeichen unseres Hauses“.

Deshalb steht sie auch Online-Kursen eher kritisch gegenüber. Dennoch wird im April ein Online-Seminar angeboten.

„So bleiben wir zumindest in den Köpfen der Leute präsent und zeigen: Hey, uns gibt es immer noch“, betont Haasis.

Die Corona-Zwangspause nutzt Claudia Haasis, um sich neue Konzepte und Ideen für die Zukunft zu überlegen. So sollen nach dem Lockdown vermehrt Wander- und Pilgerführungen angeboten werden.

Eine Ausbildung zur Pilgerbegleiterin absolvierte Haasis bereits im Jahr 2019. Außerdem soll die Homepage ein neues Antlitz bekommen.

Selbst gebackene Osterhasen für Wohnungslose

Kürzlich veranstalteten Haasis und ihr Team eine Osteraktion. Rund 70 Gebäcktüten mit selbst gebackenen Plätzchen wurden verteilt.

Die Hälfte bekam das Jakobushaus in Balingen. „Da die Coronazeit auch für die Wohnungslosen schwierig ist, wollen wir ihnen damit einen Hoffnungsschimmer schenken“, erklärt Haasis die Intention, die dahinter steckt. Die andere Hälfte der Ostertüten wurde an das Dekanatsamt sowie die Mitarbeiter des Haus Bittenhalde verteilt.