Neue Fossilienfunde vom Plettenberg bei Dotternhausen sorgen international für Aufsehen

Von Pressemitteilung

Ammoniten, Seelilien, Schnecken – jeder Schlichemtäler weiß von den Fossilien, die man bei uns in der Gegend finden kann. Funde vom Steinbruch auf dem Plettenberg finden nun internationale Beachtung in der Fachpresse.

Neue Fossilienfunde vom Plettenberg bei Dotternhausen sorgen international für Aufsehen

Ein Ammonit mit der Art Taramelliceras.

Baden-Württemberg ist nicht nur in industrieller, sondern auch in geologischer Hinsicht ein Musterländle. Hier kommen die Gesteins-Schichten der Jurazeit in ungestörter Lagerung vor, das heißt, die einzelnen Gesteinsbänke stapeln sich wie die Schichten einer Torte übereinander.

Detaillierte Einblicke

Dadurch lassen sie besonders detaillierte Einblicke in eine Zeit vor etwa 200 bis 150 Millionen Jahren zu, als unsere Gegend noch ein Randmeer des südlichen Tethys-Ozeans war, durch Meeresarme mit kühleren nördlichen Regionen verbunden.

Nun könnte man meinen, dass nach rund 200-jähriger Forschungstätigkeit nichts Neues mehr zu entdecken ist. Weit gefehlt. Auch heute noch hält der Untergrund erstaunliche Geheimnisse parat, die unser Bild der damaligen Welt verändern.

Exzellente Fossilerhaltung

Durch die hiesige exzellente Fossilerhaltung ist es möglich, die Zeit in einzelne biologische Horizonte zu unterteilen und damit eine mit keiner anderen Methode erreichte Feingliederung vorzunehmen. Mit dieser Methode der Bio-Horizonte arbeitet die geologische Forschung derzeit weltweit an der wechselseitigen Beziehung von Gesteinen aus weit voneinander entfernten Gebieten.

Innerhalb eines biologischen Horizonts, der einige tausend Jahre umfassen kann, findet keine erkennbare Änderung der gesamten Lebewelt statt. Wechselnde äußere Einflüsse, wie Klima, Nahrungsangebot oder Strömung, können zum Artensterben und zum Auftreten neuer Arten führen und erlauben somit die Abgrenzung eines neuen biologischen Horizonts.

Ammoniten besonders geeignet

Ammoniten eignen sich hierfür besonders gut, da sie meist gut und in größerer Zahl überliefert sind und sich relativ schnell in ihrem Aussehen veränderten. Während nun die Horizonte in den Schichten des Schwarzen und Braunen Juras bereits recht gut untersucht sind, ist dies im Weißen Jura nicht der Fall.

Grund hierfür ist, dass das unregelmäßige Wachstum von Schwämmen den durchgehenden Verlauf der Schichten stört und den Blick ins Gestein lokal verschleiern kann. Dies gilt auch und besonders für die bekannte Fossilfundstätte des Lochenpasses zwischen Weilstetten und Tieringen, von der erstaunlich viele Arten von Meeres-Lebewesen erstmals beschrieben wurden, vor allem Ammoniten, Schwämme, Muscheln, Schnecken, Krebse, Seeigel und Seelilien.

Plettenberg lässt Fachwelt aufhorchen

Nun hat auch der auf dem Plettenberg abgebaute Weiße Jura aufhorchen lassen, denn hier fand sich der am Lochenpass anstehende Zeitbereich in geschichteter Ausbildung. Damit war eine Feingliederung in Biohorizonte möglich, die der Ammonitenexperte Herbert Jantschke aus Mössingen in den vergangen drei Jahren in akribischer Kleinarbeit durchführte.

Alle Fossilien wurden horizontiert entnommen, beschriftet und anschließend mechanisch mit kleinen Druckluftsticheln präpariert. Aus den insgesamt 1036 gefundenen Ammoniten ließen sich 21 verschiedene Arten erkennen, die sich auf zwei Biohorizonte verteilten.

Neue Arten für Südwestdeutschland

Einige Arten waren für Südwestdeutschland neu und die festgestellten Biohorizonte waren bislang nur aus Frankreich und Polen bekannt. Zusammen mit Dr. Günter Schweigert vom Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart hat Herbert Jantschke die Erkenntnisse jetzt in der anerkannten Zeitschrift Paleodiversity veröffentlicht.

Die Arbeit liefert einen wichtigen Baustein für die europaweite Definition einer Zeitengrenze im unteren Weißen Jura zwischen dem Oxfordium und dem Kimmeridgium. Diese Zeitengrenze war erst jüngst das Ziel einer aufwendigen Untersuchung durch polnische Forscher auf der Isle of Skye in Großbritannien. Jetzt hat auch der Plettenberg seinen Beitrag dazu erbracht.

Fenster in die Erdgeschichte

Der Steinbruch der Holcim (Süddeutschland) GmbH sind bedeutende Fenster in die Erdgeschichte und bieten einzigartige Einblicke in längst vergangene Zeiten. Seit Jahrzehnten besteht eine enge Kooperation von Wissenschaftlern und Sammlern mit dem Fossilienmuseum in Dotternhausen.

Zutrittserlaubnis für Forscher

Das Zementwerk erlaubt Forschern unter Einhaltung der Sicherheitsvorschriften den Zutritt um die Juragesteine und ihre Fossilien zu untersuchen. Interessante Funde und neue wissenschaftliche Erkenntnisse werden im Rahmen von Sonderausstellungen im Werkforum der Öffentlichkeit vorgestellt. Unter den Steinbrüchen des Zementwerks ist vor allem der Schwarze Jura mit seinen Wirbeltierfunden bekannt.