Neue Corona-Verordnung: Son­der­re­ge­lung bringt den „Galliern“ nichts

Von Matthias Zahner

Profimannschaften und Berufsathleten in Baden-Württemberg dürfen unter strengen Auflagen wieder auf ihren Sportanlagen trainieren. Für den HBW Balingen-Weilstetten ist die vom Land Baden-Württemberg erlassene Son­der­re­ge­lung derzeit bedeutungslos. Ein Teamtraining in einer Halle mache momentan keinen Sinn, sagt Wolfgang Strobel.

Neue Corona-Verordnung: Son­der­re­ge­lung bringt den „Galliern“ nichts

Für Wolfgang Strobel ist ein Teamtraining derzeit nicht vorstellbar.

Der HBW-Geschäftsführer begründet dies: „Uns fehlt die Existenzgrundlage. Das ist der Spielbetrieb. So lange der nicht stattfindet, stellt sich für mich die Sinnfrage. Wir haben auch eine gesellschaftliche Vorbildfunktion. Beim Bäcker muss man zum Beispiel zwei Meter Abstand halten und wir sollen wieder trainieren? Das ist für mich nicht vorstellbar.“

Maximal fünf Personen

Außerdem verweist er auf die aus seiner Sicht wenig praktikablen Vorgaben, die laut des Sozialministeriums „zwingend zu beachten“ sind. Demnach dürfen Trainingseinheiten nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ausschließlich individuell, zu zweit oder in kleinen Gruppen von maximal fünf Personen erfolgen. „Während der gesamten Trainingsdauer muss ein Abstand von möglichst zwei, mindestens aber eineinhalb Metern zwischen sämtlichen anwesenden Personen eingehalten werden“, heißt es in dem von Gesundheitsminister Manfred Lucha unterzeichneten Schreiben.

Direkter Kontakt untersagt

Des Weiteren sei ein Training von Spielsituationen, in denen ein direkter Kontakt erforderlich oder möglich ist, untersagt. Das alles macht ein handballspezifisches Training nahezu unmöglich. Da kommt die Aussage von Sportministerin Susanne Eisenmann eher befremdlich daher: „Wir haben eine verlässliche und umsichtige Ausnahmeregelung geschaffen, die alle Sportarten berücksichtigt.“

Hallensituation das kleinste Problem

In die SparkassenArena – Trainings- und Heimspielstätte des HBW – könnten die „Gallier“ wegen der dort befindlichen Corona-Schwerpunktambulanz derzeit ohnehin nicht. Die Hallensituation sei gegenwärtig aber das kleinste Problem, merkt Strobel an. „Ich bin in engem Austausch mit Oberbürgermeister Helmut Reitemann. Da hätten wir sicherlich eine Lösung gefunden“, sagt der HBW-Geschäftsführer, der die Verordnung eher als eine für Kaderathleten ansieht.

Dahingehend äußert sich auch Eisenmann: „Jetzt können unsere baden-württembergischen Spitzensportlerinnen und -sportler das Training individuell, zu zweit oder in Kleingruppen wieder aufnehmen. Das gilt ausdrücklich auch für unsere paralympischen Top-Athletinnen und -Athleten.“

Strobel wartet auf Regierungsentscheidung

Der HBW befindet sich derweil weiterhin in Wartestellung, „bis nächste Woche die Regierung etwas entscheidet“, sagt Strobel. Andreas Thiel, Justiziar der Handball-Bundesliga (HBL), rechnet nicht mehr mit einer Fortsetzung der Saison. „Von Geisterspielen mal ganz abgesehen, wird es in Anbetracht des fehlenden Trainings wohl nicht möglich sein, die Saison bis zum 30. Juni zu Ende zu spielen“, sagte Thiel gestern dem Sportinformationsdienst.

Stichtag: 20. April

Thiels „einzige Hoffnung“ besteht darin, dass am 20. April wieder trainiert werden darf. „Davon hängt alles ab“, sagte er. Auch Liga-Präsident Uwe Schwenker glaubt nicht mehr an einen guten Ausgang. „Ich persönlich halte es für eher unwahrscheinlich, dass wir die Saison zu Ende spielen“, sagte er bei Sky Sport, „die Klubs sind in keiner Weise von Geisterspielen erbaut. 30, 40 Prozent – in der Spitze bis zu 50 Prozent des Etats der Vereine kommen über Zuschauereinnahmen.“

Strobel hatte bereits vor einigen Tagen im großen ZAK-Interview betont: „Spiele ohne Zuschauer sind für uns wirtschaftlich in dieser Saison nicht möglich.“