Naturschutzverband will dem Abbau Grenzen setzen: „Wir verhandeln um eine rote Linie“

Von Nicole Leukhardt

Dr. Gerhard Bronner, der Vorsitzende des Landesnaturschutzverbands, hat gestern auf dem Dotternhausener Plettenberg gezeigt, welche Flächen sein Verein unter Naturschutz stellen will.

Naturschutzverband will dem Abbau Grenzen setzen: „Wir verhandeln um eine rote Linie“

Gerhard Bronner, der Vorsitzende des Landesnaturschutzverbandes (rechts), erklärte gestern auf dem Plettenberg, wo sich die Flächen befinden, die sein Verband unter Naturschutz stellen will. Zu den Unterstützern des Vorhabens zählt auch Landrat Günther-Martin Pauli (Mitte), der für Sachlichkeit plädierte.

Von der Süderweiterung des Kalksteinbruchs der Firma Holcim auf dem Plettenberg ist der Landesnaturschutzverband (LNV) Baden-Württemberg nicht begeistert. Daraus machte sein Vorsitzender Dr. Gerhard Bronner am Donnerstag beim Pressegespräch auf dem Berg keinen Hehl.

„Für uns ist immer noch der Kompromiss der jüngsten Genehmigung des Steinbruchs aus dem Jahr 1974 verbindlich, dem der damalige Oberforstrat Stoffler nur zähneknirschend zustimmen konnte“, erklärte Bronner.

Im Antrag des Verbands ans Regierungspräsidium Tübingen, die verbleibende Hochfläche unter Naturschutz zu stellen, klammern die Naturschützer die mögliche Süderweiterung indes bewusst aus. „Wir verhandeln um eine rote Linie, nach der der Abbau beendet sein soll“, erklärte er gestern.

Ist der Antrag des LNV erfolgreich, so könnten zu den bisherigen 36 Hektar Naturschutzgebiet auf dem Berg weitere 80 Hektar hinzukommen. Darin enthalten: Steilhänge des Bergs, sowie große Wachholderheiden auf den Hochflächen im Norden und Süden.

Landrat unterstützt den LNV

Der Antrag an die Tübinger Behörde hat viele Unterstützer. Herbert Fuchs vom Naturschutzbüro Zollernalb, Werner Ludwig, vom Bund Naturschutz Alb-Neckar, Siegfried Ostertag, Naturschutzbeauftragter für den Zollernalbkreis, Hans-Martin Weisshap vom NABU und Professor Dr. Wolfgang Faigle, Referent für Emissionsschutz beim LNV waren am Donnerstag ebenfalls auf den Plettenberg gekommen, um sich die Auswirkungen der Süderweiterung vor Ort anschauen zu können.

Ein weiterer Gast der Runde: Landrat Günther-Martin Pauli. „Der Artenschutz hat im Kreis große Bedeutung und wir behandeln dieses Thema sensibel“, erklärte Pauli. Er selbst hege große Sympathie für den Antrag, bekräftigte er das Ansinnen der Naturschützer. Er bedaure, dass der Abbau auf dem Plettenberg zu Zerwürfnissen im Ort geführt hat.

„Es muss eine Abwägung stattfinden zwischen dem sinnvollen Verbrauch von Ressourcenflächen und dem Naturschutz, vor allem müssen wir dabei die Emotionen rausnehmen“, betonte der Landrat. Er begrüße, dass der Landesnaturschutzverband mit seinem durchdachten Antrag den sachlichen Weg beschreitet.

„Nicht ohne Grund haben wir von den einst von Holcim geforderten 18 Hektar nur 8,8 Hektar freigegeben“, erklärte Pauli. Seine Behörde könne Entscheidungen nur mit Blick für die nächsten 25 Jahre treffen.

Dass für die Geschicke des Plettenbergs sowohl das Balinger Landratsamt als auch das Tübinger Regierungspräsidium sowie das Freiburger Bergbauamt zuständig sei, halte er für eine ungünstige Konstellation, urteilte der Landrat.

Dass manche Entscheidungen schlecht nachvollziehbar seien und sich hinzögen, sei ein Ergebnis dieser aufgeteilten Zuständigkeiten.

Wann sich das Tübinger Regierungspräsidium mit dem Antrag der Umweltschützer auseinandersetzt, bis wann gar Ergebnisse vorliegen, das alles vermochte Dr. Gerhard Bronner noch nicht zu sagen. „Wenn jemand das wirklich will, dann kann so ein Antrag in einem Jahr auch durch sein“, sagt er.

Es zähle der politische Wille. Sollte sich das RP im Sinne des Landesnaturschutzverbandes entscheiden und weitere 80 Hektar Hochfläche unter Naturschutz stellen, hofft Dr. Bronner auch auf eine gewisse Befriedung des Orts.

„Wir sind Realisten und wissen um die Bedeutung des Abbaus auf dem Berg, aber wir wissen auch, was wir erwarten dürfen“, so der LNV-Vorsitzende.