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Naturprojekt in Unterdigisheim: Wie man mit vergrabenen Unterhosen die Bodenqualität misst

Von Pressemitteilung

Was haben Baumwollunterhosen mit einem Bodenprojekt zu tun? Dieser Frage gingen Kinder und Jugendliche nach, die an dem zweitägigen Kooperationsprojekt „Bodenschlau“ der Sparkassenstiftung Umwelt+Natur und des Fossilienmuseums von Holcim-Süddeutschland teilnahmen.

Nicht viel übrig geblieben: Dieses Mädchen zeigt eine der im Sommer vergrabenen Unterhosen.

Alexandra Kischkel-Bahlo, Leiterin der Sparkassenstiftung Umwelt+Natur in Unterdigisheim, informiert dazu in einer Pressemitteilung:

Was sich wie ein Witz anhört, ist eine inzwischen etablierte wissenschaftliche Methode, um die Aktivität von Bodenlebewesen und damit die Bodenfruchtbarkeit auf unterschiedlichen Standorten zu beurteilen. Dafür hatten sich bereits zur Auftaktveranstaltung im Juli mehrere Projektteilnehmer im Alter von 10 bis 17 Jahren im Naturerlebniszentrum der Umweltstiftung in Oberdigisheim getroffen. Quasi als Vorbereitung auf jetzt.

Unterhosen 30 Zentimeter tief im Boden

Wichtigste Tagesaufgabe damals: das Vergraben mitgebrachter Unterhosen auf Wald- und Wiesenstandorten in 30 Zentimeter Tiefe. Nebenbei ideale Gelegenheit für die neugierigen Schüler, um in der aufgeschürften Erde Bekanntschaft mit verschiedenen Bodenlebewesen zu machen. Stiftungsökologe Hannes Schurr erklärte mit Hilfe des großen Bildschirmmikroskops im Umweltmobil Donnerkeil das Aussehen und die Ernährungsvorlieben der winzigen Lebewesen.

Asseln, Hundert- und Tausendfüßer

Während der Hundertfüßer mit seinen großen Zangen Jagd auf andere Tiere macht, ernähren sich die nur 1 mm großen Springschwänze von Pflanzenresten. Auch Tausendfüßer, Asseln und Bodenschnecken sind Vegetarier und haben Blätter und Holzreste auf dem Speiseplan. Ob sich diese Tiere auch von den angebotenen Zellulosefasern der Unterhosen ernähren würden? Das galt es nun dieser Tage zu überprüfen.

Indikator für Bodenfruchtbarkeit

Die Theorie der Projektverantwortlichen: Je stärker der Zersetzungsgrad der Unterhose, desto höher sind Bodenaktivität und damit Bodenfruchtbarkeit auf einem Standort.

Im Spätherbst traf sich nun die Gruppe erneut, um nach mehreren Monaten die Unterhosen wieder aufzuspüren und freizulegen und deren Zustand zu begutachten. Die Spannung war nicht zu überbieten, als die Kinder und Jugendlichen mit Spaten und Schaufeln im Wald nach den Stoffgeweben stocherten.

Zwischen Steinen und krümeliger Erde wurde die erste Unterhose herausgezogen. Diese war überraschend intakt – neben dunklen Humusresten waren nur kleine Löcher und Schleimspuren von Schnecken auf dem Baumwollgewebe zu sehen. Immerhin haben Bodenlebewesen erste sichtbare Spuren hinterlassen. Doch die größte Überraschung erlebten die Projektteilnehmer auf dem Wiesenstandort.

Nur noch ein Gerippe in der Hand

Dort musste die Erde mehrmals umgegraben werden, weil die Unterhose einfach nicht zu finden war. Dann zog ein zehnjähriges Mädchen an einem Gummifaden und hielt plötzlich das Gerippe der Unterhose in den Händen. Die Projektverantwortlichen Alexandra Kischkel-Bahlo und Dr. Annette Schmid-Röhl, Paläontologin des Fossilienmuseums, staunten über die fast vollständige Zersetzung des Stoffs.

Zellulose scheint zu schmecken

Offensichtlich waren die Zellulosefasern ganz nach dem Geschmack der Bodenorganismen. Alle Bestandteile aus Kunststoff wie Gummi und Etikett wurden dagegen verschmäht. Hannes Schurr, Stiftungsökologe, erklärte: „Je mehr organisches Material der Boden enthält, desto mehr Nahrung haben die Millionen von Bodenorganismen und desto schneller findet der Abbau der Unterhosen statt“. Warum der Wiesenstandort im Vergleich zum Wald einen viel schnelleren Abbau des Baumwollgewebes zeigte, führten die Naturexperten auf die höhere Bodenfeuchtigkeit an diesem Standort zurück.

Boden ist mehr als Dreck

Die Kooperationspartner wollen mit dem Projekt einen Scheinwerfer auf die oberste Erdschicht mit ihren unscheinbaren Bodenlebewesen lenken. „Denn Boden ist mehr als der Dreck, der unter unseren Schuhen klebt. Er ist Heimat von Billionen von Pilzen, Bakterien, Insekten und Würmern“, fassen die Umweltbildner zusammen. Sie sind sich sicher, dass das „Citizen Science“ Projekt bei den jungen Forschern einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen hat.