Nachdenkliche Worte bei der 100-Jahr-Feier der AWO in Ebingen

Von Horst Schweizer

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) feierte das hundertjährige Bestehen des Verbandes. Bei der Jubiläumsfeier in Ebingen stellten sich auch die drei Ortsverbände vor.

Nachdenkliche Worte bei der 100-Jahr-Feier der AWO in Ebingen

Das 100-jährige Bestehen der AWO wurde groß gefeiert. Oberbürgermeister Klaus Konzelmann (links) freute sich über den Besuch des stellvertretende Landesvorsitzenden Stefan Oetzel und den Vertretern der Ortsvereine. Schülerinnen der Musik- und Kunstschule Albstadt sorgten für die Umrahmung.

Genau genommen wurden im evangelischen Gemeindehaus Spitalhof vier Jubiläen begangen, denn die Ortsverbände können ihr 70-jähriges Bestehen feiern, seit einem halben Jahrhundert gibt es den fahrbaren Mittagstisch in Ebingen und dort seit 40 Jahren den Treffpunkt AWO. Der Feier gaben Emily Diebold, Emilia Rudnitzki und Laura Scharlach, drei Schülerinnen der Musik- und Kunstschule Albstadt, einen würdigen Rahmen.

OB würdigt die Arbeit

Nach der Begrüßung durch den Kreisvorsitzenden Hans-Peter Zizmann betonte Oberbürgermeister Klaus Konzelmann, dass das Jubiläum die Möglichkeit zur Besinnung und Rückschau auf eine jahrzehntelange Vereinsgeschichte gebe. Die Feier sei aber zugleich eine gute Gelegenheit, den Einsatz von ehrenamtlich und sozial engagierten Menschen zu würdigen. Der Aufstieg der AWO habe nach dem Ersten Weltkrieg begonnen.

Nach dem Krieg Not gelindert

Das Deutsche Reich war damals wirtschaftlich und sozial ruiniert und politisch instabil. „Millionen Menschen in Not litten nicht nur Hunger, das Land steuerte auf eine in dieser Größenordnung nie gekannte Massenverelendung hin, Kriegsversehrte, Witwen und Waisen standen ohne soziale Hilfen da“, so der OB. Marie Juchacz gründete daraufhin am 13. Dezember 1919 die AWO als „Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt in der SPD“ mit dem Ziel, Not zu lindern und ihr vorzubeugen. Für mehr als 20 Millionen hilfsbedürftige Menschen wurde die AWO zu einer rettenden Helferorganisation.

Ein besonderer Tag

Für die AWO Württemberg sei dies ein besonderer Tag, meinte der stellvertretende Landesvorsitzende Stefan Oetzel. Auch, weil viele junge Menschen dabei seien und sich heute engagieren. Zu der Aktualität meinte er, dass in einer hochausgebildeten Gesellschaft mit hohem Wohlstand immer mehr gejammert werde, es immer mehr Unzufriedenheit gebe. „Was in den letzten vier, fünf Jahren in der Welt passiert ist, macht mich nachdenklich.“ Daher habe die AWO mit bundesweit 320.000 Mitgliedern und 300.000 Hauptamtlichen auch im 21. Jahrhundert dort ihren Platz, wo sie hingehöre und sie gebraucht werde. Stefan Oetzel zitierte den SPD-Politiker Franz Müntefering: „Der Sozialstaat funktioniert nur, weil es Menschen gibt, die mehr tun als sie müssten.“

Drei Ortsverbände

Seit langer Zeit gibt es drei Ortsverbände Balingen, Ebingen und Weilstetten. Alle Vertreter stellten die Arbeit im sozialen Bereich heraus, um etwas zum Gemeinwohl beizutragen. Unisono hatten sie die gleichen Wünsche: erfolgreich bei der schwierigen Suche nach jungen Mitgliedern zu sein. Michael Frommer stellte die Arbeit und Angebote in Balingen mit rund 60 Mitgliedern vor. Dort würden auch Dienstleistungen, häusliche Betreuung und Alltagsbegleitung übernommen. Peter Single ging auf die Aktionen in Weilstetten, derzeit über 40 Mitglieder, ein. Helmut Alber erinnerte an die Entstehungsgeschichte in Ebingen mit derzeit rund 100 Mitgliedern. Seit 40 Jahren gibt es dort den fahrbaren Mittagstisch um Herta Zizmann als perfekte Organisatorin. Und seit vier Jahrzehnten betreibt die AWO in Ebingen die Begegnungsstätte für Menschen allen Alters. Für diesen Dienst dankte OB Klaus Konzelmann allen ehrenamtlich Helfern, insbesondere dem Ehepaar Hans-Peter und Hertha Zizmann. Für das „50-Jährige“ des fahrbaren Mittagstisches hatte Konzelmann den obligatorischen Jubiläumsscheck dabei.