Nach toller Aufholjagd: HBW Balingen-Weilstetten schafft in Kassel den Befreiungsschlag

Von Marcus Arndt

Geschafft! Die Schwaben haben nach vier Niederlagen in Folge den Bock umgestoßen. Sechs Sekunden vor Spielende erzielte Vladan Lipovina gegen Melsungen den 25:24-Siegtreffer für den Außenseiter. „Eine super Teamleistung“, bilanzierte Jens Bürkle.

Nach toller Aufholjagd: HBW Balingen-Weilstetten schafft in Kassel den Befreiungsschlag

Überraschend gewann der HBW gegen Melsungen.

Die MT Melsungen patzte hingegen einmal mehr gegen eine Mannschaft aus der unteren Tabellenhälfte, fand in Durchgang zwei keine Lösungen. Unverkennbar: Es hakt bei den Nordhessen.

Die erneute Corona-Zwangspause störte Gudmundur Gudmundsson. „Wieder eine dieser unvorhersehbaren Unterbrechungen“, stöhnte der MT-Coach, „es ist in dieser Saison einfach nicht leicht, in einen vernünftigen Rhythmus zu kommen.“ Trotz der Absage des Flensburg-Spiels war der Aufwärtstrend der Bartenwetzer unverkennbar. Es gehe langsam in die richtige Richtung, sagte der Isländer vorsichtig optimistisch vor dem Duell mit den Schwaben, die sich in Kassel mit einer offensiver ausgerichteten 6:0-Abwehr der Nordhessen konfrontiert sahen.

Schwaben mit Steigerung

Nach vielen einfachen Fehlern gegen Erlangen zeigte der HBW diesmal mehr Verantwortung für das Spielgerät, präsentierte sich als adäquater Gegner für das ambitionierte Melsungen, „das sich eigentlich im Bereich Platz fünf oder besser aufhalten sollte“, wie es Bürkle formulierte.

Aber die MT muss noch satt nachholen – und lässt immer wieder Punkte liegen. „Sie hatten schon ein paar Spiele, welche nicht wie erhofft verliefen“, hat der HBW-Trainer beobachtet, „da waren schon ein paar Ergebnisse dabei, die sie von diesen ganz vorderen Plätzen gerade noch fern halten. Das haben sie immer wieder drin.“

Melsungen legt vor

So hoffte der Tabellen-16. in der Rothenbach-Halle nicht unbegründet auf einen Ausrutscher der Bartenwetzer, die sich zunächst sehr schwer taten. Bürkle forderte „Gallier-Qualitäten“ von seinem Team – und genau diese brachte der HBW dann auch auf die Platte. Dennoch: Melsungen führte mit 4:2 (4. Minute). Tim Nothdurft stellte den Anschluss her. Julius Kühn konservierte aus neun Metern den Zwei-Tore-Vorteil (6:4/7.), doch auch sein Balinger Gegenüber lieferte. Kapitän Jona Schoch ging vorneweg, netzte zum 6:7 (10.).

Die Schwaben waren dran, glichen zum 7:7 aus (11.). Aber wieder waren es schnell minus zwei aus Balinger Sicht: beim 9:7 für die Gastgeber (15.). In doppelter Unterzahl fielen die Schwaben weiter zurück: mit 10:13 (22.). Ohne Zweifel war mehr drin für die „Gallier“, welche nach zwei einfachen Ballverlusten mit einem 12:16-Rückstand in die Pause gingen. „Gefühlt waren wir trotz der vier Tore Differenz nicht so weit weg“, meinte Bürkle.

HBW holt auf

Nach dem Seitenwechsel musste der HBW liefern – allen voran Vladan Lipovina, der in den ersten 30 Minuten torlos blieb. Doch der Linkshänder zog die nächste Fahrkarte. In Überzahl verkürzte Oddur Gretarsson: zum 13:16 (33.). Der Isländer lief nun richtig heiß, brachte die Kreisstädter mit seinem dritten Tor in Folge heran (15:16/34.).

Pech, dass der Linksaußen einen Strafwurf an den Innenpfosten zimmerte und Gregor Thomann an MT-Keeper Nebojsa Simic scheiterte. Sekunden später schlug es dann ein: Lipovina aus acht Metern zum 16:16 (38.). Melsungen wackelte, blieb fast zehn Minuten torlos. Das Momentum war auf Seiten der „Gallier“. Die führten nach 39 Minuten beim 17:16 erstmals. Immer wieder legte der Favorit zwar vor, aber der Kreisstadt-Klub blieb dran.

Spannende Schlussphase

Crunchtime in Kassel. Melsungen musste weiterhin unglaublich viel investieren, um mit einem kleinen Polster in die Schlussphase zu gehen. Das gelang nicht, „weil wir unnötige Zeitstrafen kassiert und falsche Entscheidungen getroffen haben“, ärgerte sich Nationalspieler Timo Kastening im Sky-Interview.

70 Sekunden vor Spielende lagen so die Balinger mit 24:23 vorne, behielten auch nach dem erneuten Ausgleich die Nerven. Lipovina sorgte schließlich für die Entscheidung. Er habe Charakter gezeigt, betonte der Montenegriner und Bürkle ergänzte: „Für solche Tore brauchen wir ihn . . .“