Albstadt

NABU-Ortsgruppe Albstadt ist begeistert über den „Hotspot für Mehlschwalben“

29.12.2019

Von Karl-Otto Gauggel

NABU-Ortsgruppe Albstadt ist begeistert über den „Hotspot für Mehlschwalben“

© Karl-Otto Gauggel

Mathias Stauß, Jürgen Hölle, Ellen Köhler und Clemens Gauggel mit der Plakette sowie Seniorchef Karl Gauggel mit der Urkunde des NABU (von links).

Die Vorstandschaft hat der Firma Getränke Biesinger in Truchtelfingen eine Plakette und eine Urkunde übergeben.

Eigentlich wollte er nur den Schwalben helfen, sagt Karl Gauggel, der Seniorchef der Firma Getränke Biesinger bescheiden. Im Frühjahr hat er künstliche Nisthilfen für Mehlschwalben beim NABU besorgt und diese an seinem Geschäft in der Raiffeisenstraße in Truchtelfingen angebracht. Gauggel beobachtete dabei, wie die Tiere, die ausschließlich an Außenfassaden von Gebäuden ihre Lehmnester bauen, immer wieder auf der großen geschotterten Fläche hinter dem Markt kleine Lehmkügelchen zwischen den Steinen fanden, um daraus ihre stabilen Naturnester unter dem Dachvorsprung zu erstellen.

Guter Fundplatz für Baumaterial

Auch die direkt an das Firmengelände angrenzende Schmiecha mit ihren feuchten Uferbereichen erwies sich als ein guter Fundplatz für Baumaterial – und über dem Bachlauf selbst jagten die Schwalben nach Insekten. Mehlschwalben nehmen vor allem dort, wo natürliche Lehmnester angelegt sind, auch gerne Kunstnester aus Holzbeton an. Und so dauerte es auch nicht lange, bis die Schwalben die von Karl Gauggel neu angebrachten Nester anflogen und darin erfolgreich brüteten.

34 Nester sind belegt

Tatsächlich sind derzeit insgesamt 34 Mehlschwalbennester, darunter auch einige künstliche Nisthilfen, an den Fassaden zwischen den Dachbalken vorhanden. In diesem Jahr waren auch alle belegt, wie der Eigentümer versichert. In vielen Nestern sei im Sommer zweimal, in einigen Nestern sogar dreimal erfolgreich gebrütet worden.

„Schwalbenfreundliches Haus“

Jürgen Hölle, aktives Mitglied bei der NABU-Gruppe Albstadt, blieben die Aktivitäten bei Getränke Biesinger nicht verborgen, und er schlug die Familie Gauggel für die Auszeichnung mit der NABU-Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ vor. Karl Gauggel und Sohn Clemens waren überrascht, als Ellen Köhler und Mathias Stauß vom Vorstand des NABU Albstadt zusammen mit Jürgen Hölle in den Getränkemarkt kamen, um die Plakette mit Urkunde zu übergeben. Stauß zeigte sich begeistert von diesem „Hotspot für Mehlschwalben“. Er lobte die Toleranz der Familie Gauggel gegenüber der Schwalbenkolonie, die keineswegs die Regel sei. Viele Hauseigentümer hätten etwas gegen den herabfallenden Kot, der die Wände verschmutze, und deshalb würden immer wieder Nester zerstört. Dies habe, wie Stauß ausführte, zusammen mit dem durch den dramatischen Insektenschwund verursachten Nahrungsmangel zu einem kontinuierlichen Rückgang der Mehlschwalbenbestände in den vergangenen Jahrzehnten geführt.

Ein alarmierendes Signal

Seit 2015 werden die Mehlschwalben in der Kategorie drei der Roten Liste als gefährdete Brutvogelart geführt. Dies sei ein alarmierendes Signal für die Arterhaltung, betonte Mathias Stauß. „Da ist es ein Glück, dass es so Zeitgenossen wie Karl Gauggel gibt.“ Darüber hinaus sei die Familie Gauggel auch in der Landschaftspflege aktiv, indem sie ein kleines, privates Weideprojekt mit Schafen und Ziegen im Bereich Buchhalde betreibe. Karl Gauggel und sein Sohn zeigten sich erfreut über die Anerkennung durch den NABU und versprachen, die Plakette gut sichtbar am Getränkemarkt anzubringen.

Längst im Winterquartier

Die Schwalben, zu denen neben den Mehlschwalben auch die etwas längeren Rauchschwalben gehören, sind schon im Oktober in ihre afrikanischen Überwinterungsgebiete südlich der Sahara abgeflogen. Familie Gauggel freut sich heute schon, wenn im Frühjahr die Schwalben wieder nach Truchtelfingen kommen, die Nester beziehen und ihr Gezwitscher zu hören sein wird.

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