Albstadt

Münchner Schauspielerin erzählt in Ebingen Geschichten vom Tod, wie sie nur das Leben schreiben kann

12.09.2022

Von Vera Bender

Münchner Schauspielerin erzählt in Ebingen Geschichten vom Tod, wie sie nur das Leben schreiben kann

© Vera Bender

Musiker Manuel Ehlich, die Einsatzleiterinnen der Hospizgruppe Albstadt Birgit Beck und Ulrike Fischer sowie Autorin Petra Frey bei der Lesung im Spitalhof (von links).

Recht humorvolle aber auch emotionale Einblicke in die Arbeit einer Hospizhelferin gab Petra Frey im Spitalhof Ebingen. Rund 100 Besucherinnen und Besucher waren zu der Lesung gekommen.

Es waren „Geschichten vom Tod, wie sie nur das Leben schreiben kann“, welche die Münchener Schauspielerin Petra Frey zum Besten gab.

Mit rund 100 Besuchern hatten an diesem Donnerstagabend nicht einmal die beiden Einsatzleiterinnen und Koordinatorinnen der Hospizgruppe Albstadt, Birgit Beck und Ulrike Fischer gerechnet. Es war überwältigend. Und zugleich berührend.

Erfahrungen aus zehn Jahren Hospizarbeit

„Sterbemund tut Wahrheit kund“, lautet der Titel des Buches, in welchem Petra Frey sehr feinfühlig und doch humorvoll die Erfahrungen aus ihrer zehnjährigen Arbeit als Hospizhelferin niedergeschrieben hat.

Da schreit die Schwiegertochter lauthals nach ihrem Mann durch die Wohnung, Karlheinz möge die Oma wecken, denn die Frau von der Sterbehilfe sei da, und fügt hinzu, dass man für die noch nicht mal was bezahlen müsse.

Sterbeclub und Totenverein

Karlheinz läuft dann auch zur Höchstform auf und bezeichnet die Hospiz mal als Sterbeclub, mal als Totenverein.

Zum Glück nicht als Antichrist, denkt sich die Hospizhelferin, denn sie erfährt auch gleich, dass der Oma kein „Pfaffenkopf“ ans Bett kommt, der nur eine Spende will und dann noch zum Leichenschmaus kommt. Ja, so kann es gehen.

Man weiß nie, wie eine Begegnung abläuft

Das bestätigten auch die Hospizhelferinnen Beck und Fischer. Man weiß nie, wie so eine Begegnung abläuft.

Münchner Schauspielerin erzählt in Ebingen Geschichten vom Tod, wie sie nur das Leben schreiben kann

© Vera Bender

Autorin Petra Frey mit den Einsatzleiterinnen Birgit Beck und Ulrike Fischer (von links).

Es gibt nichts, was es nicht gibt. Aber es entstehen immer Beziehungen zum Sterbenden und zu den Angehörigen. Petra Frey hat diese einzigartigen Geschichten niedergeschrieben und dabei herrlich mit Worten gespielt.

Geschichten aus dem Leben statt Fachvortrag

Als Schauspielerin kann sie zudem diese Anekdoten wunderbar mit Betonung, Gestik und Mimik zum Besten geben. Insofern handelte es sich am Donnerstag keinesfalls um einen Fachvortrag, sondern eben um Geschichten aus dem Leben und vom Sterben.

Abtritt von der Bühne des Lebens

Da ist die Schauspiel-Diva, die ihren Tod regelrecht inszeniert und vor einem größeren Publikum aus Wegbegleitern und Freunden von der Bühne des Lebens für immer abgeht.

Oder die selbst ernannte Feng-Shui-Expertin, die mit leichter Demenz im Altersheim lebt, und ein einziges Mal, kurz vor dem Tod, verrät, dass sie eigentlich ihren Mann nie geliebt hat.

Berührende Schicksale werden offenbar

Sie hat ihn nur geheiratet, um ihrer wahren Liebe nahe sein zu können – der Schwägerin Klara. Und dann ist da die zierliche Frau Mitte 50, die der Krebs aus einem Leben reißt, in dem es so viele verpasste Chancen gab.

Sie hatte ihre Träume der Vernunft wegen aufgegeben. Ihr Leben dem des Ehemannes, der sie nicht liebt, untergeordnet. Tragisch.

Humor bis in an den Tod

Aber es gibt eben auch die andere Seite. Menschen, die ihr Leben gelebt haben und eigentlich nur die Sünden bereuen, die sie nicht begangen haben. Die ihren Humor nicht verlieren. Wie der 80-jährige Schreinermeister, der auf die Zahnfee wartet und meint: „Am Ende ist noch lange nicht Schluss mit lustig.“

Das Leben ist einzigartig und wertvoll

Der Tod ist todsicher. Und deshalb soll man sein Leben genießen, denn es ist einzigartig und wertvoll, gab die Autorin den versammelten Zuhörern, unter ihnen auch Hospizhelfer, Angehörige und Pflegepersonal, mit auf den Weg.

Münchner Schauspielerin erzählt in Ebingen Geschichten vom Tod, wie sie nur das Leben schreiben kann

© Vera Bender

Musikpädagoge Manuel Ehlich zauberte auf dem Marimbaphon wundervolle Melodien.

Wundervolle Melodien spielte der angehende Musikpädagoge Manuel Ehlich zwischendurch immer wieder auf dem Marimbaphon.

Warum Socken und warme Füße?

Warum man in der Patientenverfügung beispielsweise notieren soll, dass man Socken und damit warme Füße haben möchte? „Weil ich es mir wert bin!“ Der wohl eindrücklichste Satz von Petra Frey.

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