Mord im Clownkostüm: Die Meldung ist frei erfunden

Hat ein als Clown verkleideter Mann am Donnerstagabend einen Mann in Balingen erschossen? Eine unseriöse Internetseite meldet das. Die Meldung ist frei erfunden.

Gerade einmal drei Zeilen umfasst die „Nachricht“, die sich am Freitag in Windeseile in Balingen verbreitet hat.

Ein Clown hat gestern Abend gegen 22 Uhr einen vorbei laufenden Mann erschossen, die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Dies fand vor der Volksbank statt. ACHTUNG: BLEIBT BITTE ALLE ZUHAUSE!

Obwohl die anonym betriebene Seite, die optisch an eine seriöse Nachrichtenseite erinnert, sogar selbst darauf hinweist, dass ihre „Fake-News“ nicht ernstgenommen werden sollten, verunsichert die Meldung viele. In Balinger Unternehmen, Behörden und Schulen hat sich der Link zu der Meldung heute Morgen per Whatsapp und Facebook rasend verbreitet – mitunter verbunden mit dem Vorwurf, die Polizei oder wir, der ZOLLERN-ALB-KURIER, würden einen Mord verschweigen.

„Wir sitzen hier alle bei der Arbeit zusammen und machen uns Sorgen, ob an der Geschichte etwas dran ist“, berichtet eine Frau, als sie am Freitagmittag verunsichert in der ZAK-Redaktion anruft.

Gar nicht glücklich über all die Aufregung ist man bei der Polizei. „Das sind Deppen, die so etwas ins Internet stellen“, sagt Renate Diesch, Pressesprecherin im Polizeipräsidium Tuttlingen. „Solche Fakes schlagen immer auch bei uns auf und beschäftigen die Ermittlungsbehörden mit unsinniger Arbeit.“ Und sie versichert: „In Balingen wurde am Donnerstagabend definitiv niemand erschossen.“

Tatsächlich schwappt gegenwärtig ein eigenartiges Phänomen aus den USA nach Deutschland: Sogenannte Grusel-Clowns erschrecken Passanten, zuletzt zum Beispiel in Wesel am Niederrhein. In der Regel sind seriöse Nachrichten aber schnell von Fakes zu unterscheiden: Letztere werden beispielsweise häufig auf Internetseiten verbreitet, die auf ausländischen Servern liegen. In aller Regel werden die Seiten anonym betrieben – ein rechtlich vorgeschriebenes Impressum, das Auskunft über die Urheber gibt, findet sich üblicherweise nicht.