Geislingen

Mit kühler Brise und viel Abstand steigen Geislinger Sänger wieder in die Probenarbeit ein

21.10.2020

Von Claudia Renz

Mit kühler Brise und viel Abstand steigen Geislinger Sänger wieder in die Probenarbeit ein

© Claudia Renz

Dehnen und Strecken, bevor der erste Ton erklingt: Die Geislinger Sänger proben zum ersten Mal unter strengen Auflagen im Sport- und Kulturbau.

Nicht nur im Vereinsheim des Gesangvereins Eintracht Geislingen, sondern im ganzen Land herrscht seit Monaten buchstäblich Stille. Nachdem die Sängerinnen und Sänger drei Proben im Freien abhalten konnten, singen sie nun – unter strengen Corona-Auflagen – erstmals wieder im Sport- und Kulturbau. Die Motivation ist hoch, die Euphorie gleichzeitig gedämpft. Bei den Kindern und Jugendlichen herrscht weiter Stille.

Singen verboten, heißt die Ansage seit Anfang März auch für den Liedergarten, die Singing Birds, den Jungen Chor und den Gemischten Chor, die vor den Beschränkungen ihr Domizil immer donnerstags mit Musik und Leben füllten.

Alle Vereine leiden

Die Hoffnung, das Virus in den Griff zu bekommen, erfüllte sich nicht. Die Infektionszahlen steigen wieder und nicht nur die Chöre leiden unter der Situation. Die zahlreichen Regelungen und Verordnungen im Zusammenhang mit der Pandemie vereinfachen die Arbeit der Vereine nicht.

Nach einem kurzen Intermezzo im Schlosshof während der Sommermonate konnten für die Frauen- und Männerstimmen jeweils drei getrennte Proben abgehalten werden.

Nachdem diese Location witterungsbedingt nun wieder flach fällt, machten sich die Verantwortlichen mit ihrem Vorsitzenden Andreas Walter auf die Suche nach Alternativen.

Aufwendiges Hygienekonzept wurde erstellt

Mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept, das in Abstimmung mit dem Freiburger Institut für Musikmedizin erstellt wurde, stimmte die Stadt Geislingen zu, dass die Gesangsgruppen im Kultur- und Sportbau der Schlossparkschule unterkommen können.

Mit kühler Brise und viel Abstand steigen Geislinger Sänger wieder in die Probenarbeit ein

© Claudia Renz

Vereinschef Andreas Walter durfte seinen Sängerkameraden Josef Teichmann (rechts) für 60-jähriges, aktives Singen ehren.

Am 15. Oktober waren erstmals die Männer dran, die sich gemeinsam mit ihrer Dirigentin Cordula Bieber trafen. Trotz der Freude über das gemeinsame Singen mit angezogener Handbremse, ist die Euphorie gedämpft und die Stimmung angeknackst.

Das Ziel fehlt uns

Cordula Bieber bringt es auf den Punkt: „Natürlich sind wir motiviert und freuen uns, dass wenigstens dies möglich ist, aber das Ziel fehlt und ist in weite Ferne gerückt.“ Es gibt keine gemeinsamen Proben und das Highlight, auf das die Sänger proben, das Jahreskonzert, musste abgesagt werden. Das alles sei schon deprimierend.

Dennoch lassen sich die Männer die Freude am Gesang nicht nehmen. Sie hatten sich alle im Vorfeld mit dem Hygienekonzept vertraut gemacht und nahmen im vorgeschriebenen Abstand auf den 13 aufgestellten Stühlen Platz.

Josef Teichmann wird geehrt

Bevor jedoch mit dem Einsingen begonnen werden konnte, durfte Andreas Walter eine freudige Aufgabe erledigen: Da der Chorverband Zollernalb im November seinen Ehrungsabend canceln musste, überreichte Walter seinem Sängerkameraden Josef Teichmann an diesem Abend für sage und schreibe 60 Jahre aktives Singen die Urkunde des Verbandes.

Walter würdigte Josef Teichmanns Engagement, der nicht nur mit seiner Stimme, sondern auch mit seinem unermüdlichen Einsatz für den Verein aktiv war und ist.

Er ist immer zur Stelle

Gemeinsam mit seiner Frau sorgte er in den vergangenen sechs Jahrzehnten dafür, dass die Feste, Bewirtungen und Arbeitseinsätze erfolgreich durchgeführt werden konnten. Der Vereinschef bedankte sich noch mal bei dem beliebten Sängerkameraden.

Erst strecken, dann singen

Danach starteten der „dienstälteste“ Tenor und seine Sängerkollegen gemeinsam mit ihrer Dirigentin mit Aufwärm-, Stimm- und Sprechübungen. Cordula Bieber forderte ihre Schützlinge auf, sich zu strecken und recken.

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Wir werden alles dafür tun, damit wir die Begeisterung für die Chormusik und das Singen in dieser schwierigen Zeit aufrechterhalten können. Andreas Walter, Vereinschef der „Eintracht"

Wir sind motiviert, aber das Ziel, unser Jahreskonzert, ist in weite Ferne gerückt. Chorleiterin Cordula Bieber

„Sehr konzentriert, ihr seid gut“, motivierte sie die Männer. Mit Altbewährtem und neuen Liedern für Männerchöre unter dem Motto „Humor im Chor“ ging der Probenabend weiter.

Die Sänger waren trotz aller Vorgaben und der kühlen Brise aus der Filteranlage mit Freude dabei. Sie teilen sich die Probeeinheiten im Wechsel mit den Sängerinnen, die heute Abend an der Reihe sind.

Die Jugend muss noch warten

Was den Kinder- und Jugendbereich angeht, warten die Vereinsverantwortlichen zunächst einmal ab.

Mit einem fundierten Hygienekonzept, bei dem auch eine sogenannte CO2-Ampel eingesetzt wird (angelehnt an die Arbeit in Kindergärten und Schulen), will man überprüfen, ob die Kinder und Jugendlichen des Liedergartens, der Singing Birds und des Jungen Chors in den eigenen Proberäumen in der Ringstraße proben können.

Die Sänger wollen optimistisch bleiben

Ungewissheit herrscht nicht nur bei Andreas Walter. Wie die Vereinsarbeit zukünftig weitergehen wird, ist aktuell nicht abzuschätzen. Aber eines ist sich der Vereinschef ganz sicher: „Wir werden alles dafür tun, damit wir die Begeisterung für die Chormusik und das Singen in dieser schwierigen Zeit aufrechterhalten können.“

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