„Mit freundlichem Querdenker-Gruß“: Kreisrat Andreas Hauser tritt aus Linkspartei aus

Von Benno Haile

Andreas Hauser aus Oberdigisheim, der für die Linke im Kreistag sitzt, hat seinen Parteiaustritt bei den Linken erklärt. Sein Kreistagsmandat will er behalten – der Linken-Landesverband fordert ihn auf, es abzulegen.

„Mit freundlichem Querdenker-Gruß“: Kreisrat Andreas Hauser tritt aus Linkspartei aus

Andreas Hauser.

„Mit diesem Schreiben erkläre ich meinen Austritt aus der Partei „Die Linke“, beginnt der Brief, den Andreas Hauser am Donnerstag nach Stuttgart an den Landesvorstand der Linkspartei geschickt hat. Bereits im Mai hatte Hauser angekündigt, seine Partei-Mitgliedschaft ruhen lassen zu wollen.

„Mein Wahlmandat im Kreistag des Zollernalbkreises werde ich behalten“, schreibt Hauser. Künftig wird der Kreistag also um einen weiteren Parteilosen reicher.

Linke als Mainstream-Partei

Hauser kritisiert die Partei, bei der er über 13 Jahre Mitglied war, in seinem Schreiben für deren Corona-Politik und die Nähe zum Regierungskurs: „Auf diese Weise wird die Linke indirekt zur Mainstream-Partei und stützt so die verschärfte Spaltung der Gesellschaft in arm und reich, in Gewinner und Verlierer, obwohl die Parteirhetorik anders klingt“, schreibt er.

Für seinen Parteiaustritt führt er eine Vielzahl von Gründen auf – unterteilt in zwei Kategorien: Allgemeine, strategische Kritikpunkte, von denen er fünf aufzählt sowie 20 Kritikpunkte an der Corona-Politik.

Kritik an Corona-Politik

Laut Hauser würden „Kritikpunkte am offiziellen Narrativ der Panikmache“ ignoriert und abweichende Meinungen pauschal diffamiert. Zudem kritisiert er, dass die Linkspartei die Maskenpflicht befürwortet.

Unterschrieben ist die Austrittserklärung mit „Mit einem freundlichen Querdenker-Gruß.“

Update: Landesverband reagiert

Der Linken-Landesverband hat auf den Parteiaustritt von Andreas Hauser mit einer Presseerklärung reagiert.

„Andreas hat über Jahre eine gute Kreistagsarbeit gemacht und sich überzeugend für soziale Belange eingesetzt. Schade, dass sich unsere Wege jetzt trennen“, so Bernhard Strasdeit, Mitglied im geschäftsführenden Landesvorstand.

Seit April habe der Landesvorstand immer wieder Gespräche mit Hauser geführt: über die Gefährlichkeit der weltweit grassierenden Corona-Pandemie, über die systemischen Fehler im Gesundheitswesen, über rassistische Verschwörungstheorien, über den Sinn von Abstandsregeln und über die Positionierung der Linken.

Linke wehrt sich gegen Vorwürfe

„Wir Linke setzen uns ein für einen solidarischen Weg aus der Krise. Im Mittelpunkt steht für uns immer der Gesundheitsschutz auch und gerade der gesundheitlich Schwächeren. Dort wo Regierungsmaßnahmen mit ihren Einschränkungen unverhältnismäßig waren und sind, haben wir sie als Partei von Anfang an kritisiert“, erklärt die Parteispitze.

Der von Hauser so stark kritisiert Mundnasenschutz sei für die Linkspartei ein wichtiges Hilfsmittel gegen die Pandemie und auch ein Symbol für eine solidarische Gesellschaft, da man damit vor allem andere und erst in zweiter Hinsicht sich selbst schütze.

Der Vorwurf von Andreas Hauser, die Linke habe in dieser Auseinandersetzung gegenüber einer angeblichen „Coronadiktatur“ versagt, nennt die Partei „haltlos“.

Landesverband fordert Hauser auf, Mandat abzugeben

Wenn Hauser trotz Austritt nun sein Kreistagsmandat behalte, sei das gesetzlich zwar zulässig, aber der Landesverband werte das als politischen Betrug an den Mitgliedern im Landkreis, die ihn nominiert haben und an den Wählern die ihn gewählt haben. „Deshalb fordern wir Andreas auf, das Kreistagsmandat zurückzugeben. Parteiaustritt ist ein anerkannter Grund.“