Balingen

Mit Zoom und Fleiß ganz nach oben aufs Treppchen: Die Jugend musiziert dieses Jahr online

07.04.2021

Von Nicole Leukhardt

Mit Zoom und Fleiß ganz nach oben aufs Treppchen: Die Jugend musiziert dieses Jahr online

© Privat

Zwar virtuell, aber doch dabei: Cordula Bieber gratulierte ihren Klavierspielerinnen Carla Klein (links) und Viktoria Häußler zum großen Erfolg bei Jugend musiziert.

Jeden Abend eine Stunde Unterricht per Zoom statt Klavierspiel Seite an Seite – so hatte sich Cordula Bieber die Vorbereitung für den Landeswettbewerb bei Jugend musiziert mit ihren beiden Klavierschülerinnen Viktoria Häußler und Carla Klein eigentlich nicht vorgestellt. Und dennoch: Das aus der Not heraus geborene Konzept ging auf, die beiden Mädchen haben einen ersten Preis im Klavier vierhändig erspielt und werden nun beim Bundeswettbewerb antreten.

„Ich bin stolz“, sagt Cordula Bieber und spricht den beiden Klavierspielerinnen Viktoria Häußler (12) und Carla Klein (17) ein großes Lob aus. Seit Jahren begleitet die Klavierlehrerin aus Oberdigisheim Schüler auf dem Weg zu Wettbewerben, aber noch nie waren die Bedingungen vergleichbar mit denen in einer Pandemie. „Es war ein ständiges Auf und Ab“, erzählt sie.

Die Vorbereitungen liefen anders als gedacht

Im vergangenen Sommer hätte sie mit ihren beiden Pianistinnen mit den Vorbereitungen begonnen, die Stücke ausgewählt und die Proben aufgenommen. Doch schon der Regionalwettbewerb im Januar musste coronabedingt abgesagt werden. „Stattdessen ging es gleich zum Landeswettbewerb“, beschreibt die Lehrerin den Ablauf. Lange habe man gehofft, ihn in Präsenz stattfinden lassen zu können. Aber irgendwann war klar: Nicht nur die Proben, auch der Wettbewerb an sich muss online laufen.

Unterricht per Zoom

Klavierunterricht am Bildschirm, geht das überhaupt? „Es geht“, sagt Cordula Bieber, gleichwohl, mit Unterricht Seite an Seite sei es nicht zu vergleichen. „Wir sind um jede Stunde froh, die wir in Präsenz unterrichten konnten“, sagt sie rückblickend. Aber ihre Mädchen hatten sich auf das Konzept eingelassen. „Und so haben wir uns jeden Abend um sechs Uhr über zoom getroffen, eine Stunde geprobt und den Unterricht aufgezeichnet. Tags drauf habe ich die Aufnahme analysiert“, schildert die Lehrerin.

Ein kleiner Auftritt entschädigt

Sie habe die Mädchen Klatschen, Hüpfen, Singen und Tanzen lassen, „und sie haben wirklich diszipliniert alles gemacht, was ich ihnen vorgegeben hatte“, erzählt sie. Einzig in der Tieringer Kirche hätten sie mit einem der Stücke einen kleinen Auftritt vorab meistern dürfen. „Das war zwar sehr kalt, aber auch sehr schön“, sagt die Lehrerin.

Zum Erfolg mit einer guten Aufnahme

Als dann der Tag der alles entscheidenden Aufnahme gekommen war, waren beide Schülerinnen entspannt. „Sie waren es ja schon gewohnt, dass eine Kamera mitläuft“, sagt Cordula Bieber. Und so hatten beide genügend Selbstvertrauen, ein klassisches Stück und ein Jazz-Stück zu spielen, das bei der Jury gut ankam: Die Mädchen heimsten mit ihrem Programm einen ersten Platz mit Weiterleitung zum Bundeswettbewerb ein.

Die Schwierigkeit für die Juroren habe auch darin bestanden, die Umstände, unter denen die Aufnahmen zustande gekommen waren, möglichst auszublenden. „Manche Musiker haben die Stücke im Kinderzimmer mit dem Handy aufgenommen, andere wiederum hatten einen Konzertsaal mit Tontechniker gemietet“, erzählt die Lehrerin.

Gefeiert wird per Zoom und mit Pizza

Ihre beiden haben in Viktora Häußlers Elternhaus am Flügel gesessen und alles gegeben. Und das mit großem Erfolg. „Wir haben dann natürlich gefeiert, die Familien haben daheim Pizza gegessen und mir auch eine bestellt, die ich mir dann hier im Ort abholen durfte“, sagt Bieber und lacht. Auch mit einem Glas Sekt habe man virtuell auf den Erfolg angestoßen, zwar jeder für sich, aber doch gemeinsam.

Neuer Anlauf für den Bundeswettbewerb

Seit Kurzem steht nun fest: Auch der Bundeswettbewerb, der eigentlich in Bremen hätte ausgetragen werden sollen, findet virtuell statt. „Und die Mädchen haben den Ehrgeiz, ihr Programm noch einmal neu aufzunehmen, dabei hätten wir auch dieselbe Aufnahme noch einmal einschicken können“, freut sich Cordula Bieber. Auch das „Rahmenprogramm“ stehe schon fest: „Die Mädchen wollen Grillen und auf dem Trampolin hüpfen“, sagt die Lehrerin und lacht. Aber zunächst einmal heißt es für sie ab kommender Woche wieder: Zoom an und volle Konzentration.

Die weiteren Preisträger

Und nicht nur die Klavierschülerinnen waren erfolgreich, auch weitere junge Musiker aus dem Kreis konnten Preise erzielen: In der Kategorie Querflöte (solo) und Klavierbegleitung der Altersstufe 3 errangen Samuel Schinko aus Hechingen und Hanna Szimba aus Bisingen jeweils einen zweiten Platz. In der Altersstufe fünf schaffte es Fanny Zettel aus Balingen ganz nach oben aufs Treppchen. Auch sie wird am Bundeswettbewerb teilnehmen. In der Kategorie Klarinette (solo) in der Altersstufe fünf holte Chiara Holtmann aus Bisingen einen ersten Platz mit Weiterleitung zum Budeswettbewerb. Mit der Gitarre (solo) in der Altersstufe drei errang Richard Benkwitz aus Balingen den zweiten Platz. Als „Duo Klavier und ein Streichinstrument“ gab es für Viktoria Häußler und Emilia Carlotta Rudnitzki aus Albstadt einen zweiten Platz. Und in der Altersstufe vier erreichten Laura Louisa Scharlach am Klavier und Friederike Rosa Beuchel aus Albstadt am Cello einen ersten Platz.

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