Balingen

Mit Wehmut blickt die Balinger Tennisgemeinschaft auf die vergangenen Vereinsjahre zurück

24.11.2020

Von Renate Deregowski

Mit Wehmut blickt die Balinger Tennisgemeinschaft auf die vergangenen Vereinsjahre zurück

© Renate Deregowski

Der letzte Vorstand der BTG Balingen (von links): Christoph Nufer (stellvertretender Vorsitzender), Sabine Riethmüller (Sportwartin und Jugendwartin), Gerd Riethmüller (Vorsitzender) und Wolfgang Pick (Schatzmeister).

Für den Vorsitzendender Balinger Tennisgemeinschaft Gerd Riethmüller und seine Vorstandskollegen war der vergangene Freitag kein leichter, war es doch die letzte ordentliche Hauptversammlung in der 122 Jahre dauernden Geschichte des Balinger Tennisvereins, die an diesem Abend in der Frommerner Festhalle stattfand.

Die Funktionäre hatten zwar mit mehr Anwesenden gerechnet, konnten es aber nachvollziehen, dass viele der vor allem älteren Mitglieder nicht gekommen waren.

Ein „denkwürdiger, historisch bedeutender“ Termin sei es in diesem „außergewöhnlichen Jahr“, sagte Riethmüller, als er auf 2019 und 2020 zurückblickte.

Corona rückte das Vereinsgeschehen in den Hintergrund

Der Spielbetrieb war nur noch gering, die Spieler auch wenig motiviert, obwohl es fünf Mannschaften mehr als sonst gegeben hätte.

Corona hatte dieses Jahr das Vereinsgeschehen weitgehend in den Hintergrund gerückt und die „über viele Jahre hart verhandelte“ Zukunft der BTG wurde immer konkreter – nicht zuletzt, als Anfang Oktober die Tennisanlage in den Eyachauen abgerissen wurde zugunsten der kleinen Gartenschau 2023, die Riethmüller als entscheidenden Punkt für das Vereinsende angab.

Der Blick ist auf die Zukunft gerichtet

„Wo ein Ende ist, ist auch eine Chance für einen Neuanfang“, zeigte sich der Vorsitzende in seiner letzten Ansprache seiner 15-jährigen Amtszeit hoffnungsvoll.

Mit den Ostdorfern habe man an einer tragfähigen, zukunftsweisenden Lösung gearbeitet. Die Tenniskameraden bekommen drei Plätze mehr, eine Ballwand, eine Kleinfeldanlage und eine insgesamt an die höhere Mitgliederzahl angepasste Anlage.

Er und seine Frau Sabine, die zuletzt als Sport- und Jugendwartin im Vorstand aktiv war, appellierten an die Balinger in den Ostdorfer Verein einzutreten, ehe Wolfgang Pick ein letztes Mal als Schatzmeister die Finanzen der BTG offen legte.

Wolfgang Jessen blickte auf die Vereinsgeschichte zurück

Dass es keine Fusion der beiden Vereine wurde, hatte wirtschaftliche Gründe, wie Stadtrat und BTG-Mitglied Werner Jessen erklärte. Andernfalls hätte es keine Zuschüsse für die Platzerweiterung in Ostdorf gegeben, auch wären die alten Plätze auf die Zuschusshöhe angerechnet worden.

Bevor Jessen die anwesenden Mitglieder nach einer letzten Entlastung des Vorstands fragte, ließ er vor allem anhand baulicher Tätigkeit die Vereinsgeschichte Revue passieren: 1898 lieferte die Balinger Presse erste Hinweise darauf, dass in der Stadt in „irgendeiner Weise dem Tennissport gefrönt wurde“.

1932 wurde der Verein gegründet

Die ersten eindeutigen Hinweise stammen aus den 1920er Jahren, als ein „Freundschaftstennisclub“ gegründet und oben auf dem Heuberg ein Spielfeld gebaut wurde. Von Letzterem könnte man bei genauem Hinschauen heute noch Reste roten Ziegelmehls im Bereich der Grillstelle entdecken.

1932 wurde dann der Verein gegründet und die Verhandlungen mit der Stadt für zwei Plätze im Bereich der alten Kesselmühle – wo sich die Anlage bis dieses Jahr befand – aufgenommen. Bis 1940 wurde dort sieben Jahre lang „fröhlich Tennis gespielt“.

Verein wird eigenständig

Nach der kriegsbedingten Pause erlebte der Tennissport 1950 als Abteilung der TSG Balingen einen Neuanfang. Die Vorgaben der französischen Besatzungsregierung verhinderten ein Bestehen als eigenständiger Verein.

Im Café Paradies (zuletzt Spielwaren Strobel) fand die Gründung statt, mit „immerhin“ 91 Mitgliedern. Ein Jahr später gab es bereits vier Spielplätze in der Stadt und Balingen war damit der größte Tennisverein im großen Umkreis, wie Jessen erzählte.

In den kommenden Jahren wurde das erste Clubheim gebaut, eine Flutlichtanlage kam dazu, zwei Hochwasser richteten Schäden an und die Zahl der Plätze wuchs auf fünf. Gleichzeitig „explodierten“ die Mitgliederzahlen, so dass im Oktober 1973 der TSG-Hauptausschuss beschloss, die Tennisspieler aus der TSG auszugliedern und die BTG gegründet wurde.

Im September endete der Spielbetrieb

Stetig wurde die Anlage erweitert. In den 1980er Jahren erreichte die Mitgliederzahl ihr Maximum und pendelte um die 600. „Damals waren nur 23 älter als 60, heute hat sich das Verhältnis umgekehrt“, sagte Jessen. Am 30. September 2020 endete der Spielbetrieb nach einem „sehr schönen Sommer“, wie Jessen sagte. Die Lösung mit den Ostdorfern halte er für einen guten Weg: „Legt den Schläger nicht beiseite. Lasst uns mit Zuversicht in die Zukunft gehen.“

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