Rosenfeld

Kriechend mit Pressluftflasche: Rosenfelder Wehr absolviert Belastungstest auch in Pandemie

02.02.2021

Von Rosalinde Conzelmann

Kriechend mit Pressluftflasche: Rosenfelder Wehr absolviert Belastungstest auch in Pandemie

© Feuerwehr Heiligenzimmern

Manuel Schäfer (links) und Abteilungskommandant Christoph Huber beim Testlauf für die Ersatzbelastungsübung.

Wie wichtig die Leistungsfähigkeit von Atemschutzgeräteträgern ist, zeigte sich erst jüngst beim Brand in Binsdorf, bei dem Wehrmänner aus Rosenfeld und Geislingen an ihre Belastungsgrenzen kamen. Deshalb wird in der Rosenfelder Wehr auch unter Coronabedingungen getestet. Nach einem erfolgreichen Testlauf in Heiligenzimmern werden die alternativen Belastungsübungen in allen sechs Abteilungen fortgeführt.

Die Realität holt einen manchmal schneller ein, als man denkt: Am 28. Januar erlebten zahlreiche Feuerwehrmänner aus Geislingen und Rosenfeld beim Brand eines Einfamilienhauses in Binsdorf einen realen Leistungstest mit tragischem Ausgang. Das ältere Ehepaar, das im Haus gelebt hatte, konnte nur noch tot geborgen werden. Die Rosenfelder Wehr als Kooperationspartner war angefordert worden, weil die Geislinger keine Drehleiter besitzen. 15 Atemschutzgeräteträger aus Rosenfeld waren mit angerückt.

„Nicht umsonst ist der jährliche Belastungstest für unsere Atemschutzgeräteträger mit die wichtigste Übung im Jahreverlauf“, sagt Christoph Huber, Rosenfelder Vizekommandant und Abteilungschef in Heiligenzimmern.

Die Test sind sehr wichtig

In Situationen wie in Binsdorf seien die körperliche und die physische Belastung für die Rettungskräfte extrem hoch. Deshalb müssten die Atemschutzgeräteträger zu jeder Zeit fit sein, um solche Situationen auszuhalten, und ihre Leistungsfähigkeit regelmäßig überprüfen. Das gebe der gesamten Feuerwehr die notwendige Sicherheit für die Einsätze.

Es gibt Alternativen

Coronabedingt ist dies aber derzeit nur schwer möglich, weil die Übungen und Proben ersatzlos gestrichen sind. Das heißt, dass bei vielen Wehren in den vergangenen Monaten auch die jährliche, gesetzlich vorgeschriebene Belastungsübung ausgesetzt worden ist. Der Gesetzgeber hat deshalb noch im alten Jahr die Möglichkeit von alternativen Ersatzbelastungsübungen geschaffen und diese Frist bis zum Sommer verlängert.

Es gibt eine Ausnahmeregelung

Voraussetzung ist eine Genehmigung durch den Kreisbrandmeister und die Erstellung eines Hygienekonzepts. In „normalen“ Zeiten finden die Leistungstests in der Atemschutzübungsstrecke des Landkreises im Gerätehaus der Tailfinger Abteilungswehr statt. Die Ausnahmeregelung erlaubt sie nun am jeweiligen Feuerwehrstandort.

Testlauf in Heiligenzimmern

Die Führungsspitze der Rosenfelder Wehr hat sich für einen Testlauf in Heiligenzimmern entschieden. Die Organisation der amtlich genehmigten Ersatzbelastungsübung lag in den Händen der erfahrenen Feuerwehrmänner Christoph Huber, Jakob Lohrmann, Manuel Schäfer und Marian Eger, die die einzelnen Übungsabschnitte und Stationen im Gerätehaus und auf der Hoffläche vorbereitet und sich zudem intensiv mit dem erforderlichen Hygienekonzept auseinandergesetzt hatten.

Kriechend mit Pressluftflasche: Rosenfelder Wehr absolviert Belastungstest auch in Pandemie

© Feuerwehr Heiligenzimmern

Kriechen unter einem Hindernis in voller Montur: das ist eine der Übung im Leistungstest.

Wichtig sei, dass das Übungsszenario so nah wie möglich an der Realität ist. Die Aufgaben werden in Zweier- und Dreierteams bewältigt. „An einem Wochenende können vier Teams die Strecke durchlaufen“, schildert Huber.

So realitätsnah wie möglich

Zunächst mussten die Teilnehmer eine 300 Meter lange Strecke im Freien unter voller Montur gehen. In der Fahrzeughalle wartete dann die zehn Meter lange Kriechstrecke, eine konditionelle Herausforderung. Die Wehrmänner mussten dabei in voller Montur und mit der Pressluftflasche auf dem Rücken flach auf dem Boden unter einer aufgestellten Bierbank als Hindernis robben. Es folgte eine 20 Meter lange Strecke, die die Atemschutzgeräteträger mit einer 20-Kilogramm-Last gehen mussten.

Nochmals ordentlich Puste benötigten die Teilnehmer beim letzten Übungsteil, dem Treppensteigen mit zehn Höhenmetern. Um den Test zu bestehen, mussten zwei Durchgänge absolviert werden.

Bei realen Einsätzen hält eine 25 Kilogramm schwere Pressluftflasche, die bis zu 300 Bar gefüllt ist, zwischen 15 und 20 Minuten, weiß Huber aus Erfahrung.

Alles braucht viel mehr Zeit

„Die Einhaltung des Hygienekonzepts ist sehr aufwendig, wir brauchen für alles mehr Zeit“, sagt Huber. Die gesamte Ausrüstung muss nach den einzelnen Übungsstationen desinfiziert werden. Zudem muss eine umfangreiche Dokumentation erstellt werden.

Diesen Mehraufwand nehmen die Rosenfelder aber gerne in Kauf. „Hauptsache, wir können üben und die Führungskräfte haben die Sicherheit, dass sie sich auf ihre Atemschutzgeräteträger voll und ganz verlassen können“, betont der Heiligenzimmerner.

Nach dem gelungenen Testlauf werden die Leistungstests für die Atemschutzgeräteträger an zwei weiteren Wochenenden im Februar in Heiligenzimmern durchgeführt. Im März ist dann Leidringen an der Reihe. In den Reihen der Gesamtwehr mit ihren sechs Abteilungen sind es 85 Atemschutzgeräteträger.

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