Mit Maschinen aus dem Keller: Textilunternehmer aus Dotternhausen produziert jetzt Masken

Von Daniel Seeburger

Ein Glück, wenn man nicht alles gleich verschrottet, was man nicht mehr braucht. Der Textilunternehmer Karl Helble aus Dotternhausen hat einige ausgemusterte Besetzmaschinen reaktiviert und produziert Mund- und Nasenmasken.

Mit Maschinen aus dem Keller: Textilunternehmer aus Dotternhausen produziert jetzt Masken

Edel einfarbig oder stylish bunt: Susanne und Karl Helble und ihre Kinder präsentieren die Masken.

Mund- und Nasenmasken schützen zwar nicht vor einer eigenen Ansteckung, können aber dazu beitragen, dass man andere nicht ansteckt, wenn man das Coronavirus in sich trägt. Das ist vor allem dann tückisch, wenn man selbst keine Symptome hat und einem gar nicht bewusst ist, dass man zu einer Gefahr für andere werden kann.

Firmensitz ist in Obernheim

Karl Helble ist Inhaber der Karl Helble Leder- und Textilverarbeitung in Obernheim. Seine Frau Susanne Helble produziert parallel dazu in Dotternhausen, wo das Ehepaar mit seinen zwei Kinder lebt, so genannte Lederläufer, kurz Lelas. Das sind Schuhe für Kleinkinder ab dem sechsten Lebensmonat. Aber auch Erwachsene ziehen die rutschfesten und warmen Schuhe aus Leder gerne an.

Das Obernheimer Unternehmen ist eine Lohnnäherei, die zu einem großen Teil für Interstuhl produziert. Hergestellt werden aber auch Kofferraummatten, ökologische Damenbinden und Baumsteigeisen. Das Leder, das Susanne Helble für ihre Lelaproduktion benötigt, wird in Obernheim zugeschnitten und dann in Dotternhausen weiter verarbeitet.

Karl Helble stöbert im Keller

Als sich in den vergangenen Wochen abgezeichnet hat, dass es zu wenige Mund- und Nasenmasken gibt, begann Karl Helble im Keller zu stöbern. Und fand schon bald, was er sucht. Denn früher hat er in seinem Unternehmen komplette Bekleidung für Sanetta genäht. „Dazu benötigt man leichte Besetzmaschinen“, erklärt der Dotternhausener Unternehmer. Als sich Helbe dann mehr auf Leder konzentrierte, wurden neue, viel schwerere Maschinen angeschafft.

„Ein Teil der alten Maschinen habe ich verkauft, von einem kleinen Teil aber wollte ich mich nicht trennen“, erzählt er, „die waren mir einfach zu schade, um sie wegzuwerfen.“ Helble war klar: Viel wert sind die Textilmaschinen nicht mehr. Er stellte sie kurzerhand in den Keller.

Wie gemacht für die Herstellung von Masken

Jetzt ist der Dotternhausener Unternehmer froh, damals diese Entscheidung getroffen zu haben, denn die Besetzmaschinen, die er jetzt in Obernheim wieder reaktiviert hat, sind wie gemacht für die Herstellung der Mund- und Gesichtsmasken.

Rund 300 Masken kann Helble zusammen mit seinen Mitarbeiterinnen täglich herstellen. Eine erste Charge hat bereits Abnehmer gefunden. Die Masken werden aus Öko-Tex-Stoffe aus 100 Prozent Baumwolle gefertigt. Man kann sie waschen, deshalb ist sie auch kein Wegwerfprodukt. Der Kunde kann unter fünf verschiedenen Farben aussuchen.

Befestigungsgummis sind schwer zu bekommen

Den Gummi, den man für die Fixierung der Masken an den Ohren braucht, hat Helble nur mit etwas Glück bekommen. „Bei den meisten Händlern war das aufgrund der riesigen Nachfrage ausverkauft“, erzählt der Unternehmer. In Dotternhausen und Obernheim hat man bei der Produktion auch an die Kinder gedacht. Für die gibt es Masken aus bunten und peppigen Stoffen.

Karl Helble weist darauf hin, dass es sich bei seiner Maske um kein medizinisches Produkt handelt, sondern um eine Mund-Nasen-Maske, „die verhindert, dass man Tröpfchen in die Gegend hustet oder niest. Wer sie trägt, tut seiner Umwelt einen Gefallen und verhindert, dass man sich unnötig ins Gesicht fasst“.

Nach und nach wird die Produktion umgestellt

Karl Helble ist ein positiv gestimmter Mensch. Gerade auch in solch schweren Zeiten, wie sie die Menschen weltweit gerade durchmachen. „Wir versuchen einerseits, die Bevölkerung mit Masken zu versorgen und andererseits, unsere Mitarbeiterinnen durch die Krise zu bringen“. Sein Betrieb habe glücklicherweise noch Aufträge abzuarbeiten. Nach und nach stelle er die Produktion um. Zwischenzeitlich sind 50 Prozent der Belegschaft mit der Herstellung der Masken beschäftigt.

„Ich hoffe, dass wir diese Krise gesundheitlich sowie wirtschaftlich irgendwie überstehen und dass diese Krise für die paar verbliebenen heimischen Textilbetriebe und Lohnnähereien auch nachhaltig etwas positives bewirkt“, erklärt der Dotternhausener Unternehmer.

Nähe, Nachhaltigkeit, Regionalität

Er verweist auf die Produktionsverlagerungen in der Textilindustrie, die sich nun negativ auswirkt. „Ich würde mir wünschen, dass Firmen, die immer mehr ins Ausland verlagert haben, wieder mehr auf Nähe, Nachhaltigkeit und Regionalität setzen und dass die Bevölkerung diese Firmen durch Käufe auch unterstützen“, sagt Helble.

Dabei ist für ihn nicht nur die Entwicklung in der Textilindustrie in den vergangenen Jahren problematisch. Auch in der Landwirtschaft, im Lebensmittelsektor, beim Krankenhaus- und Pflegepersonal oder im Transportgewerbe habe sich vieles zum Schlechten entwickelt.

Diese Gruppen seien in der Vergangenheit unterdurchschnittlich bezahlt worden, ihre Arbeit sei in der Gesellschaft nur wenig wertgeschätzt. „Aber diese Berufsgruppen halten das Land am Laufen“, erklärt Helble.

Portofreie Lieferung

Die Mund- und Nasenmasken der Firma Helble kann man auf lederlaeufer.de bestellen. Sie werden portofrei versandt. „In Obernheim wird sogar direkt an die Haustüre geliefert“, erklärt der Dotternhausener Unternehmer.