Mit Filter gegen Coronaviren: Nusplinger Betrieb hat neues Luftreinigungssystem im Programm

Von Jasmin Alber

Die Firma LKU Kessler aus Nusplingen hat ein neues Luftreinigungssystem im Programm: In „Blue.Care+“ steckt mit einem energiesparenden Hochleistungsventilator sowie F7- und H14-HEPA-Kombifiltern in einer der höchsten Reinheitsstufen bewährte Industrietechnik. Die Anlage kann unter anderem in Klassenzimmern eingesetzt werden.

Mit Filter gegen Coronaviren: Nusplinger Betrieb hat neues Luftreinigungssystem im Programm

Bürgermeister Jörg Alisch mit Alexander Kessler, Siegfried Kessler, Hans-Jörg Kessler (von links) neben dem Bluecare-Luftreiniger.

Frierende Schüler, die bei offenen Fenstern und mit Mund-Nasen-Schutz unterrichtet werden – diese Bilder und Berichte sind derzeit in Medien wie im Privaten ein großes Thema. Die Kritik vieler Eltern, Lehrer und Verbände: Soll das eine praktikable Lösung für den Winter sein?

Eine mögliche Alternative zum Stoßlüften stellen Raumluftfilter dar. Ein ausgeklügeltes Filtersystem hat die Firma LKU Kessler ganz neu im Programm.

Der Nusplinger Fachbetrieb für luft-, klima-, umwelttechnische Anlagen arbeitet dafür mit einem namhaften Filterhersteller als Partner zusammen.

Anlage wird im Nusplinger Gemeinderat vorgestellt

Das Gerät sei weit über Corona hinausgedacht, konstatierte auch der Nusplinger Bürgermeister Jörg Alisch, der sich den neuen Raumluftfilter vorstellen ließ. Gerade für Schulen sei es interessant. Schnell war man sich einig, dass ein Exemplar am Donnerstag, 22. Oktober, in der Gemeinderatssitzung aufgestellt und den Räten gezeigt werden soll.

Zwar findet die Sitzung coronabedingt in der Festhalle statt, für deren Größe die Anlage eigentlich nicht ausgelegt ist. Das Funktionsprinzip lasse sich trotzdem anschaulich zeigen.

In dem Gerät steckt mit einem energiesparenden Hochleistungsventilator sowie F7- und H14-HEPA-Kombifiltern in einer der höchsten Reinheitsstufen, wie sie auch in Operationssälen zum Einsatz kommen, bewährte Industrietechnik.

Nach zehn Minuten bereits 50 Prozent weniger Virenlast im Raum

Das wissenschaftlich bestätigte Ergebnis: „Blue.Care+“, wie das System heißt, reduziert die Virenlast in einem Raum mit 80 Quadratmetern bereits nach zehn Minuten Betrieb um mehr als 50 Prozent; nach einer halben Stunde liegt die Virenbelastung bei unter zehn Prozent.

Nur ein Fünftausendstel der Partikel in der Luft schaffe es durch den Filter. „Faktisch kommt also nichts durch“, veranschaulicht Alexander Kessler, der den 1897 als Flaschnerei gegründeten Familienbetrieb gemeinsam mit seinem Vater Siegfried Kessler führt.

Aerosol wird zuerst zum Boden, dann zum Gerät gesaugt

Der Luftreiniger ist zudem für den Dauerbetrieb ausgelegt. Durch „Plug and Play“ ist die Installation sehr einfach. Benötigt wird nur eine Steckdose. Ein großer Vorteil: „Wir saugen mit dem Luftreinigungssystem die Aerosoltröpfchen in Richtung Boden und dann erst zum Gerät, also weg von den Gesichtern“, beschreibt Alexander Kessler die Arbeitsweise.

Die gereinigte Luft wird oben am Luftreiniger wieder ausgestoßen. Durch diese Bewegung wird die Raumluft in einem laut Studie optimalen Strömungsverlauf durchmischt – das sei einzigartig in der Preisklasse des Geräts, das einen Verkaufspreis im unteren vierstelligen Bereich hat. Der Preis sei hart kalkuliert, ohne große Gewinnmargen.

Gemacht für Räume mit bis zu 140 Quadratmetern Fläche

Die Funktion dieser Art von Luftreinigung wurde von der Bundeswehruniversität München simuliert und durchgetestet, betonen Siegfried und Alexander Kessler. Ausgelegt ist die Anlage für Räume bis zu einer Größe von etwa 140 Quadratmetern.

Bewusst habe man auf den Einsatz von UV-Licht verzichtet, das bei Luftreinigern teilweise eingebaut ist. Dies erzeuge nämlich Ozon, sei beim Einsatz in einem geschlossenen Raum also eher kontraproduktiv, wie Siegfried Kessler erläutert.

Dabei fällt das Gerät optisch wie akustisch kaum auf. Die Betriebslautstärke liegt bei unter 55 Dezibel. Die Leistung wird der Raumgröße angepasst. Das heißt, je kleiner der Raum, desto leiser. Auch die Größe wurde auf ein alltagstaugliches Minimum reduziert, wie Siegfried Kessler ausführt.

Anlage hat alltagstaugliche Maße

Mit einer Höhe von nicht einmal zwei Metern sowie einer Breite und Tiefe von 73 beziehungsweise 54 Zentimetern passt der weiße Luftreiniger auch durch jede Standardtür und in Aufzüge. Mit etwa 85 Kilogramm liegt die Anlage ungefähr in der Gewichtsklasse einer Waschmaschine.

„Die Coronakrise ist da“, sagt Siegfried Kessler. „Wir möchten mit der Anlage einen Beitrag leisten, das Leben trotzdem lebenswert zu erhalten.“ LKU Kessler kommt aus der Prozesslufttechnik, hat also das entsprechende Know-how.

Von der ersten Idee über den Prototypen bis zur Marktreife lag nur eine relativ kurze Zeitspanne. Seit vergangener Woche läuft die Produktion, kurzfristig können größere Stückzahlen pro Woche hergestellt werden, um auf die eventuell große Nachfrage schnell reagieren zu können.

Einsatz in Klassenzimmern, Büros und Praxen möglich

Die Einsatzmöglichkeiten sind vielseitig – Klassenzimmer, Wartezimmer in Arztpraxen, Großraumbüros, Gaststätten und Bars, um nur einige zu nennen. Und auch noch nach Corona, wenn die Krise einmal überstanden ist. Denn mit dem Gerät werden nicht nur Viren, sondern unter anderem auch Bakterien sowie weitere Partikel, beispielsweise Feinstaub, die Ausstöße von Druckern mit Tonern oder Pollen, aus der Raumluft gefiltert.

Übrigens, merkt Alexander Kessler an, sei angedacht, ein Miet-/Leasingmodell anzubieten. Das würde gerade Kommunen zugutekommen, da die offizielle – und relativ zeitintensive – Ausschreibung wegfallen würde. Die Geräte könnten demnach ohne größere Verzögerung in Klassenzimmern, Sitzungssälen oder Bürgerbüros aufgestellt werden.