„Mir liegt die Welt am Herzen“: Wie Andrea Eppler aus Hossingen Nachhaltigkeit im Alltag lebt

Von Janine Lehleiter

Andrea Eppler möchte als gutes Vorbild vorangehen. Die Hossingerin achtet in ihrem Alltag bewusst darauf, die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten. Denn sie ist der Meinung, dass auch kleine Schritte etwas bewirken, wenn mehrere Leute diese gehen. Im ZAK-Gespräch hat sie erzählt, wieso ihr das wichtig ist und was genau sie dafür tut. Sie möchte damit andere ermutigen, auch ihre kleinen Tipps und Kniffs zu teilen.

„Mir liegt die Welt am Herzen“: Wie Andrea Eppler aus Hossingen Nachhaltigkeit im Alltag lebt

Andrea Eppler möchte die Umwelt nicht mehr belasten als nötig: Sie putzt mit einem gestrickten Lappen und selbstgemachtem Putzmittel.

Der Frühlingsbeginn ist dazu da, um etwas Neues in Angriff zu nehmen. Das findet auch Andrea Eppler. „Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern“ – dieses afrikanische Sprichwort geht der 63-jährigen Hossingerin nicht aus dem Kopf. Vor allem, wenn es um die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit geht.

Früher noch unbedarft

„Als junge Frau hatte ich mal eine schwere Operation. Das war vor etwa 34 Jahren. Seitdem ticke ich anders. Ich bin noch immer fröhlich, nur anders“, sagt Andrea Eppler. Sie sei schon immer naturbewusst gewesen, aber so wirklich auf die Umwelt habe sie nicht geachtet. „Ne, früher habe ich mein Leben gelebt und war unbedarft. Aber wir mussten arg sparen und da hatten wir dann sowieso nicht viel Geld zum Verschwenden übrig“, sagt sie und spielt auf die Zeit des Hausbaus mit zwei kleinen Kindern an.

„Mein Gott, diese Schöpfung ist doch genial“

Mittlerweile sei das anders und Andrea Eppler lebt viel mehr in dem Bewusstsein, die Welt durch kleine Taten besser zu machen. Der Grund dafür ist ein ganz einfacher: „Mir ist das Leben wichtig und die Welt. Mein Gott, diese Schöpfung ist doch genial“, sagt die 63-Jährige.

Prägende Afrikareise

Eine Reise nach Afrika im Jahr 2018 habe sie in ihrer Denkweise nochmals bestärkt. „Klar, wir sind da auch mit dem Flugzeug hingeflogen, was nicht gut ist für die Umwelt, aber ich hatte in Afrika viele Begegnungen, die mich betroffen gemacht und mich geprägt haben“, erinnert sich Andrea Eppler. Es habe sie beeindruckt, wie einfach und genügsam die Menschen dort leben. „Und wir wollen hier nur das Beste, den Rest schicken wir dann dorthin“, ärgert sie sich.

„So viel habe ich gar nicht umgestellt“

Andrea Eppler fragt sich immer mehr: „Wenn die Erde sich weiterhin so ändert – wie soll das weitergehen?“ Aus diesem Grund hat sie einige Kleinigkeiten in ihrem Alltag verändert und versucht damit, die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten. Doch sie stellt klar: „So viel habe ich gar nicht umgestellt. Ich bin nur bewusster.“

Liste mit Nachhaltigkeitstipps

Für ihr Gespräch mit dem ZOLLERN-ALB-KURIER hat sie aber eine ganze Liste zusammengestellt, mit kleinen „Ideen für nachhaltiges Verhalten im Alltag“. Ein Auszug davon: Bienenwachstücher, um Lebensmittel einzuwickeln, Geschenke in Zeitungen, ausgedienten Kalenderblättern oder in Tüchern verpacken, Kernseife nutzen, Nudeln im Karton kaufen, die guten alten Stofftaschentücher benutzen und Fenster mit Zeitungspapier putzen.

Für manche Änderung bedürfe es an Kreativität. So hat Andrea Eppler Wattepads durch welche aus Frottee ersetzt, die sie selbst erstellt hat. Dafür habe sie ein ausgedientes Handtuch zerschnitten und umgenäht. Außerdem habe sie ihr Putzmittel selbst gemacht – aus Zitronen, Essig und anderen umweltfreundlichen Zutaten. Diese Mischung sieht zwar eher aus wie süßer Senf, funktioniere laut Andrea Eppler aber und sei bio. Auch beim Thema Wassersparen hat die Hossingerin ihre Kniffe: Das Wasser, das beim Waschen von Gemüse benötigt wird, fängt sie auf und gießt damit ihre Pflanzen.

Waschlappen-Debatte führte zum Umdenken

Obwohl sie gerne andere inspirieren möchte, sieht sich Andrea Eppler nicht als Missionarin: „Ich will nicht die Welt retten und die große Andrea sein.“ Sie selbst lerne nämlich auch immer wieder dazu. Als der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann vor einigen Monaten mit seiner Aussage, die Menschen könnten weniger duschen und sich dafür mit einem Waschlappen waschen, eine große Debatte ins Leben rief, habe sie tatsächlich ihr Duschverhalten reflektiert. „Das hat mich wirklich zum Nachdenken angeregt. Seitdem dusche ich nicht mehr täglich, sondern wasche mich am Waschbecken. Das macht genauso sauber“, so Andrea Eppler.

Andrea Epplers Schwachpunkt: Das Auto

Leider gebe es immer wieder Situationen, in denen sie über Hürden stolpere. So habe sie lange ihren Essig, Ketchup und auch Milch in Glasbehältnissen gekauft. Aber irgendwann habe sie darüber nachgedacht und sich gefragt, ob der Transport dieser Produkte dafür mehr Energie brauche, aufgrund des höheren Gewichts. Der größte Schwachpunkt liege laut Andrea Eppler aber woanders: „Was ich wahrscheinlich nie schaffe, ist, aufs Auto zu verzichten. Wir leben in einem Dorf ohne Einkaufsladen. Da ist das nicht machbar.“

Mehr Diskussion über Nachhaltigkeit gewünscht

Trotzdem glaubt die Hossingerin daran, dass jeder und jede einzelne umwelttechnisch einen Unterschied machen kann. Die Menschen bleiben, laut Andrea Eppler, nur meistens in ihrer Spirale stecken. Dabei sollte ihrer Meinung nach doch viel mehr über dieses Thema, das ihr so sehr am Herzen liegt, gesprochen und auch gerne diskutiert werden. „Unsere Gesellschaft ist so lau geworden. Niemand will mehr anecken. Aber jeder Mensch ist doch ein individuelles Geschöpf – das macht uns doch aus“, sagt sie.

Viele kleine Schritte und Impulse

Für die Zukunft habe die 63-Jährige noch einige Ideen, die sie zum Wohle unserer Umwelt umsetzen möchte. Sie sei jedoch immer auf der Suche nach neuen Inspirationen. So auch mit diesem Appell in der Öffentlichkeit: „Ich wünsche mir ganz viele Impulse von anderen Menschen. Einfach Dinge, die ich und andere versuchen können, umzusetzen.“ Eben ganz nach dem Motto: viele kleine Schritte können die Welt verändern.

ZAK-Leserinnen und -Leser sind gefragt

Wir haben uns von Andrea Epplers Anliegen ebenfalls inspirieren lassen und sammeln ab sofort Ihre Ideen für nachhaltiges Verhalten im Alltag. Sehen Sie es als ein gemeinsames Projekt, um dazuzulernen und anderen Impulse zu geben. Haben auch Sie kleine Tipps und Tricks, um den Alltag nachhaltiger zu gestalten? Dann teilen Sie uns diese gerne per E-Mail an zak@zak.de mit und wir präsentieren sie in einer unserer nächsten Ausgaben.