Meßstetter Katze ist aus dem Sack: Landesforst zieht mit Bezirksdirektion bei Sanetta ein

Von Gudrun Stoll

Den Bezug eines Gebäudes auf dem ehemaligen Kasernengelände auf dem Geißbühl hat das Landwirtschaftsministerium in Stuttgart offenbar zu den Akten gelegt. Minister Peter Hauk hält allerdings Wort und platziert die künftige Bezirksforstdirektion Baar/Hegau wie angekündigt auf dem Großen Heuberg

Meßstetter Katze ist aus dem Sack: Landesforst zieht mit Bezirksdirektion bei Sanetta ein

Der Landesforst zieht Anfang 2020 bei der Firma Sanetta ein.

Die Beschäftigten werden im Januar 2020 Büroräume in einem Trakt des Sanetta-Gebäudes beziehen. Dass ein Mietvertrag geschlossen wurde, haben uns auf Anfrage sowohl die Pressestelle des Ministeriums wie auch Kai Ammann, Mitglied der Sanetta-Geschäftsleitung, bestätigt.

Die unendliche Geschichte

Es ist eine lange und noch längst nicht zu Ende erzählte Geschichte, die sich um den Abzug der Luftwaffe vom Geißbühl, die erfolgreichen LEA-Jahre und die Meßstetter Hoffnungen auf eine nachhaltige Nachnutzung des Kasernengeländes rankt. Oben auf dem Großen Heuberg zeigt sich man sich zutiefst enttäuscht, dass die Landespolitiker, konkret Ministerpräsiden Winfried Kretschmann (Grüne) sein Versprechen auf Unterstützung bislang nicht in die Tat umgesetzt und Innenminister Thomas Stobl (CDU) eine weitere Landespolizeischule in Hinterstüble-Manier einem Parteikameraden zugeschanzt hat.

Landrat setzt Zeichen

Vor einem Jahr, genauer gesagt am 22. Oktober 2018, setzte Landrat Günther-Martin Pauli ein Zeichen, als er bei der Einbringung des Kreishaushaltes für das Jahr 2019 auf die Platznot im Landratsamt einging und darüber nachdachte, ob sich das Problem der Enge durch eine weitere Bündelung und Konzentration von Außenstellen lösen ließe: „Zum Beispiel prüfen wir derzeit die Verlagerung von Teilen der Landkreisverwaltung in die ehemalige Zollernalb-Kaserne nach Meßstetten“ sagte Pauli im Kreistag und verstand seinen Vorstoß als Signal in Richtung Stuttgart und als Aufmunterung an die Meßstetter, dass sich zumindest der Landkreis seiner Verantwortung nicht entziehen möchte.

Und was nun?

Pauli wird am kommenden Montag, 21. Oktober 2019, erneut vor dem Kreistag stehen und den Haushalt für das Jahr 2020 vorstellen. Was der Kreischef sagen wird, ist derzeit noch unter Verschluss, seine Rede wird erst am Montagabend zur Veröffentlichung freigegeben.

Es gibt viel Widerstand

Fakt ist: Pauli konnte im Kreistag nicht alle Fraktionen von seinen Auslagerungsplänen überzeugen und stieß auch im eigenen Haus auf Widerstand.

Aber aus Stuttgart kamen im Frühjahr Rauchzeichen: Meßstetten wird Standort für eine Bezirksdirektion der Landesforstverwaltung. Die Direktion Baar/Hegau wird, wie geplant, ab Januar 2020 ihre Arbeit vom Großen Heuberg aus erledigen. Die Zahl der Mitarbeiter liegt bei 10 bis 15 Beschäftigten.

Wird der Anker gesetzt?

Die Direktion sollte ursprünglich in ein Gebäude auf dem ehemaligen Kasernengelände ziehen. Landrat Pauli sah vor, ein Ankerzenturm zu schaffen, an welches auch die Untere Forstbehörde des Landkreises andockt. Der Bundesforst, ebenfalls in Meßstetten beheimatet, teilte schon früh mit, dass er nicht Dritter im Bunde sein wird: Er hat seinen Sitz in längerfristig angemieteten Büroräumen im Meßstetter Ortskern und will auch dort bleiben.

Kreistag soll enscheiden

Ob der Landkreis tatsächlich Teile der Verwaltung nach Meßstetten auslagert - ins Auge gefasst wurde auch eine Nutzung des ehemaligen Gebäudes der einstigen Standortverwaltung - ist nach wie vor offen. Die Entscheidung soll der in diesem Jahr neu gewählte Kreistag treffen. Das Landwirtschaftsministerium in Stuttgart jedenfalls hält Wort und siedelt die aus der Forstreform resultierende neue Bezirksdirektion in Meßstetten an. Allerdings nicht auf dem Kasernengelände.

Land wollte aufs Gelände - eigentlich

Der stellvertretende Pressesprecher Jürgen Wippel erläutert auf unsere Anfrage die Gründe: Die Sitze der 21 Forstbezirke im Land seien mit dem notwendigen zeitlichen Vorlauf geprüft und festgelegt und Meßstetten als Sitz des Forstbezirks Baar-Hegau ausgewählt worden.

Das Land habe angestrebt, ein Gebäude auf dem ehemaligen Kasernengelände für diesen Zweck entsprechend herzurichten. „Hierzu fanden im Sommer 2019 intensive Abstimmungsgespräche und Vor-Ortbesichtigungen statt“, so Wippel weiter.

Bund hält Daumen drauf

Doch nachfolgend habe der Bund wieder Nutzungsbedarf in unbestimmtem Umfang an den Gebäuden auf dem Kasernengelände angemeldet. „Die Bundesanstalt für Immoblilienaufgaben (BImA) konnte daher keine verbindliche Festlegung zur Verfügbarkeit einzelner Gebäude treffen“, sagt der Pressesprecher von Minister Peter Hauk. Um dennoch die fristgerechte Inbetriebnahme des Forstbezirks Baar-Hegau sicherstellen zu können, habe das Land mit Unterstützung der Gemeinde Meßstetten ein Gebäude bei einer privaten Firma in Meßstetten angemietet. Bei diesem Gebäude handelt es sich um die Firma Sanetta, wie uns Kai Ammann als Vertreter der Geschäftsleitung bestätigt hat.

Gelände wird inspiziert

Warum der Bund mit der Freigabe von Immobilien zögert, resultiert aus Planungen des Bundesinnenministeriums. Wie der ZAK bereits mehrfach berichtet hat, stockt das Ministerium von Horst Seehofer die Bundespolizei personell auf und sucht von Kiel bis Konstanz nach geeigneten Objekten für deren Aus- und Forbildung. Vertreter der Bundespolizeidirektion Stuttgart und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), die für den Bund dessen Liegenschaften verwaltet, vermietet und auch verkauft, haben das Gelände auf dem Geißbühl am 31. Juli und am 22. August inspiziert.

Anfrage läuft

Wird die Bundespolizei kommen, wenn ja wann und mit wie viel Personal? Eine Anfrage des ZAK beim Bundesinnenministerium läuft. Die Pressestelle der BImA hat geantwortet: „Es ist richtig, dass die Bundespolizei Interesse an der Anmietung von Gebäuden auf der ehemaligen Zollernalbkaserne (ZAK) gezeigt hat. Zurzeit läuft ein sogenanntes Vorerkundungsverfahren. Entscheidungen, welche Gebäude von der Bundespolizei genutzt werden könnten, sind jedoch noch nicht gefallen“, heißt es im aktuellen Schreiben aus der Zentrale in Bonn.