Maute-Areal in Bisingen: Kesselhaus wird doch nicht so schnell abgerissen

Von Stephanie Apelt

Die Entscheidung des Bisinger Gemeinderats, Kessel- und Maschinenhaus abzureißen, ist ungültig. Es hätte in der Sitzung gar nicht darüber abgestimmt werden dürfen. Die Bürgerinitiative „Heimat ist Herzenssache“ hofft auf weiteren Aufschub.

Maute-Areal in Bisingen: Kesselhaus wird doch nicht so schnell abgerissen

Der Kamin kommt weg. Das steht fest. Über das Kessel- und Maschinenhaus aber muss noch einmal abgestimmt werden.

Die Entscheidung im Bisinger Gemeinderat, nach dem Kamin nun auch das Kessel- und Maschinenhauses der ehemaligen Maute-Fabrik abzureißen, war in der Januar-Sitzung mehrheitlich gefallen.

Doch der Beschluss ist hinfällig, es muss erneut darüber abgestimmt werden. Das teilte Bürgermeister Roman Waizenegger am Dienstag mit.

Es hätte an dem Abend gar nicht abgestimmt werden dürfen

Die Begründung: „Im Nachgang zur Sitzung kamen der Gemeindeverwaltung rechtliche Bedenken, dass man über diesen Antrag zu diesem Zeitpunkt so hätte nicht abstimmen dürfen. Der Tagesordnungspunkt, insbesondere der Beschlussvorschlag, lautete lediglich ,zur Kenntnisnahme‘. Das Kommunalamt teilt die Rechtsauffassung der Gemeindeverwaltung. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass über den Antrag ,Abriss des Kessel- und Maschinenhauses‘, formal richtig, im Rahmen einer künftigen Sitzung zu beraten und zu entscheiden ist. Das wird, in Absprache mit den Fraktionen, in einer der nächsten Sitzungen der Fall sein.“

Auf der Tagesordnung der Bisinger Gemeinderatssitzung am 18. Februar steht der Punkt aber noch nicht.

Was der Gemeinderat beschlossen hatte

Nach dem Kamin war in der Gemeinderatssitzung am 22. Januar auch das Aus für das Kessel mitsamt Maschinenhaus gekommen. Michael Sieber vom gleichnamigen Ingenieurbüro aus Albstadt hatte die Gebäudesubstanz des Kesselhauses untersucht.

Das Ergebnis stellte er in jener Sitzung vor. Demnach würde es alleine um die 400.000 Euro kosten, das Kesselhaus wieder so weit in Stand zu setzen, dass es Schnee, Wind und Erdbeben trotzt. Damit aber stünde nur der Rohbau.

Fecker will Reißleine ziehen

Gemeinderat Dieter Fecker (CDU) wollte die „Reißleine“ ziehen und stellte den Antrag: Schluss mit weiteren Untersuchungen, Kessel- und Maschinenhaus müssen weg. Neun Gemeinderäte stimmten an diesem Abend dafür, zwei (Klaus Ertl und Volker Büschgen) dagegen – sie hätten das Ergebnis lieber „erst einmal sacken lassen“ – drei (Gisela Birr, Heinz Heyeckhaus und Alexander Mayer) waren als Angrenzer befangen.

Damit wird das Kesselhaus so schnell erst einmal nicht abgerissen. Das wiederum kommt der Bürgerinitiative „Heimat ist Herzenssache“ um Steffen Scherer und Oliver Buchstor entgegen. Sie setzt sich für den Erhalt des Kessel- und Maschinenhauses ein.

Manche wollen Teilerhalt

Ein Teilerhalt – mit wirtschaftlicher Nutzung (gerne ist da von Gastronomie die Rede) – sorge dafür, dass das für Bisingen prägende Textilzeitalter in gebührender Erinnerung bleibe. Zusammen hatten Buchstor und sein (kürzlich verstorbener) Architektenkollege Armin Haspel bereits 2018 Alternativen zum Komplettabriss des Areals entworfen. Die Zahl ihrer Mitstreiter „steige von Stunde zu Stunde“, sagen Buchstor und Scherer.

Neue Chance für Bürgerinitiative

Mit Plakaten und Autoaufklebern wird für den Erhalt des Kesselhauses geworben. Nach dem ungültigen Abrissbeschluss sehen sie jetzt die Chance, „die Abstimmung zum Erhalt oder Abbruch des geschichtsträchtigen Gebäudeteiles auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.“

So bestehe genügend Zeit, Nachfolgekonzepte, Finanzierung und Zuschussansprüche anzugehen und zu prüfen. Im Augenblick sei ja „keine Gefahr in Verzug“.