Stetten a.k.M.

Maskierte Soldaten leisten in Stetten ihren Eid auf die Verfassung des Bundesrepublik

18.09.2020

Von Susanne Grimm

Maskierte Soldaten leisten in Stetten ihren Eid auf die Verfassung des Bundesrepublik

© Susanne Grimm

Mit Maske: 78 Rekruten des Artilleriebataillons 295 haben in Stetten ihr Gelöbnis abgelegt.

Corona-bedingt ganz ohne Angehörige und Publikum haben 78 Rekruten in Stetten vor Kommandeur Oberstleutnant Thomas Kopsch, Brigadegeneral Peter Nirow und Bürgermeister Maik Lehn ihr Gelöbnis abgelegt.

Entgegen sonstiger Gepflogenheiten musste das feierliche Gelöbnis des Artilleriebataillons 295 aufgrund der Corona-Pandemie ohne öffentliche Beteiligung, dafür mit Mund-Nase-Bedeckung stattfinden.

Armee für die Demokratie

Der Stettener Bürgermeister sprach den Rekruten Respekt und Anerkennung für den freiwillig geleisteten Wehrdienst aus. Wer sich auf diese Weise in die Pflicht nehmen lasse, dem Land uns seinen Bürgern zu dienen, handle äußerst mutig. Es zeige aber auch, „dass die Bundeswehr eine Armee in der Demokratie für die Demokratie ist“.

Rechtsextremes Gedankengut verbannen

Nach dem Aussetzen der Wehrpflicht und der Einführung des freiwilligen Wehrdienstes muss immer wieder deutlich gemacht werden, dass „Sie, die im besten Sinne Staatsbürger in Uniform sind, maßgeblich dazu beitragen, dass wir alle in Sicherheit und Freiheit leben können“. Es sei gut zu wissen, dass es solche Männer und Frauen gebe, „die für unser freiheitliches und demokratisches Grundverständnis einstehen und dieses verteidigen wollen“.

Bedauerlich sei nur, dass einige Armeeangehörige die Bundeswehr mit rechtsextremem Gedankengut beschmutzen und damit die ganze Truppe unter Generalverdacht stellen. Deshalb müsse es Anspruch sein, solche Leute aus der Truppe zu entfernen, um das Bild der Bundeswehr, die ja aus Soldatinnen und Soldaten besteht, in der Öffentlichkeit ins richtige Licht zu rücken.

Leben für Verteidigung einsetzen

Brigadegeneral Peter Mirow unterstrich Lehns Lob an die jungen Leute, macht aber auch klar: „Sie haben sich für den Waffendienst entschieden, für einen Dienst, der am Ende von Ihnen auch verlangen kann, das eigene Leben für die Verteidigung von Recht und Freiheit des deutschen Volkes einzusetzen“.

Ausbildung unter Coronabedingungen

Obergefreiter Christoph Kaltenbrunner, der für die Rekruten sprach, gab den Zuhörern ein eindrückliches Bild, wie die Ausbildung der künftigen Soldaten und Soldatinnen derzeit, insbesondere unter Corona-Bedingungen, aussieht. Statt wie üblich mit dem Einberufungsbescheid in die Kaserne einzurücken, sei entschieden worden, „dass unsere Grundausbildung mit einer einmonatigen Fernlernphase beginnen sollte“. Quasi also Grundausbildung per Fernunterricht, was e so noch nie gegeben hat. Erst danach begann der praktische Teil der Ausbildung, bei der die meisten „ihre ersten Schritte in schweren Stiefeln taten“.

Lange Kasernenpflicht

Kaltenbrunner, der bereits nach eigener Aussage vor einigen Jahren eine Grundausbildung „unter normalen Umständen“ hinter sich hatte, glaubte zu wissen, was ihm bevorstand. Anstelle des erwarteten Dienstschlusses um 16.30 Uhr und freien Wochenenden sorgte die Pandemie dafür, dass für fast zwei Monate lang bis auf ein verlängertes Wochenende Kasernenpflicht bestand und Feierabend oft erst um 19 Uhr war.

Virus quasi als täglicher Begleiter

Der Virus begleitete die angehenden Soldaten tagtäglich. Infektionsschutz sei konstantes Thema gewesen, Tragen des Mund-Nasenschutzes obligatorisch. Um die Rekruten zu entlasten und ihnen die Möglichkeit zu geben, auch mal ohne Maske unterwegs zu sein, sind alle Ausbildungszüge in Kohorten von bis zu 12 Personen aufgeteilt worden. Diese wohnten in Gemeinschaftsunterkünften, haben gemeinsam Sport getrieben oder Gruppenausbildung ausgeführt, ohne dabei dauernd maskiert sein zu müssen. Der Wermutstropfen sei gewesen, nicht oder nur selten mit anderen Kohorten und erst recht nicht mit anderen Zügen zusammenzuarbeiten zu können. Insofern habe diese Art der Ausbildung einerseits zusammengeschweißt, andererseits aber auch getrennt.

Rat und Tat in unchristlichen Zeiten

Kaltenbrunner zollte den Ausbildern Respekt und Anerkennung für die Art, „wie sie mit uns umgegangen sind“. Sie seien nicht nur militärische Vorgesetzte gewesen, sondern: „Sie haben stellenweise die Rolle einer Vertrauensperson übernommen und standen uns auch zu unchristlichen Zeiten mit Rat und Tat zur Seite“. Dank dieses „Moral-Boosts“, so Kaltenbrunners O-Ton, in Form kleiner vertrauter Gespräche mit den Vorgesetzten habe er Tiefs überwinden und weitermachen können. „Ich bin stolz darauf, Soldat zu sein“, sagte er in seinem Schlusswort.

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