Maria 2.0 geht in Balingen und Frommern weiter: Die Initiatorinnen gründen die Frauenkirche

Von Pressemitteilung

Nach der Streikwoche im Mai haben sich die Frauen der katholischen Seelsorgeeinheit Balingen entschieden, weiter aktiv zu sein. Sie fordern Veränderungen in der Kirche.

Maria 2.0 geht in Balingen und Frommern weiter: Die Initiatorinnen gründen die Frauenkirche

Die Organisatorinnen der Frauenkirche haben einige Symbole von Teresa von Avila und Katharina von Siena dabei. Sie kommen auch am Freitag zum Einsatz.

Vom 11. bis 18. Mai hatten Frauen aus Münster zum Kirchenstreik unter dem Motto „Maria 2.0“ aufgerufen, um für die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals und die Ämteröffnung für Frauen in der katholischen Kirche einzutreten.

Über 50 Aktionen fanden daraufhin in der Diözese Rottenburg-Stuttgart statt, die auch vom Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) veröffentlicht wurden. Sie reichten von kreativen Gottesdiensten vor der Kirchentür über Flashmobs bis hin zu Infoständen auf Marktplätzen.

Eine Resolution wurde erarbeitet und am Rande einer Dekanatskonferenz an Weihbischof Matthäus Karrer überreicht. Auch an prominenten Orten fanden Aktionen statt, so im Rottenburger Dom, in der Konkathedrale St. Eberhard in Stuttgart, beim BDKJ in Wernau und auf dem Platz vor dem Ulmer Münster.

Eine große Schleife hing an der Kirche

In der Seelsorgeeinheit Balingen wurde den Anliegen symbolisch mit einer großen weißen um die Kirche St. Paulus gebundenen Schleife Ausdruck verliehen. Außerdem trafen sich Frauen und interessierte Männer zu einem Aktionstag und wanderten mit mehreren Impulsstationen zur Martinshütte.

Alle waren sich einig, dass diese Aktion keine „Eintagsfliege“ sein dürfe, sondern sich im Sinne der Nachhaltigkeit ein längerfristiges Engagement entwickeln müsse. Die Frauen haben bei ihren Aktionen viel Zustimmung erfahren, die sie bestärken, auch weiterhin für ihre Anliegen einzutreten.

Es waren jedoch auch Ängste spürbar, wenn die Menschen mit dem Wunsch nach Veränderungen in der katholischen Kirche konfrontiert werden. Dennoch ist Aufgeben für die engagierten Frauen in Balingen keine Option.

„Die katholische Kirche muss die eingeforderten Reformen angehen“

„Wir sind überwältigt von der großen Resonanz und Energie, die wir in dieser Woche gespürt haben“, erklärt auch Karin Walter, Diözesanvorsitzende des KDFB. „So viele Frauen und auch Männer zeigten durch ihre Aktionen, dass die katholische Kirche dringend die lange eingeforderten Reformen angehen muss, vor allem, was die gerechte Beteiligung der Frauen anbetrifft“, betont sie.

Das bisherige Machtgefüge, das Frauen per se von allen Ämtern ausschließt, müsse aufgebrochen werden, wenn die Kirche zukunftsfähig sein will. Karin Walter zeigte sich erfreut, mit wie viel Kreativität sich gerade Frauen aus der Mitte der Gemeinden bei Maria 2.0 zu Wort meldeten und in großer Loyalität für ihre Kirche kämpften.

„Diese Frauen wollen nicht aus der Kirche austreten, sondern Veränderungen erreichen. Dennoch ist die Lage kritisch. Die Kirche steht an einem Wendepunkt. Wer den Weckruf der Frauen jetzt nicht hört und die Chance zum Handeln verspielt, wird viele Frauen vollends verlieren“, so Walter.

Ermutigt vom großen Interesse in der eigenen Seelsorgeeinheit Balingen wollen die Initiatorinnen eine Zweiggruppe des Katholischen Deutschen Frauenbundes gründen und künftig viermal im Jahr zu einer Frauenkirche einladen.

Der erste Termin ist am Freitag

Am Freitag, 19. Juli, um 19 Uhr wird die erste Frauenkirche in der Frommerner St. Paulus Kirche stattfinden. Das Motto des Abends lautet: „(Keine) Zeit, eine Heilige zu sein – Katharina von Siena und Teresa von Avila – eine Ermutigung für heute“. Zu dieser besonderen Veranstaltung sind alle interessierten Frauen und Männern willkommen.

Mit meditativen Elementen und spirituellen Impulsen, mit biblischen Texten und schöner Musik wollen die Frauen diesen Gottesdienst gestalten und anschließend zu Gespräch und Geselligkeit bei Sommerbowle und Knabbereien auf dem Kirchplatz einladen.

Weitere Gottesdienste der Frauenkirche gibt es am 20. September und 6. Dezember jeweils um 19 Uhr in der St. Paulus-Kirche in Frommern.

Zwei Kirchenlehrerinnen im Blick

Die Bezeichnung Kirchenlehrer ist in der katholischen Kirche ein Ehrentitel, der vom Papst ausgesprochen wird. Er ehrt Theologen und Heilige, die einen prägenden Einfluss auf die Theologie der christlichen Kirche hatten. Katharina von Siena und Teresa von Avila sind zwei von vier Frauen unter den 36 Kirchenlehrern.

Katharina, die im 13. Jahrhundert gelebt hat, stammte aus einer Wollfärberfamilie. Obwohl sie als einfache Frau kaum gebildet war, hat sie sich ins öffentliche und politische Leben eingemischt und unendlich viele Briefe geschrieben, die vielen Menschen Hoffnung gaben oder sie zur Umkehr bewegten.

Teresa von Avila kam ungefähr 200 Jahre nach Katharina zur Welt. Auch sie hat ihre Erfahrungen aufgeschrieben, viele Klöster gegründet und war daher viel auf Reisen.