Zollernalbkreis

Maria 2.0: Katholikinnen der hiesigen Seelsorgeeinheit küssen ihre Kirche wach

12.05.2019

Von Sabine Stotz

Maria 2.0: Katholikinnen der hiesigen Seelsorgeeinheit küssen ihre Kirche wach

© Sabine Stotz

Die Frauen in der hiesiegen Seelsorgeeinheit wollen die Strukturen in der katholischen Kirche nicht mehr klaglos hinnehmen. Am Samstag gab es eine große Protestaktion in Frommern.

Kirchenmitarbeiterinnen im Streik: Im Rahmen der Aktion Maria 2.0 gab es zum Auftakt den Frauenaktionstag der Seelsorgeeinheit Balingen mit dem Titel „Lasst uns unsere Kirche wachküssen“. Die Frauen schlossen sich jenen der Münsteraner Heilig-Kreuz-Gemeinde an, die zum Kirchenstreik aufgerufen hatten.

Die Frauen protestieren seit dem 11. Mai gegen den Missbrauch und die Ausgrenzung von Frauen in der katholischen Amtskirche. Dabei beteiligt sich die Seelsorgeeinheit Balingen, die auch vom Diözesanvorstand des katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) in der Diözese Rottenburg-Stuttgart aufgegriffen und unterstützt wird. Eigens für diese Unterstützung war Petra Zellhuber-Vogel, die Mitglied im Vorstand des katholischen Frauenbundes der Diözese ist angereist. „Unsere Kirche kann nur zu einer geschwisterlichen Kirche werden und zusammenwachsen, wenn Frauen und Männer, Priester und Laien gleichberechtigt sind.“ Sagte sie am Samstag bei der Aktion „Wir küssen unsere Kirche wach“ vor der Kirche St. Paulus in Frommern.

Mitstreiken, statt auszutreten

Die Münsteranerinnen rufen im Marienmonat in der Woche vom 11. bis zum 18. Mai alle Frauen auf, in einen Kirchenstreik zu treten, keine Kirche zu betreten und keine Dienste in der Kirche zu tun. Loretta Harke, Vorsitzende des Kirchengemeinderates St. Paulus Frommern, konstatierte: „ Frauen sind gefragt bei der Kinderbetreuung und am Seniorennachmittag. Sonst nicht. Ein „Einfach-weiter-so“ geht nicht. „ Zum Mitstreiken aufgerufen sind alle, denen ihre Kirche zu sehr am Herzen liegt, als dass sie einfach austreten.

Machtstrukturen von Grund auf verändern

Erst kürzlich mahnte Karin Walter, Diözesanvorsitzende des KDFB: „Unsere Kirche ist in einer Krise. Der massenhafte Missbrauch von Schutzbefohlenen und Ordensfrauen durch Amtsträger erschüttert das Vertrauen in die Institution Kirche zutiefst.“ Für viele Gläubige sei deutlich geworden, dass die kirchlichen Machtstrukturen von Grund auf verändert werden müssen. „Dies beinhaltet zwingend die Beteiligung von Frauen an allen Entscheidungsebenen der Kirche und damit auch an den Ämtern.“ Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) ist ein unabhängiger Frauenverband mit bundesweit 180 000 und diözesanweit 7500 Mitgliedern. Seit seiner Gründung 1903 setzt er sich für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Politik, Gesellschaft und Kirche ein.

Weiße Kleidung als äußeres Zeichen

Der aktuelle Kirchstreik richte sich jedoch nicht gegen die Gemeinden vor Ort, sondern gegen die reformbedürftigen kirchlichen Strukturen. Das betonte der KDFB immer wieder. Daher sind auch Männer ausdrücklich dazu eingeladen, sich an den Aktionen zu beteiligen. Äußeres Zeichen der Aktion ist die weiße Kleidung, in der sich neben Loretta Harke, Astrid Rebhahn-Reeck vom Kirchengemeinderat in Frommern auch die Pastoralreferentin der Seelsorgeeinheit Balingen, Ulrike Erath und viele weitere Teilnehmerinnen vor der Kirche trafen.

Brief an Papst Franziskus

Nach der ersten Station vor der Kirche, die zum Zeichen des Protestes mit einem weißen Band umhüllt und die Kirchentür mit einer großen weißen Schleife bedeckt war, machten sich die Teilnehmer trotz einsetzenden Regens, zur zweiten Station an der Waldorfschule auf, bei der es um Frauenfragen ging. Anschließend ging es weiter zur Unterführung der B463, wo ein Brief an Papst Franziskus vorgelesen wurde, ein Aufruf diesen zu unterschreiben inklusive.

Den Abschluss des Protests bildete ein Gottesdienst in der Martinshütte mit einem anschließenden Fest.

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