Albstadt

Marco Hausner ist Kandidat der Linken und bekennt: „Ich stehe für Friedenspolitik“

16.09.2021

Von Gudrun Stoll

Marco Hausner ist Kandidat der Linken und bekennt: „Ich stehe für Friedenspolitik“

© Volker Bitzer

Marco Hausner ist schon seit seiner Jugend politisch interessiert und tritt bei der Bundestagswahl als Kandidat der Linkspartei an. Der 23-Jährige arbeitet als Kellner in der Albstädter Gastronomie.

Der alte Kandidat ist auch der neue. Marco Hausner ist bereits bei der Landtagswahl im Frühjahr für die Linke ins Rennen gegangen. Der 23-jährige Albstädter soll für die Partei auch bei der Bundestagswahl am 26. September Punkte sammeln und Stimmen holen.

Er interessiere sich schon immer für Politik, begründet der mit seinem 23 Lenzen recht junge Kandidat sein Engagement. „Ich bin bereits 2016 Mitglied der Partei geworden und war anfangs stiller Unterstützer“, fügt er an.

Erste Erfahrungen im Landtagswahlkampf gesammelt

Ende 2020 sei er dann aktiver geworden. Da der Kreisverband nicht groß ist, „wurde ich direkt mit eingebunden“. Wahlkampferfahrung hat Marco Hausner gesammelt, als er sich im März um ein Mandat im Landtag von Baden-Württemberg beworben hat. War er mit seinem Abschneiden zufrieden?

Ziel nicht ganz erreicht

„Auf Landesebene haben wir uns als Partei vorgenommen, endlich in den Landtag von Baden-Württemberg zu kommen, dies haben wir nicht geschafft, was uns nicht zufrieden stellt“, macht Hausner keinen Hehl aus seiner Enttäuschung.

Die Linke kam im Land auf 3,6 Prozent der Wählerstimmen. Er habe sich auch persönlich mehr Stimmen erhofft – für Marco Hausner votierten im Wahlkreis Balingen 1753 Wahlberechtigte, was einem Stimmenanteil von 2,4 Prozent entspricht.

Doch am Ende konnte er erste politische Erfahrungen sammeln, dies wiederum werte er als positive Erkenntnis. Nur wenige Wochen liegen zwischen den ersten Gehversuchen und der Kür zum Kandidaten für die Bundestagswahl.

Politische Luft geschnuppert

Hat Marco Hausner Lust auf mehr verspürt oder die Partei einen Kandidaten gesucht? „Es war eine Mischung aus beidem“, bekennt der 23-Jährige.

Er habe während der Landtagswahl gemerkt, dass er politisch noch aktiver werden möchte, außerdem stand die Frage im Raum, wen die Partei als Kandidat in den Wahlkampf schickt. „Ich wurde gefragt, ob ich bereit stünde. Nach der letzten Wahl war ich gerne dazu bereit“.

Aktive Mitglieder sind mit Herz und Seele dabei

Der Kreisverband ist aktuell recht klein, der Kreisvorstand besteht laut Homepage der Linken aus vier Personen. Es sei erklärtes Ziel, mehr Mitglieder zu aktivieren, um mehr Menschen zu erreichen.

Die aktiven Mitglieder seien mit Herz und Seele dabei, den Wahlkampf zu stemmen. Und warum hat sich der Albstädter als politische Heimat die Linke ausgesucht?

„Schon als Jugendlicher war mein politisches Interesse groß und ich verfolgte auch politische Diskussionen im Bundestag“, erzählt Hausner.

Vertreter der Generation Z

Er ist so gesehen ein typischer Vertreter der Generation Z, die sich wieder verstärkt für Politik interessiert. Als Generation Z werden die Jahrgänge zwischen 1997 und 2010 bezeichnet.

Gregro Gysi gab den Anstoss

Als Jugendlicher habe ihm Gregor Gysi unglaublich gefallen, „da ich bei ihm alles verstanden habe“, erzählt Hausner. Also fing der Albstädter an, sich mit linken Positionen auseinanderzusetzen.

Das habe ihm die Entscheidung recht leicht gemacht, Mitglied zu werden. Mit 18 Jahren trat Marco Hausner in die Partei ein.

Konsequente Friedenspolitik

Was gefällt ihm ganz besonders am Parteiprogramm ? „Dass wir schon immer konsequent an Friedenspolitik interessiert sind und uns gegen Waffenexporte stellen. Keine Partei im Bundestag ist diesbezüglich so konsequent wie wir“, lautet die klare Antwort.

Lagerkämpfe schwächen Partei

Und was gefällt weniger oder gar nicht am Kurs der Partei? Hausner weicht einer Antwort nicht aus. „Weniger gefällt mir, dass immer wieder Lagerkämpfe innerhalb der Partei öffentlich werden, welche der Partei schaden. Wir wollen eine starke Linke, jedoch ist das nicht machbar, wenn interne Machtkämpfe immer wieder politische Themen in den Hintergrund drängen“.

Soll die Linke mitregieren?

Soll die Linke künftig im Bundestag mitregieren? Eine Frage, die Wähler, Parteien und die Wirtschaft umtreibt. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz schließt ein Bündnis mit den Linken zumindest nicht aus – obwohl der verteidigungspolitische Sprecher der Linken, Tobias Pflüger, das von SPD und Grünen geforderte Bekenntnis zur Nato als Voraussetzung für eine mögliche Koalition erst vor wenigen Tagen verweigert hat.

„Es ist so, dass Olaf Scholz von der Linken ja Bekenntnisse fordert. Und wenn er Bekenntnisse haben will, soll er in die Kirche gehen“, wird der stellvertretende Parteivorsitzende der Linken im Deutschlandfunk zitiert.

Hausner liegt ganz auf Linie

Marco Hausner liegt in der Frage der Verteidigungspolitik ganz auf Parteilinie und sagt: „Wir möchten alle Auslandeinsätze der Bundeswehr beenden, wir stehen für konsequente Abrüstung. Der Rüstungsetat steigt in Deutschland stetig“.

Er stehe für Friedenspolitik. Das bedeutet: keine Waffenexporte, keine Kriege fördern und keine Kriege führen, stattdessen internationale Abrüstung und friedliche Konfliktlösungen statt Geschäfte mit Waffen und Kriegen.

Soziale Fragen treiben ihn um

Wo möchte er Schwerpunkte setzen? Als wichtigen Punkt nennt Hausner die sozialen Fragen.

Deutschland benötige mehr sozialen Wohnungsbau und bezahlbare Mieten, eine gerechte Rente und einen Lohn, von dem man leben könne.

Es könne nicht sein, dass Menschen in einem reichen Land wie Deutschland Angst haben müssen, ob und wie sie ihre Familie oder sich selbst ernähren können.

Was ist ihm außerdem wichtig von K wie Klimaschutz bis F wie Familie? Politisch wichtig sei ihm, das die Politik in Deutschland sozialer werde. Arbeiterinnen und Arbeiter müssen gerecht bezahlt werden, der Mindestlohn müsse deshalb auch erhöht werden.

Mehr Geld statt Applaus

„Mir ist es wichtig, dass Berufe, die systemrelevant sind, besser bezahlt werden, statt nur Blumen und Applaus zu bekommen, verweist er auf das Personal in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Altenheimen. Dies seien nicht ansatzweise alle Berufsgruppen, die definitiv nicht bezahlt bekommen, was sie verdienen, fügt Hausner an.

Geld ist nicht gerecht verteilt

Es dürfe auch nicht sein, dass Frauen weniger verdienen als Männer. Das Geld in Deutschland werde nicht gerecht verteilt, ihm ist wichtig, dass man für seine Arbeit auch einen gerechten Lohn bekomme.

Vom Studium in die Gastronomie

Marco Hausners Berufsweg begann mit dem Lehramtsstudium. Er belegte die Fächer Englisch und Geschichte. Doch nach einem Semester hatte er genug, seither arbeitet er als Kellner in einem Ebinger Restaurant.

Er schätzt den direkten Kontakt zu den Menschen. Wo sieht er als junger Mensch die Ursache für das schlechte politische Klima in Deutschland und eine Diskussionskultur, die diesen Namen eigentlich gar nicht mehr verdient?

Internet trägt zum schlechten Klima bei

„Die Hauptursache ist in meinen Augen eine Partei, die in den letzten Jahren Ängste schürte, um Stimmen zu fangen“, bleibt Hausner vage, meint aber den Rechtsaußen AfD.

Einen weiteren Grund sieht er im Internet. Man können dort anonym Kommentare schreiben, die man persönlich nie jemandem sagen würde. Dadurch scheint es so, als sei es für viele normal, bei Kritik Grenzen zu überschreiten.

Aktiv Wahlkampf zu betreiben, sei für ihn aktuell recht schwierig, da er beruflich stark angespannt sei. Als Angestellter in der Gastronomie hat Hausner die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise hautnah miterlebt.

Wenig Zeit für Wahlkampf

Durch die schrittweise Öffnung müsse er viel arbeiten und wie in diesem Gewerbe üblich, auch zu Zeiten, die sich nur schlecht mit der Teilnahme an Podiumsdiskussionen vereinbaren lasse, zeigt auch der Kreisverband Verständnis für diese besondere Situation.

Sieben Prozent sollten drin sein

Für Marco Hausner wäre es schön, das Ergebnis von vor vier Jahren zu bestätigen, auch wenn die Umfragen aktuell ein anderes Bild abgeben. Eine Prognose falle aktuell aber sehr schwer.

Im Bund wäre ein zweistelliges Ergebnis sein Wunsch, „jedoch sehe ich uns bei realistischer Betrachtung bei 7 Prozent“. Im Kreis hoffe er auf eine Verbesserung – im Jahr 2017 kam die Linke im Zollernalb-Sigmaringen auf 5,1 Prozent, im Bund auf 9,2 Prozent.

Wer soll regieren?

Wen wünscht sich Marco Hausner nach der Wahl an die Macht? „Eine Koalition aus SPD, Grünen und Linken“, sagt er. Vor welchen Politikern hat er Respekt ? Er nennt als Beispiel aus der Linkspartei Gregor Gysi. Kritisch sehe er jeden Politiker, der sich persönlich bereichert aus Krisen und dadurch sein politisches Amt verletzt.

Was hält der Kandidat von der Zollernalb von Sahra Wagenknecht und dem Umgang der Partei mit der streitbaren, aber populären Politikerin?

Wir brauchen Sahra Wagenknecht

„Ich bin der Meinung, dass wir Sahra Wagenknecht brauchen“, sagt Hausner. Man sollte Politiker aus der eigenen Partei zwar kritisieren, jedoch sollte dies nicht öffentlich geschehen. Man sehe an aktuellen Umfragen, „dass uns das auch geschadet hat“.

Menschen erreichen

Sahra Wagenknecht sei eine Politikerin, die man neben Gregor Gysi zu den bekanntesten Linken-Gesichtern zählen kann. Sie habe Meinungen, die auch Hausner nicht teilt. Jedoch vertrete auch sie unsere Partei und habe bewiesen, Menschen zu erreichen.

Zum Schluss ein bisschen Privates

Ja, er sei geimpft, antwortete der 23-Jährige auf die Fragen zur Person.

Sein Hobby: Musik machen.

Lieber Bahn statt Auto

In seinem privaten Konsumverhalten versuche er zu vermeiden, im Internet zu bestellen und kaufe bevorzugt im lokalen Handel ein. Als Verkehrsmittel bevorzugt er die Bahn, sonst sei er meist zu Fuß unterwegs.

Gleichberechtigung geht über gendern hinaus

Und was hält er vom Gendern? Hausner: „Ich selbst denke, dass es ein Schritt ist, der zwar wichtig und richtig ist. Jedoch sollte man sich auch darum kümmern wirkliche Akzeptanz und Gleichberechtigung herzustellen und das geht über das Gendern hinaus“.

Sprache entwickelt sich

Die Sprache entwickle im im Laufe der Zeit immer wieder fort und er denke, dass Gendern irgendwann Normalität sein werde.

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