Balingen

Mangel, aber nicht erst seit Corona: Balinger Tafel sehnt sich nach mehr Unterstützung der Stadt

16.03.2020

Von Lea Irion

Mangel, aber nicht erst seit Corona: Balinger Tafel sehnt sich nach mehr Unterstützung der Stadt

© Lea Irion

Bleibt erst einmal geschlossen: die Balinger Tafel.

Bis zum 19. April schließt die Balinger Tafel ihre Pforten aufgrund der Corona-Krise zum Schutz der Ehrenamtlichen, Mitarbeiter und Kunden. Zuletzt verzeichnete die gemeinnützige Einrichtung besonders Mängel an Waren im Trockensortiment – aber nicht erst seit der Pandemie selbst.

Nudeln, Reis und Zucker sind Waren, die man in letzter Zeit eher seltener in den Regalen der Supermärkte erspähen konnte. Grund hierfür waren Hamsterkäufe einiger Bürger im Zuge der Covid-19-Pandemie. Die Balinger Tafel bekommt diese Waren ohnehin selten genug zu sehen, die Spendenmenge dieser Lebensmittel flachte in den vergangenen Tagen aber nochmals deutlich ab.

„Die Warenprobleme sind nicht erst auf das Virus und die damit verbundenen unsinnigen Hamsterkäufe zurückzuführen“, sagt Marktleiter Thomas Hölzel auf ZAK-Anfrage. Es sei aber deutlich zu spüren, dass diese kaum gespendeten Waren nun noch seltener an die Tafel weitergegeben werden.

Die Tafel ist auf Spenden angewiesen

Ein vollständiges Sortiment an Lebensmitteln führt die Tafel nicht. Sie ist auf Spenden angewiesen, etwa von Supermärkten, Bäckern, Bauern oder Privatpersonen. Die Waren im Trockensortiment weisen eine lange Haltbarkeit auf, daher werden diese auch weniger gespendet, wie Hölzel mitteilt.

Vergangene Woche musste in einigen Filialen des Einzelhändlers Edeka eine Spendenaktion für die Tafel abgebrochen werden – aufgrund von Warenmangel, führt der Balinger Marktleiter aus. Konkret ging es bei der sogenannten Fünf-Euro-Aktion um Tüten für die Tafel, die mit einigen Waren bestückt sind. Kunden konnten diese für fünf Euro erwerben und an die Tafel weitergeben.

Entspannung der Lage ist nicht in Sicht

Wie wirkt die Tafel diesen Engpässen entgegen? „Besonders durch die Pfandspenden der Bürger bei Edeka Kuhn sind wir in der Lage, dem zumindest etwas entgegen zu wirken“, antwortet Hölzel. Für Spenden der Bürger und Lieferanten sei man gleichermaßen dankbar. Eine Entspannung der Lage, die nicht erst seit Covid-19 der Fall ist, sei generell nicht in Sicht.

Das liege an fortlaufenden Kosten wie Miete, Fahrzeuge, Versicherungen und Abfallkosten, die die Tafel selbst tragen muss. „Ohne den täglichen Einsatz der ehrenamtlichen Mitarbeiter wäre die Hilfe für die bedürftigen Bürger nicht möglich“, sagt Hölzel und ergänzt: „Wenn im Gemeinderat noch über die Hilfe für die Balinger Tafel diskutiert wird, ist sie in anderen Landkreisen schon jahrelange Realität.“

Es gehe ihm nicht nur um die Balinger Tafel, sondern um viele andere Vereine „mit sozialen Satzungszwecken“. Durch die Unterstützung des Fördervereins konnte sich die Tafel jüngst ein neues Fahrzeug zulegen und diverse andere Projekte realisieren – aber auch eine Unterstützung der täglichen Arbeit und der wiederkehrenden Kosten sei wichtig für die Einrichtung. Alleine die Aufbereitung der Lebensmittel und der damit anfallende Müll verursache Kosten von rund 6000 Euro. „Ein Zuschuss wäre hier wünschenswert“, sagt Hölzel.

Könnte die Stadtverwaltung helfen?

Unterstützung müsse aber nicht nur monetär erfolgen. Als Beispiel nennt der Balinger Marktleiter die Blaubeurer Tafel, die Kundenkarten, also Berechtigungsausweise, durch die Stadtverwaltung ausgestellt bekommen. Hölzel bezeichnet diesen Schritt als „bürgernah“ und durchaus denkbar für die Stadt Balingen.

Die Tafel ermögliche darüber hinaus Sozialpraktika für die Schulen im Umkreis. In Zusammenarbeit mit dem Landratsamt werden in der Tafel durch gemeinnützige Arbeit Strafen von Probanden abgearbeitet. 21 Schüler halfen so im vergangenen Jahr in der Tafel mit, 31 Probanden leisteten 706,5 Arbeitsstunden. „Es ist halt etwas mehr als nur Lebensmittel für bedürftige Menschen“, sagt Hölzel abschließend.

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