Mancher glaubt’s noch gar nicht: Burladingen sucht Nachfolger für AfD-Bürgermeister Harry Ebert

Von Matthias Badura

Ist die Rücktrittsmeldung von Harry Ebert echt? Das glauben nicht alle. Die Mehrheit der befragten Gemeinderäte ist aber auf jeden Fall für einen möglichst schnellen Wahltermin.

Mancher glaubt’s noch gar nicht: Burladingen sucht Nachfolger für AfD-Bürgermeister Harry Ebert

Das Rathaus in Burladingen braucht einen neuen Chef.

Harry Ebert hat seinen Rücktritt bekannt gegeben. Nicht gegenüber dem Gemeinderat, der offiziellen Vertretung der Burladinger Bürger, sondern in einem Fax ans Landratsamt.

Wie geht es nun weiter? Es muss ein Nachfolger gefunden werden. Als Ebert erstmals im Juli seinen Rücktritt vor Rathausmitarbeitern ankündigte, erklärten die Gemeinderatsfraktionen der Freien Wähler, der CDU und von Bündnis 90/Die Grünen, sie hätten die Absicht, sich nach geeigneten Kandidaten umzusehen.

Geht Ebert überhaupt wirklich?

Alexander Schülzle, Sprecher der Freien, wiederholte am Freitag diese Absicht seiner Fraktion. Allerdings ist Schülzle noch gar nicht überzeugt, ob der AfD-Bürgermeister wirklich den Hut nimmt. „Ich glaube es erst, wenn ich es schwarz auf weiß sehe. Er hat uns schon so oft ver...“

Für den Fall, dass Ebert geht, will der Fraktionschef die Stellenausschreibung und die Wahl schnellstmöglich realisiert sehen. Die Verwaltung sollte schon in der Gemeinderatssitzung am 23. Januar mit der Ausschreibung beauftragt werden, meint er.

Neuanfang sei möglich

Michael Eisele, Sprecher der CDU-Fraktion, wiederholte am Freitag seine Stellungnahme des Vortages, wonach der Rücktritt – der ihm vom Landratsamt bestätigt worden sei – „zum Wohle der Stadt sehr positiv zu werten ist. Denn damit verbunden ist ein Neuanfang möglich.“ Auch Eisele ist dafür, die Stelle schnellstmöglichst auszuschreiben und einen baldigen Wahltermin festzusetzen.

Bündnis 90/Grüne warten noch ab

Die Fraktion der Grünen hält sich bedeckt, man werde sich, so ein Mitglied der Ortsgruppe, nicht äußern, bevor der Rücktritt nicht absolut feststeht – oder Ebert gar in allernächsten Tagen den Rücktritt vom Rücktritt verkündet.

Joachim Steyer, Sprecher der AfD, war am Freitag aufgrund der Urlaubs- und Feiertage nicht zu erreichen.

Dörte Conradi, Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes, hegt an der Ernsthaftigkeit und Echtheit des Rücktritts keine Zweifel. „Mit Erleichterung nehmen wir die Nachricht vom nun offiziell beantragten Rücktritt zum 1. Juni zur Kenntnis; nun haben wir endlich Klarheit“, sagt sie.

Schwierige Zusammenarbeit mit Ebert

„Es ist die richtige Entscheidung von Herrn Ebert, den Platz an der Spitze des Rathauses vorzeitig frei zu machen und so einen Neuanfang zu ermöglichen.“

Es sei kein Geheimnis, so Conradi weiter, dass die Zusammenarbeit des Gemeinderats mit dem Bürgermeister in den vergangenen zweieinhalb Jahren „äußerst schwierig“ gewesen sei.

Image-Schaden für die Stadt

„Eine konstruktive Kommunalpolitik war nicht mehr möglich – auch wenn die objektive Bilanz der letzten 20 Jahre sicherlich ordentlich ist. Herr Ebert hat gemeinsam mit dem Gemeinderat in Burladingen einiges auf den Weg gebracht, aber durch sein polarisierendes Handeln und Auftreten in den vergangenen Jahren hat er die Bevölkerung gespalten, statt, wie von einem Bürgermeister zu erwarten, Brücken zu bauen und zu vereinen (...) ganz abgesehen vom Image-Schaden Burladingens weit über die Stadtgrenze hinaus. Mit einem neuen Bürgermeister sollten wir ein neues Kapitel aufschlagen.“

Conradi sprach sich nicht ausdrücklich für einen ganz frühen Wahltermin aus, eher dafür, die Entscheidung nicht übers Knie zu brechen.

Bisher kein klassischer Verwaltungsfachmann

Wer könnte sich bewerben? Gehandelt wurde schon der Beigeordnete Berthold Wiesner. Doch vor ein paar Wochen dazu befragt, erklärte er, dass er (aus familiären Gründen) dazu nicht bereit sei.

Bei den vergangenen Wahlen war das Bewerberfeld dünn, gegen den amtierenden Bürgermeister Harry Ebert wollte niemand antreten, doch auch bei der Wahl 1998, als Ebert erstmals kandidierte, vermisste man den ,klassischen‘ Bewerber – den ,gelernten‘ Verwaltungsfachmann.

Gemeinderat legt Termin fest

Wann könnte die Bürgermeisterwahl stattfinden? Darüber entscheidet der Gemeinderat. In der Gemeindeordnung heißt es dazu: „Wird die Wahl (...) wegen Eintritts in den Ruhestand oder Verabschiedung (...) notwendig, ist sie frühestens drei Monate und spätestens einen Monat vor Freiwerden der Stelle (...) durchzuführen.“