Malediven-Urlauber: Hotelmanager serviert die Corona-Nachricht im Unterwasserrestaurant

Von Hardy Kromer

Den auf der Urlaubsinsel im indischen Ozean gestrandeten und in Quarantäne befindlichen Touristen aus dem hohenzollerischen Unterland geht es gut. Das erfuhren wir aus erster Hand per Telefon.

Malediven-Urlauber: Hotelmanager serviert die Corona-Nachricht im Unterwasserrestaurant

Eine Malediveninsel: Urlaubsparadies und jetzt Quarantäne-Gefängnis.

Wie fühlt man sich, wenn das Urlaubsparadies und die Virenhölle plötzlich an ein und demselben Ort verschmelzen? Wenn der Traumurlaub auf den Malediven unfreiwillig verlängert wird und es von der Palmeninsel kein Entkommen gibt? Der Redaktion gelang es, die beiden Urlauber aus dem hohenzollerischen Unterland, die wegen der Corona-Epidemie im Indischen Ozean gefangen sind, ans Telefon zu bekommen.

Italienische Taucherin als Botin

Die erfreuliche Botschaft lautet: „Uns geht’s gut!“ So übermittelte es die 52-jährige Zollernälblerin, die zusammen mit ihrem Ehemann auf den Malediven in Corona-Quarantäne ist, weil eine italienische Taucherin das Virus ins Inselparadies getragen hat.

„Wir dürfen uns frei bewegen“

Abgesehen davon, dass sie nicht – wie eigentlich geplant – am kommenden Wochenende nach 14-tägigem Aufenthalt wieder nach Hause fliegen dürfen, müssen die beiden Urlauber nach eigener Auskunft keine Einschränkungen hinnehmen.

„Wir sind ja gesund, wir haben ja nichts“, berichtet die Frau. „Wir dürfen uns ganz frei bewegen – ins Restaurant, an den Strand ins Meer. Nur die Ausflüge sind abgesagt.“

Die ganze Insel ist das Hotel

Aber hieß es in den kursierenden Agenturmeldungen nicht, die mehr als 100 deutschen Urlauber dürften ihre Luxushotels wegen der Ansteckungsgefahr nicht verlassen? „Die ganze Insel ist ja das Hotel“, halten die beiden Urlauber aus dem Hohenzollerischen dagegen.

Ja, so ist es eben auf der malerischen Touristeninsel Kuredu. Und das prägt dann offensichtlich auch die innere Einstellung. „Jetzt genießen wir erst einmal unseren Urlaub“, sagt die 52-Jährige.

Folgenreicher „Nachtisch“

Kurios ist die Geschichte, wie das Paar aus dem Hohenzollerischen von ihrem Quarantäne-Schicksal erfahren hat.

Am vergangenen Freitagabend hielten sich die beiden auf der Nachbarinsel Hulhumalé auf: „Da gibt’s ein Unterwasserrestaurant, in dem wir zusammen mit drei anderen Paaren waren. Als wir fertig waren, kam der Hotelmanager und sagte, er habe schlechte Nachrichten: Wir dürfen nicht zurück nach Kuredu. Dort sei das Coronavirus ausgebrochen.“

Nach vier Tagen zurück ins Krisengebiet

Was tun? „Wir hatten nur dabei, was wir am Leib trugen.“ Die naheliegende Lösung schien zu sein, das Gepäck aus dem abgeriegelten Hotel auf die virusfreie Nachbarinsel zu holen – und einfach dort zu bleiben und von dort aus dann planmäßig heim zu reisen.

„Der Hotelmanager“, schildert die 52-Jährige, „hat alles versucht. Aber nach vier Tagen mussten wir alle acht zurück ins Krisengebiet.“

Ambulanzboot mit Vollvermummten

„Am Dienstag hat uns das Ambulanzboot mit vollvermummten Menschen abgeholt und zurück nach Kuredo gebracht.“ Das maledivische Gesundheitsministerium habe es so gewollt. Angebliche Begründung: „Unser Gepäck könnte ja verseucht sein.“

„Wir erfahren nur wenig“

Ein bisschen Unbehagen schwingt in der Stimme der Zollernälblerin mit, wenn sie auf die Informationslage zu sprechen kommt. „Wir erfahren nur ganz wenig“, sagt sie.

Auch von Bemühungen des deutschen Konsulates um sie und die vielen anderen festsitzenden deutschen Urlauber ist ihr und ihrem Mann nichts bekannt. „Wir wissen nur, dass die Insel unter Quarantäne steht – und zwar seit Freitag, 6. März.“

Regierung übernimmt die Kosten

„Normalerweise dauert die Quarantäne 14 Tage. Also gehen wir davon aus, dass wir bis zum 20. März hier bleiben müssen. Wir harren der Dinge, die da kommen.“

Beruhigend wiederum ist die Gewissheit, dass die Regierung der Malediven die Kosten für den verlängerten Aufenthalt übernehmen wird. Die Einnahmeausfälle, die die Selbstständige derweil daheim im Zollernalbkreis hat, wird ihr freilich keiner ersetzen. Gut, dass es WhatsApp gibt. So kann sie von den Malediven aus die Termine mit ihren Kunden absagen: „Sorry, bin gestrandet.“

Die Inselärztin ist angesteckt

Vor direktem Kontakt mit Infizierten fürchten sich die beiden Urlauber nicht. „Am 1. März, dem Tag, als wir angekommen sind, ist die infizierte italienische Taucherin grad heimgeflogen“, schildert die Zollernälblerin. „Aber da war das Pech schon auf der Insel.“ Angesteckt wurde unter anderem die Inselärztin. Die sei jetzt in der Hauptstadt Male in Quarantäne.

Hotelpersonal ist stark betroffen

„Stark betroffen“ von der Corona-Epidemie sei auch das Hotelpersonal. „Aber die sind alle isoliert.“ Unter den 700 Touristen, die sich aktuell auf der zweitgrößten Malediven-Insel aufhalten, gibt es ihres Wissens keine positiv Getesteten. „Ein paar Gäste mit Halsweh haben sich in den Bungalows verbarrikadiert.“ Erkältungen seien keine Seltenheit. „Es ist ja mega warm hier.“

Deutsche Urlauberin infiziert

Die jüngste Meldung aus dem Kuredu Island Resort: Inzwischen sei eine deutsche Urlauberin positiv auf das Coronavirus getestet worden. Sie befinde sich in Quarantäne.