Maag-Areal in Frommern: Räte ärgern sich über Makulatur in den Unterlagen

Von Nicole Leukhardt

Einen Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan für das Gebiet zwischen der Konrad-Adenauer- und der Bühlstraße sollten die Räte in Frommern am Donnerstagabend in ihrer Sitzung auf den Weg bringen. Sie taten es, jedoch nicht, ohne ihrem Ärger über die Verwaltung Luft zu machen.

Maag-Areal in Frommern: Räte ärgern sich über Makulatur in den Unterlagen

Wohnen oder Gewerbe oder nichts von alledem? Die Frommerner Räte brachten am Donnerstagabend zuerst einmal einen Bebauungsplan auf den Weg.

Bereits vor Frommerns Ortsvorsteher Stephan Reuß in die Diskussion um den neu zu fassenden Bebauungsplan einstieg, räumte er mit einem Gerücht auf: „Es gab für die heutige Textilfabrik Maag eine Bauvoranfrage eines Investors, die jedoch zurückgezogen wurde. Aktuell liegt uns keine Bauvoranfrage vor.“

Einige der Ortschaftsräte stellten in diesem Zusammenhang die SItzungsunterlagen der Balinger Verwaltung in Frage. Denn darin enthalten waren die detaillierten Planungen und Ansichten für drei Wohngebäude der Urbanbau, eines Investors aus Renningen, der bereits im Frühsommer seine Pläne vorgestellt hatte.

Die Pläne lagen vor ...

Die Stadtentwicklungs- und Projektmanagementfirma hatte auf dem Areal drei Wohnhäuser mit insgesamt 46 Wohneinheiten bauen wollen und hat mit diesem Vorschlag bereits eine zweite, überarbeitete Planung vorgelegt, denn ursprünglich sollten auf dem Maag-Gelände über 60 Wohnungen entstehen. Auch im Technischen Ausschuss am 9. Oktober hatte Balingens Baudezernent Michael Wagner diese Planungen noch einmal ausführlich erläutert.

Ein vierstöckiger Riegel inklusive Staffelgeschoss entlang der Konrad-Adenauer-Straße, zwei zweigeschossige Baukörper plus Staffelgeschoss dahinter - so sollte die Zukunft des Maag-Areals aussehen. Auch über die künftigen Mieter hatte sich Urbanbau schon Gedanken gemacht: Von sogenannten Starterwohnungen für junge Menschen, über barrierefreie Wohnungen für Senioren, bis hin zu Wohungen für Familien mit Kindern sollte alles im Sortiment sein.

...doch sind längst Makulatur

Allein: Bereits im Juli hatte die Urbanbau die Bauvoranfrage zurückgezogen. Das war zwar im Technischen Ausschuss nicht so deutlich zur Sprache gekommen, geht jedoch aus einem offenen Brief vom 20. Juli des Jahres hervor, den die Renninger Firma an sechs Anwohner und eine Anwaltskanzlei schickte. Einer der Nachbarn, der sich nicht mit dem Neubau abfinden kann, ist Dr. Hans Bohn. Auch er hatte dem Bauträger gegenüber zahlreiche Bedenken geäußert und sie begründet. Zur Antwort der Urbanbau sagt er: „Das war kein besonders netter Brief.“

Denn der Investor beginnt sein Schreiben gleich mit den Worten „wir müssen auf diesen Grundstücken nicht bauen“. Die Einwände der Nachbarn seien nur schwer nachvollziehbar, schließlich habe man die nachbarschaftlichen Belange berücksichtigt. Neben dem Verweis auf preisgekrönte andere Projekte aus dem Portfolio schließt die Firma mit dem Hinweis „Der jetzige Eigentümer wird in jedem Fall sein Anwesen zeitnah verkaufen, so dass Sie davon ausgehen können, dass auf den Grundstücken kurzfristig nunmehr ein gewerbliches Bauvorhaben realisiert wird. Durch die Umwandlung in eine Wohnbebauung hätten Sie als Grundstücksnachbar einen hohen Nutzen gehabt. Schade, dass Sie dies nicht erkannt haben.“

Investor zeigt sich verschnupft

Für Dr. Hans Bohn ist die Intention des Schreibens klar – es soll ein Druckmittel sein. Als die Frommerner Räte in ihrer Sitzung am Donnerstag noch einmal bekräftigen, dass sie Wert auf Innenverdichtung mit Maß und Ziel legen, und Ulrich Teufel (SPD) betonte, ein Gebäude mit vier Geschossen nicht zulassen zu wollen, brandet dann auch spontan Applaus aus den Zuhörerreihen, in denen auch Bohn Platz genommen hat, auf.

„Ich werde mich bei der Verwaltung beschweren, kaum lesbare Pläne mit herausradierten Teilen können für uns keine Entscheidungsgrundlage sein“, machte Teufel seinem Ärger über die Vorlage schließlich Luft und bekam Rückendeckung von Fraktionskollegin Angela Godawa.

Auch die Darstellung der Gebäude, ob geplant oder nicht, ärgerten den Gemeinde- und Ortschaftsrat. „Die übrigen Häuser in der Umgebung stimmen weder von der Dachneigung noch von der Fassadenhöhe her mit der Realität über ein. In diesen Schnitten werden uns Situationen dargestellt, die uns täuschen, ob bewusst oder unbewusst lasse ich dahin gestellt“, so Teufel. Auch ihn verwunderte die Tatsache, dass den Unterlagen die Bauvoranfrage angefügt war, die seit drei Monaten vom Tisch zu sein scheint.

Der Bebauungsplan soll keiner Bauvoranfrage dienen

„Wir werden sicher keinen Bebauungsplan um eine Bauvoranfrage herumbasteln“, bekräftigte Ortsvorsteher Stephan Reuß. Sehr zur Freude von Dr. Ingrid Helber (FDP), die anmerkte, der Ortschaftsrat sei für die Bürger, nicht für die Stadt da.

Ob letztlich zunächst gar nichts oder wie von Urbanbau angedroht ein Gewerbebau oder doch Wohnbebauung kommen soll, ganz vom Tisch scheint das Bauvorhaben zumindest nicht zu sein. Balingens Baudezernent Michael Wagner formuliert es so: „Nach unseren Kenntnissen gab es keine Änderungen in der Absicht des Investors. Die geplante Wohnbebauung wird gegenüber dem Status quo nicht zu einer Verschlechterung führen.“ Die Stadt begrüße das Vorhaben, diene es doch der Innenentwicklung, Nachverdichtung und Schaffung von zusätzlichem Wohnraum.

Die eigentliche Entscheidung, nämlich der Beschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplans, fiel einstimmig. Die zulässige Art der baulichen Nutzung soll darin neu geregelt, ein allgemeines Wohn- und ein Mischgebiet ausgewiesen werden.