Leukämiepatient nutzt die Albstadt-Challenge als Training für den Kilimandscharo-Aufstieg

Von Horst Schweizer

Vor sechs Jahren erkrankte der zwölfjährige Yunus Borowczak an Leukämie. Er ließ sich nie unterkriegen, schaute immer positiv nach vorne. Mit Mutter und Schwester will er nun den Kilimandscharo besteigen. Als Training dafür dient am Wochenende die Albstadt-Challenge.

Leukämiepatient nutzt die Albstadt-Challenge als Training für den Kilimandscharo-Aufstieg

Cornelia, Yunus und Ayla Borowczak freuen sich auf die Albstadt-Challenge und den Kilimandscharo.

Wenn Dr. Cornelia Borowczak auf 2013 zurück schaut, wird sie traurig: „Für uns brach eine Welt zusammen, es war furchtbar, wir wussten ja gar nicht, was uns erwartet.“ Ihr Sohn Yunus bekam damals die fast erdrückende Diagnose „chronische myeloische Leukämie“, kurz CML.

Welle der Hilfsbereitschaft

Die Nachricht löste eine Welle der Hilfsbereitschaft in Albstadt aus. Eine Typisierungsaktion brachte 826 Neuregistrierungen und 46 000 Euro Spendengeld. Vereine und Schulklassen engagierten sich bei Spendenaktionen und Benefizveranstaltungen.

60 Kilometer im Blick

Yunus Borowczak geht es heute Dank Medikamenten wieder sehr gut. Mit großem Engagement brachte er sich aktuell bei den Tailfinger Waldheim-Freizeiten zwei Wochen in der Betreuer-Mannschaft ein. Sein nächstes sportliches Ziel ist jetzt am Samstag die Albstadt-Challenge (wir berichteten gestern). Gemeinsam mit Mutter Cornelia und Schwester Ayla ist er zuversichtlich, die Herausforderung von 60 Kilometer zu meistern. Sozusagen ein kleiner Test für das nächste große Vorhaben.

Auf 5895 Meter hinauf

Denn die drei Borowczaks wollen Ende Oktober den Kilimandscharo besteigen. Aufmerksam auf das Projekt „Climb for a Cure“ wurde Cornelia Borowczak vor einem Jahr auf der Homepage „International Chronic Myeloid Leukemia Foundation“, kurz „iCMLf“. Eine internationale Gruppe mit 30 Personen, von denen jede im Vorfeld 3000 Dollar für den Kampf gegen CML sammeln muss, möchte den 5895 Meter hohen Kilimandscharo, den höchsten Berg Afrikas, besteigen. Mit dabei sind auch Ärzte, ebenso Cornelia, Ayla und Yunus Borowczak.

Bislang 5700 Dollar gesammelt

Sie entschieden sich gemeinsam für die Aktion. Im Februar meldeten sie sich an, begannen in verschiedenen Bereichen zu sammeln. So bei den Unterstützern von Yunus, in der Show von Hundeprofi Martin Rütter, an der „Langen Tafel“ in Tailfingen. Bei zahnärztlichen Kongressen war die Familie mit einem Stand vertreten, verkaufte gespendete Häkelarbeiten und Bilder. Bisher konnten rund 5700 Dollar für die Stiftung gesammelt werden.

9000 Dollar müssen zusammen kommen

„Wir sind zuversichtlich, die 9000 Dollar zusammen zu bringen“. Am 7. September gibt es im „Juvel“ noch eine Benefizveranstaltung. Die gesamten Reisekosten, einige tausend Euros, müssen die Borowczaks selbst finanzieren. „Das ist unser diesjähriger Familienurlaub“, lacht Mutter Cornelia.

Medikamente wirken

Dass dies überhaupt möglich ist, verdankt Yunus einem von fünf Medikamenten, die auf dem Markt sind, welches das unkontrollierte Wachstum von unreifen weißen Blutkörperchen wirkungsvoll abbremst. Aufopferungsvoll hat sich Mutter Cornelia von Anfang an mit der Krankheit befasst. Doch waren die meisten Infos im Netz englischsprachig, kontinuierlich hat sie sich hineingekniet. Sie nahm an Telefonkonferenzen teil, besuchte Kongresse, hielt Vorträge, wurde Mitglied und Aktivistin im deutschen „Elternverein für Kinder mit CML“ und ist heute gut vernetzt mit allen, die den gleichen Kampf führen wie sie.

Yunus hält sogar Vorträge

„Mir war es wichtig, kein Mitleid zu erfahren, sondern andere zu unterstützen“, erzählt der heute 18-Jährige Yunus. Er hielt selbst Vorträge, so zuletzt beim „CML Horizon“ im Mai in Lissabon. „Alle anderen Teilnehmer fanden, dass er das großartig gemacht hat, er bekam Standing Ovations nach seinem Vortrag“, freute sich die Mutter rückblickend.